Vom geschichtlichen her zeigt Schnitzler die damalige Situation zur Zeit der Inflation auf. Geld spielt für die wohlhabenden keine Rolle; als Else "scherzend" meint ob ihr Dorsay eine Million Gulden gibt, willigt er sogar in dieses Geschäft ein. Die Gesellschaft wird sehr kritisiert. Mit dem materiellen Wohlstand korrespondiert eine geachtete Stellung in der Gesellschaft - die Hotelbewohner sind angesehene Leute. Den äußeren Vorzügen entsprechen jedoch keineswegs die moralischen Qualitäten. In dieser Beziehung, so meint Else, seien sie alle "Schufte", "Gesindel". Solch ein "Schuft" ist Elses eigener Vater, einer der angesehensten und begabtesten Advokaten Wiens. Von Berufs wegen entscheidet er über Recht und Unrecht. Aber er selbst hat Mündelgelder veruntreut, um Bakkarat zu spielen und auf der Börse zu spekulieren. Zur selbstverständlichen Gewohnheit ist es ihm geworden, die eheliche Treue zu brechen. Nach außen hin muß aber die Moral gewahrt bleiben. Dabei scheut er sich nicht, seine hübsche Tochter zu verkaufen, um seinen eigenen verwerflichen Leichtsinn nicht ruchbar werden zu lassen.
Else, die als "Mädchen aus guter Familie" keinen Beruf erlernte, sondern nur darauf vorbereitet wurde, sich bei einer "reichen Partie" möglichst vorteilhaft zu verkaufen, muß lernen, daß die sittlichen Ideale Scheinideale sind. Sie, die ihre Schönheit nicht für Geld preisgeben will, zerbricht an der Unmoral jener Gesellschaft, in der sie lebt. Die Bitte ihres Vaters und die Forderung Dorsays treiben sie in eine ausweglose Situation. Ihr bleibt nur die Flucht in den Selbstmord.
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