"... doch war mein Sinn vorzugsweise dem Trauerspiele zugewandt, das Lustspiel begeisterte mich weniger, die Posse wer mir gleichgilitg."
F. J. Raimund in seiner Selbsbiographie
Ferdinand Raimund, eigentlich Ferdinand Jakob Raimann, wurde am 1.6.1790 als Sohn eines Drechslermeisters in Mariahilf bei Wien geboren. Nach dem frühen Tod seiner Eltern begann er die Zuckerbäckerlehre. Seine erste Bekanntschaft mit dem Theater machte er, als er Süßwahren für seinen Meister in den Pausen von Theateraufführungen verkaufte.
1808 beschloß er den Beruf als Zuckerbäcker aufzugeben, um sich als Schauspieler zu versuchen. Er spielte in Provinztheatern bis er 1814 im Theater in der Josefstadt als Komiker, und nicht wie erhofft im tragischen Fach, Aufmerksamkeit errang. Dort wurde er als einer der beliebtesten Volksschauspieler vor allem wegen seiner natürlichen Darstellung bewundert. 1817 wurde Raimund Mitglied im Theater in der Leopoldstadt, wo er Regisseur und Direktor (1828 bis 1830) wurde.
Im allgemeinen war Raimund menschenscheu, mißtrauisch, reizbar und melancholisch. Letzteres wurde noch durch den Umstand verstärkt, daß er sich zum Tragiker geboren fühlte, jedoch nie den Stil der großen Tragödie erreichte.
Am 5.9.1836 beging Ferdinand Raimund in Pottenstein (Wien) Selbstmord, weil er glaubte von einem tollwütigen Hund gebissen worden zu sein.
Zum Werk
"Ich habe diese Welt bis zum Ekel durchschaut, und sie ist mir viel zu erbärmlich, als daß ich mit einen längeren Aufenthalt auf ihr wünschen sollte."
F. Raimund in einem Brief an A. Wagner
Der Alpenkönig und der Menschenfeind ist Raimunds größter Erfolg. Mit diesem Stück überschritt er die Grenze, die den Vorstadtkomödien-Schreiber vom Dichter trennt. Zum ersten mal gelingt es ihm seine Geister- und Zauberwelt nicht als liebenswürdige Parodie, sondern als dramatischen Sauplatz darzustellen.
Raimunds Idee, ein seelisches Leiden durch Spaltung in ein zweites Ich zu heilen war neu. Schon Franz Grillpatzer schrieb: "Ein psychologisch wahreres, an Entwicklungen reicheres Thema hat noch kein Lustspieldichter gewählt." Doch Raimund scheint mit dem Menschenfeind Rappelkopf deutlich auf die damalige Gesellschaft und auf sich selbst anzuspielen. Menschenfeindlichkeit war in Raimunds zeit zur Modekrankheit geworden. Er selbst war zwar in keinster Weise ein Menschenfeind, doch bittere Erfahrungen in seinem Leben, wie zum Beispiel seine zerbrochene Ehe mit Luise Gleich, seine unverwirklichte Liebe zu Antonie Wagner und die Gleichgültigkeit des Publikums seinen früheren Werken gegenüber, machten ihn zum ausgesprochenen Melancholiker. Nicht verwunderlich ist es als, daß Sophie, Rappelkopfs treue Frau ursprünglich Antonie hieß, und daß Raimund selbst bei den Aufführungen unübertrefflich die Rolle des Rappelkopfs spielte.
Wie alle Raimunds Werke ist auch der Alpenkönig und der Menschenfeind im Biedermeier-Stiel geschrieben. Der Begriff Biedermeier ist eine Stilbezeichnung der Dichtkunst, Kleidermode, Wohnkultur und Malerei zwischen 1815 und 1848. Kennzeichnend für die Biedermeier-Epoche ist die äußere Sicherheit und die innere Unterdrückung aller mitteleuropäischen Staaten. Die Bürger gewinnen in dieser Zeit Geld und Ansehen, haben jedoch kein politischen Mitspracherecht. Dieser Umstand bewirkt, daß sie sich in ihre eigenen vier Wände zurückziehen, und sich ganz ihrem häuslichen privaten Glück und der Kunst widmen. Auch die Dichtung leidet unter dem Polizeistaat.
Der Alpenkönig und der Menschenfeind ist Raimunds 7. Werk. Es feierte seine Uraufführung im Theater in der Josefsstadt am 17. Oktober 1828. Es ist in 2 Aufzügen mit je 21 und 15 Auftritte gegliedert und mit einigen Liedern und Gedichten versetzt. Dadurch daß Rappelkopf erst gegen Ende des ersten Aufzugs auftritt, und zuvor sein Wesen nur durch seine Mitbewohner geschildert wird, ergibt sich ein bewußt eingebauter Spannungsmoment.
Besonders stolz war Raimund darauf, daß dieses Werk sogar ins englische übersetzt und 1831 drei Monate lang allabendlich im Adolphi-Theater gespielt wurde.
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