Gleichnis, in der Literatur ein sprachliches Gestaltungsmittel, bei dem eine Vorstellung oder ein Sachverhalt (Sachsphäre) zur Verdeutlichung mit einem analogen Vorgang oder Zustand aus einem vertrauten anderen, meist sinnlich-konkreten Lebensbereich (Bildsphäre) verglichen und beide durch Vergleichspartikel (so-wie) ausdrücklich aufeinander bezogen werden. Der einzige, wechselseitig die Bedeutung erhellende Berührungspunkt zwischen Sach- und Bildsphäre wird tertium comparationis genannt. Dadurch ist das Gleichnis von der Fabel unterschieden, bei der mehrere Bezugspunkte zwischen den Bereichen existieren. Bekannteste Beispiele für Gleichnisse in der Literatur sind die episch breit ausgestalteten Gleichnisse Homers, von denen die Ilias 182, dieOdyssee 39 enthält, sowie die Gleichnisse der Bibel, die der Ermahnung oder Belehrung und als Stütze der Argumentation dienen ("Womit soll ich das Reich Gottes vergleichen? Es ist wie der Sauerteig, den eine Frau unter einen großen Trog Mehl mischt, bis das Ganze durchsäuert war;" Lukas 13, 20-21). Die Parabel ist ein zur Erzählung erweitertes Gleichnis, wird vom Gleichnis im engen Sinn aber oft unterschieden. |