Historische Entwicklung
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Im Laufe der Epochen hat sich die Form der Stadtgedichte sehr verändert. Während in den früheren Epochen wie etwa Mittelalter bis Romantik und Klassik (Bsp.: Friederich Hölderins "Heidelberg") Gedichte über Städte eher als Landschaftsbeschreibungen gesehen werden können bzw. die Städte nur der Ort eines Geschehnisses waren. Auch die realistischen Dichter widmeten sich den Städten eher in Form einer Naturbeschreibung wenn auch mit subjektiven Elementen (Bsp.: Storms "Die Stadt"). In Frankreich trat dann, vor allem auf dem Boden der imperialen Weltstadt Paris, in Charles Baudelaires und Emile Zolas Tagen zum ersten Mal das Phänomen der Großstadtlyrik auf. Diese war allerdings geprägt vom Symbolismus, der Décadence und dem Fin de siècle. Nach dem Krieg in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts entwickelte sich in Deutschland ein literarisch vergleichbares Phänomen. Im Gegensatz zur französischen Großstadtlyrik war die neue Deutsche anfangs eine naturalistische Stadtlyrik.
Naturalistische Großstadtlyrik
Diese Dichtung basiert nicht auf dem Erlebnis eines Einzelnen oder auf einem Menschheitsschicksal, sondern beruft sich auf die Unterschicht, es war eine soziale Dichtung. Um 1905 wohnten bereits 11,5 Millionen Deutsche in Städten mit über 100 000 Einwohnern; dies nahm natürlich auch einen beträchtlichen Einfluß auf das kulturelle Leben der damaligen Zeit. . Berlin war zur Weltstadt geworden und als solche bildete sie einerseits einen geistigen Anziehungspunkt, insbesondere für die neue Dichtergeneration, andererseits einen Sammelplatz für Gestrandete, Enttäuschte, Elend Erleidende - für die Unterschicht. Eines der Grundthemen der Großstadtlyrik war auch die Schilderung des großstädtischen Elends und des moralischen Verfalls. In dieser naturalistischen Großstadtlyrik findet sich allerdings auch ein "sozialistischer" Unterton. Anhand der Tatsache das diese Lyrik das Einzelschicksal zwischen Tausend anderen behandelt könnte man auch von einer soziologischen Lyrik sprechen. Obwohl die meisten naturalistischen Dichter von bürgerlicher Herkunft waren bewegte sie doch die Misere des neuen Großstadtmilieus; das einen enormen Kontrast zu der Welt ihrer Kindheit bildete. Dadurch entstand der sozialkritische Aspekt der naturalistischen Literatur.
Großstadtlyrik im Impressionismus
Bürgerliche Dichter wie etwa Stefan Georg, Hugo von Hofmannsthal, Friedrich Nietzsche und Rainer Maria Rilke (Ausnahme: Auszüge aus Rilkes "Stundenbuch" ) übersahen die dunklen Seiten der städtischen Existenz und verharmlosten sie mittels Momentanaufnahmen und impressionistischer Stimmungsbilder. Die unernste Abhandlung der impressionistischen Dichtung bildete wohl den Tiefpunkt der sozialen Großstadtdichtung, da der eigentliche Grundgedanke der sozialen Dichtung im Impressionismus beinahe verlorenging.
Expressionistische Großstadtlyrik
Ihre zweite Blütezeit erlebte die Großstadtlyrik dann zur Zeit des Expressionismus (ca.1910-1920). Expressionistischen Dichtern gelang es das Wesen der Großstädte zu erfassen und dann in Worten zu manifestieren. Sie gaben die häßlichen Seiten der Großstädte "ungeschminkt" wieder und scheuten auch nicht zurück vor Details. Anders zum naturalistischen Stil fanden die Expressionisten Gefallen am Extravaganten, entdeckten ihre Lust am Grotesken und den Spaß am Schockierenden. Außerdem wechselten die Inhalte der Lyrik. Bediente man sich im Naturalismus noch solcher Themen wie Proletariat, Armut, Wohnelend, schlechte Arbeitsbedingungen und anderer sozialer Faktoren so wendete sich man im Expressionismus eher dem Zerfall und Untergang der Städte im 1. Weltkrieg zu. Themen wie die Kontamination der Städte durch den Tod (und den Krieg im Allgemeinen) findet man auch bei weniger bekannten Expressionisten als Georg Heym und Georg Trakel. Die oftmals verwendeten Ausdrücke Hohlheit und Kahlheit, Kälte und Härte, Stein und Mauer, Qual und Tod sind Sinnbilder der expressionistischen Dichtung für die "Gefangenheit" und Verzweiflung der Großtädtler. Die Großstadt dient nur als Demonstrationsobjekt des expressionistischen Grundgedankens des Weltendes. Die Expressionisten verwendeten vor allem die Stilmittel der Allegorie (Übertreibung), Metaphern, Personifikationen etc. um die von ihnen gewünschte Überzeichnung, Verzerrung, Ironisierung zu erreichen (Bsp.: Alfred Lichtensteins "Die Stadt").
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