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utor Frisch greift des Öfteren Gedanken der französischen Schriftstellerin Simone de Beauvoir (1908 - 1986) auf. Zwei ihrer wichtigsten Werke waren Die Mandarine von Paris (1955), ein Schlüsselroman der Linksintellektuellen um Sartre, und Das andere Geschlecht (1951), welches eine große Rolle für Frischs Werke spielte. In Homo faber wird mehrmals Bezug genommen auf Das andere Geschlecht, in dem die uneingeschränkte Emanzipation der Frau gefordert wird. Zum einen stellt sich der Aspekt "Hanna" als emanzipierte Frau im Europa der 50er Jahre, die ihre Tochter allein erzieht und einen akademischen Titel besitzt. Allerdings stellt Hanna Landsberg damit eine Ausnahme dar, laut de Beauvoir ist der Mann das "überlegene" Subjekt, die Frau das "Andere". Dies wird besonders in Fabers frauenverachtender Haltung, die sich durch fast den gesamten Roman zieht, deutlich.
Wenn sich Faber im Flugzeug zu Beginn von Homo faber mit Herbert Hencke über "Herrenmenschen" und "Untermenschen" unterhält (S.9 unten), so steht dies symbolisch für eine (scheinbare) Überlegenheit des männlichen Geschlechts. Das andere Geschlecht wurde Anfang der 50er geschrieben, Homo faber 1957 - so wurde de Beauvoirs revolutionäre Literatur in der Gesellschaft bereits einige Jahre heiß diskutiert. Frisch als innovativ denkender Mensch nahm dann in Homo faber indirekt Bezug auf de Beauvoir.
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