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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Gütekriterien von schulzensuren


1. Drama
2. Liebe

Erwartungswidrige Notenverteilungen lassen vermuten, dass Schulnoten die geforderten Gütekriterien Objektivität, Zuverlässigkeit und Gülitigkeit nicht erfüllen.

Deutscharbeiten und Gütekriterien:

Am häufigsten wurde das Gütekriterium der Objektivität überprüft.
Dies geschah im Unterrichtsfach Deutsch anhand von Aufsätzen.
Man sollte eigentlich vermuten, dass die selbe Arbeit, von verschiedenen Lehrern beurteilt in etwa die selbe Note erhalten würde. Dann wäre das Gütekriterium der Objektivität erfüllt.
Mehrere Untersuchungen zeigen jedoch, dass das nicht der Fall ist.
In einer Untersuchung wurde eine Deutsch-Maturaarbeit 42 Deutschlehrern vorgelegt.
In den wenigsten Fällen streute sich das Urteil nur über 2 Notenstufen.
Oft waren als Urteile für ein und dieselbe Arbeit alle Noten von "sehr gut" bis "nicht genügend" vertreten.
Doch was sind die Gründe für die unterschiedliche Benotung?
1. Allgemein kann man sagen, dass ältere Lehrer strenger beurteilen als jüngere.
2. Auch die Handschrift hat Auswirkungen auf die Leistungsbeurteilung, wobei Lehrer, die selbst eine
schlampige Handschrift haben, weniger Wert darauf legen. Der Benotungsunterschied einer schlampig geschriebenen Arbeit und derselben Arbeit in Schönschrift beträgt jedoch fast ein Notengrad.
3.Die zuerst beurteilten Aufsätze wurden in der Regel strenger beurteilt.
4.Unterschiedliche Voraussetzungen bewirkten unterschiedliche Urteile.
Etwa: "Der Vater ist Redakteur einer großen Linzer Tageszeitung", bewirkte eine bessere Beurteilung, als "Der Schüler liest nur Schundhefte"
5.Einen großen Stellenwert bei der Beurteilung haben Rechtsschreibfehler, weil sie leicht abzählbar sind und somit den Anschein großer Objektivität bewirken. Doch gerade die unterschiedliche Handhabung von Rechtschreibfehlern bewirkte die großen Unterschiede bei den Noten.
Was manche Lehrer als leichten Fehler bezeichneten, wurde von anderen als schwer beurteilt.
Manche Beurteiler nahmen Rücksicht auf Wiederholungsfehler, andere nicht, und schließlich konnte festgestellt werden, dass bei guten Schüler oft Fehler übersehen werden, was bei schlechteren kaum passiert.

Wir sehen daran, dass das Gütekriterium der Objektivität bei Deutsch-Arbeiten also kaum erfüllt ist.
Die Zuverlässigkeit wurde weitaus weniger oft untersucht als die Objektivität, doch es gibt auch Untersuchungen dazu. ASCHERSLEBEN überprüfte sie bei Diktaten mit Wiederholungen und die Zuverlässigkeit war sehr gering.

Wegen der geringen Objektivität und Zuverlässigkeit kann man auch eine geringe Gültigkeit von Zensuren bei Deutscharbeiten feststellen.


Mathematikarbeiten und Gütekriterien:

Mathematikarbeiten wurden wesentlich weniger auf ihre Gütekriterien untersucht als Deutscharbeiten, ganz einfach aus dem Grund, dass man Mathematikarbeiten ohnehin für objektiv beurteilt hielt.
Dem ist aber nicht so. Eine Untersuchung stellte auch bei Mathematikarbeiten eine Notenstreuung von bis zu 5 Notenstufen fest.
Das geht vermutlich auf die unterschiedliche Gewichtung von Lösungsansatz, Rechenweg und formaler Gestaltung zurück.
Man sieht, dass auch bei Mathematikarbeiten das Gütekriterium der Objektivität nicht erfüllt wird.
Ähnlich die Zuverlässigkeit. Man legte Lehrern nach 4 Wochen noch einmal die gleiche Mathematikarbeit vor.
Die wenigsten beurteilten sie noch einmal mit der gleichen Note.

Auch in anderen Fächern wurden, wie auf Grund von Untersuchungen festgestellt wurde, die Gütekriterien meist nicht erfüllt.

Trotzdem kann man sagen, dass in der Praxis oft oder sogar meist die Gütekriterien erfüllt werden, da sich Schüler den Anforderungen ihres Lehrers anpassen und die große Streuung der Noten bei verschiedensten Untersuchungen vor allem auf 2 Faktoren zurückzuführen ist:
1.wenn eine durchschnittliche Leistung vorgelegt wird
2.wenn die Zahl der Beurteiler hinlänglich groß ist.

Eine äußerst gute Leistung wird eigentlich immer mit "sehr gut" beurteilt, während schlechte Leistungen immer mit "nicht genügend" benotet werden.
Die Streuung ist also hauptsächlich auf durchschnittliche Leistungen zurückzuführen.


Personbeurteilung und Beurteilungsfehler:

Wie schon erwähnt, genügen Hinweise auf den Beruf des Vaters, oder einfach eine schlampige Schrift, die Note um bis zu einem Grad zu verbessern oder verschlechtern.
Daraus lässt sich erkennen wie eng Leistungsbeurteilung mit Personbeurteilung zusammenhängt.


Personwahrnehmung:

Personwahrnehmung ist die Grundlage jeder Personbeurteilung.
Wir hören was jemand sagt, wir sehen seine Gestalt, seinen Gesichtsausdruck, seine Bewegungen und nehmen diese auf. Diese Wahrnehmungen erfolgen stets in einer gewissen Umgebung (Kontext der Wahrnehmung).
Diese Umgebung kann sehr unterschiedlich sein, von der Schule über die U-Bahn, die Skipiste oder das Theater, und genauso unterschiedlich gut oder schlecht wird die gleiche Reaktion in verschiedenen Umbebungen aufgenommen.
Was einem Lehrer in einer Situation angemessen erscheint, kann er in einer anderen Situation als unangemessen empfinden.
Außerdem hängt es von früheren Erfahrungen, die wir mit einer Person gemacht haben ab, wie eine Situation auf uns wirkt.
All diese Informationen nehmen wir nun auf und wir selektieren sie, dass heißt wir treffen eine Auswahl der Informationen über eine Person, die uns erhalten bleiben sollen.Was uns bei dieser Selektion wichtig erscheint, hängt sehr stark von unserer persönlichen Verfassung ab, wie wir uns fühlen.
Daraus bilden wir dann unser Personurteil. Aufgrund dessen unser Verhalten gegenüber einer Person stark beeinflusst wird. Dieses Personurteil beeinflusst auch sehr oft die Notengebung.

(falls noch Zeit, Beispiel auf Seite 129)


Erwartung und Wahrnehmung:

Wenn wir von einer Person eine bestimmte, egal ob positive oder negative Erwartung haben, beeinflusst das unsere Wahrnehmung.
Natürlich ist dabei die Stärke der Erwartung wichtig. Eine Erwartung ist umso stärker, je öfter sie bestätigt wurde. Unsere Wahrnehmung wird jetzt insofern beeinflusst, als das wir bis zu einem gewissen Grad das sehen, was wir sehen wollen, das bedeutet wir selektieren unsere Wahrnehmungen aufgrund unserer Erwartungen.
Auf die Schule umgelegt bedeutet das, dass ein Schüler der für intelligent gehalten wird und durchwegs gute Leistungen bringt auch einmal dumme Aussagen machen kann, die der Lehrer nicht aufnimmt, oder das schlechte Leistungen von ihm aufgrund der Wahrnehmungsverzerrung besser dargestellt werden.
Das gilt natürlich auch umgekehrt.

Personbeurteilung und Gütekriterien:

In der Schule haben Personbeurteilung so große Bedeutung, weil sie mittelbar auf die Leistungsbeurteilung wirken oder weil die Stellungnahme eines Lehrer zum Beispiel über die Eignung eines Schülers einer höheren Schule viel bewirken kann.
Wegen dieser Wichtigkeit müssten eigentlich auch für Personbeschreibungen Gütekriterien gelten.
Das Gütekriterium der Objektivität wird im schulischen Bereich der Personbeurteilung jedoch kaum erfüllt, da es sich meist um schwer zu erfassende Merkmale handelt, und Lehrer nicht darauf "trainiert" sind Personurteie zu erstellen.
Die Zuverlässigkeit von Personbeschreibungen ist dagegen relativ hoch. Wenn jemand einmal ein Urteil über eine gewisse Person gefällt hat, bekommt er schwer wieder ein anderes.
Das lässt sich vermutlich darauf zurückführen das sich individuelle Beurteilungsfehler immer wieder wiederholen.
Die Gültigkeit gibt an, in wieweit ein Merkmal ein Merkmal richtig erfasst wurde.
Wegen der geringen Objektivität und weil verschiedene Personen so viele verschiedene Urteile über andere Personen fällen, kann man von einer äußerst geringen Gültigkeit von Personbeschreibungen ausgehen.
Manche wagen sogar zu behaupten, dass Personbeschreibungen mehr über den Beurteiler als über den Beurteilten aussagen.


Beurteilungsfehler:

Das Wort Beurteilungsfehler hat ein negatives Umfeld, da man glaubt, dass Fehler vermeidbar sind und das man es "richtiger" machen könnte. Beurteilungsfehler sind jedoch unvermeidbar und äußerst häufig.
Einige dieser Beurteilungsfehler möchte ich nun behandeln.

Hofeffekte:

Dieser Effekt beschäftigt sich im Wesentlichen mit der Ausstrahlung von Menschen.
Ein Merkmal "straht aus" auf andere Merkmale.
Zentrale Eigenschaften, von denen Hofeffekte ausgehen wären zum Beispiel warmherzig/kühl oder höflich/unhöflich.
Ein Lehrer, der merkt, dass ihm ein Schüler besonders aufmerksam zuhört, schließt daraus, dass dieser Schüler intelligent, fleißig, kritisch und hilfsbereit ist.
Auch das Aussehen hat großen Einfluß auf die Personbeurteilung.
Attraktiven Schülern wird von ihren Lehrern auch höhere Intelligenz, besseres Benehmen und so weiter zugeschrieben.


Soziale Vorurteile - Stereotype:

Vorurteile sind für unsere Wahrnehmung äußerst wichtig.
Sehen wir einen Italiener oder Deutschen, einen Lehrer oder Bankdirektor etc. haben wir aufgrund von Vorurteilen schon eine bestimmte Erwartungshaltung, die sich durch Wahrnehmungsselektion bestätigt.
Dasselbe gilt auch für soziale Vorurteile in der Schule.
Einige Beispiele dafür sind etwa:
"Mädchen sind mathematisch nicht begabt.",
"Vorzugsschüler versagen im späteren Berufsleben", oder
"Kinder von Akademikern sind gute Schüler".
Diese Vorurteile wirken sich auf die Personen und Leistungsbeurteilung aus.
Deshalb erhalten Kinder aus höheren sozialen Schichten vergleichsweise öfter Empfehlungen für höhere Schulen als Kinder aus niedrigeren sozialen Schichten.


"Umso schlimmer für die Wirklichkeit"

Verschiedene Erwartungshaltungen führen also zu Wahrnehmungsselektion, doch was passiert, wenn sich das Wahrnehmungsbild so stark vom Erwartungsbild unterscheidet, dass es unmöglich ist, die Wahrnehmung anzupassen?
In diesem Fall kommt es zu KOGNITIVEN DISSONANZEN.
Die Theorie der kognitiven Dissonanzen stammt von Leon FESTINGER, der davon ausgeht das jeder Mensch in seiner geistigen Welt eine Ordnung haben möchte.
Er empfindet es als unangenehm, wenn seine Gedankenwelt Widersprüche in Form von kognitiven Dissonanzen enthält. Diese Widersprüche müssen ausgeglichen werden. Dazu hat man 2 Möglichkeiten, die sich an einem Beispiel am besten erläutern lassen:
Einem Raucher wird immer wieder gesagt, wie schädlich Rauchen für die Gesundheit ist.
Er hat nun die Möglichkeit mit dem Rauchen aufzuhören oder er schwächt die Beweise ab, in dem er rauchende Bekannte, die ein langes Leben führen, oder rauchende Spitzensportler erwähnt.
Die Theorie der kognitiven Dissonanzen ist häufig anzuwenden und auch in der Schule.
1. Ein Lehrer hat eine positive Erwartungshaltung von einem Schüler. Der Schüler bestätigt diese durch eine gute Leistung. Der Lehrer sieht sich in seiner Erwartung bestärkt und schreibt gerne ein "sehr gut" in sein Notenbüchlein.
2. Ein Lehrer hat eine negative Erwartungshaltung und diese wird bestärkt. Auch hier tritt keine kognitive Dissonanz auf und er schreib ein "nicht genügend" ohne Skrupel ein.
3. Ein Lehrer hat eine positive Erwartungshaltung. Diese wird jedoch enttäuscht, weil der Schüler ein schwache Leistung erbringt. Handelt es sich um eine "erträglich" schwache Leistung wird sie durch Wahrnehmungsselektion verfälscht und es kann doch ein "sehr gut" oder "gut" eingetragen werden. Ist die erbrachte Leistung jedoch so schlecht, dass sie durch Wahrnehmungsselektion nicht verbessert werden kann, sucht der Beurteiler nach Gründen wie Krankheit oder er kann glauben, dass jeder einmal Pech hat. Auf jeden Fall wird er Skrupel haben ein "nicht genügen" einzutragen und eher beim "genügend" bleiben.
4. Umgekehrt kann es natürlich auch der Fall sein. Hat ein Lehrer eine negative Erwartungshaltung und der Schüler erbringt eine hervorragende Leistung, treten manchmal Zweifel auf, ob es sich um eine ehrlich verdiente gute Arbeit handelt, oder ob geschummelt wurde. Manchmal wird auch versucht, so lange weiterzufragen, bis etwas gefunden wird, das nicht vollständig beherrscht wird. In jedem Fall ist es für den Schüler in diesem Fall schwieriger, eine Note wie "sehr gut" oder "gut" zu erreichen.

Schlußfolgerung: Es muß viel geschehen, dass ein Lehrer einem Schüler von dem er eine ausgesprochen gute Erwartungshaltung hat, ein "nicht genügend" gibt und umgekehrt.
Weil eben nicht sein kann, was nicht sein darf.


Erwartungen:


Auswirkungen auf den Beurteiler:

Das positive oder negative Erwartungen Auswirkungen auf den Beurteiler haben, haben wir schon gehört.
So werden also etwa bei Deutsch-arbeiten viel mehr Fehler bei guten als bei schlechten Schülern übersehen, was die Erwartungshaltung wiederum bestärkt.

Auswirkungen auf den Beurteilten:

Auch auf den Beurteilten haben Erwartungen Auswirkungen
Bis zu einem gewissen Grad macht jemanden eine Erwartung wirklich zu dem was wir von ihm erwarten.
Schüler zeigen Lehrern oft, was sie von ihnen erwarten, durch verbale oder nonverbale Kommentare.
Wirken Schüler auf einen Lehrer interessiert und aufmerksam, dann bestärkt das den Lehrer in seinem positiven Berufsselbstkonzept, was zu einem angenehmeren Unterricht führt, der wiederum von den Schülern besser aufgenommen wird und wieder vom Lehrer als positives Selbstkonzept verwertet wird.

Das gleiche gilt auch für Schüler. Hat ein Lehrer eine positive Erwartung von einem Schüler, gibt er jenem oft mehr Aufmerksamkeit, was den Schüler zusätzlich motiviert und ihn zu guten Leistungen anspornt.
Das hat nun zur Folge, dass Schüler von denen gute Leistungen angenommen werden, wirklich bessere Leistungen bringen, als gleich leistungsfähige Schüler, von denen der Lehrer kein so gutes Erwartungsbild hat.
Außerdem haben Schüler oft noch kein fixes Selbstbild. Er schließt auf seine eigene Leistungsfähigkeit oft durch die Erwartung des Lehrers. Schüler von denen der Lehrer nun ein poitives Erwartungsbild hat, entwickeln nun ein besseres Selbstbild und somit auch größeres Selbstvertrauen, welches zu besseren Leistungen führt.
Glaubt der Schüler nun zum Beispiel aber, dass ihn die Lehrer für dumm halten, schwächt das sein Selbstvertrauen und seine Leistungsbereitschaft, als Folge bringt er schlechte Leistungen und sieht die Erwartung des Lehrers bestätigt.

Diese Erkenntnissen dürfen jedoch nicht zu der Annahme führen, dass schlechte Schüler nur schlecht sind, weil ein bestimmter Lehrer eine negative Erwartungshaltung von ihm hat, oder dass bei jedem Schüler durch entsprechende Motivierung eine Leistungsverbesserung stattfinden kann.
Das ist nur der Fall, falls ein "nicht ausgenütztes Leistungspolster" vorhanden ist.

 
 

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