Emilia Galotti
Hauptperson der Geschichte (man weiss aber nicht so viel über sie), Schönheit, will ihre Unschuld nicht verlieren (Ehre retten) brave, artige Tochter, unfähig sich im öffentlichen Leben zurechtzufinden
Odoardo Galotti, Vater
Familienoberhaupt, klug (misstraut Prinz), streng aber gutmütig, will nur das Beste für die Familie, bestimmt Ehepartner für Emilia,
Claudia Galotti, Mutter
ist Vater unterstellt, Vertrauensperson von Emilia, will nur das Beste für Emilia, nicht so "hell", unkritisch, naiv, anfällig für den Glanz des Hofes
Der Prinz
wenig verantwortungsbewusst da er verliebt ist, blind, absolutistisch
Marinelli, Kammerherr des Prinzen
hinterhältig, gescheit, will wahrscheinlich selbst Anspruch auf Macht des Prinzen
Conti, Maler
Kommt nur im ersten Aufzug vor. Wichtig, dass Zuschauer Dinge erfahren: Vorgeschichte, Emilia ist schön, Charakter des Prinzen
Graf Appiani
Sollehemann von Emilia ( keine weitere Angaben: wahrscheinlich gescheit, nett..)
Gräfin Orsina
Aufgeklärte Frau, die Mut hat ihren Verstand zu benutzen, denkt selber und lässt sich nicht täuschen, kritisch, kann kombinieren, mutig, nicht faul bzw. feige
Inhaltszusammenfassung
Emilia soll verheiratet werden mit dem Grafen Appiani. Doch der Prinz ist in Emilia verliebt und will die Heirat erhindern. Er zieht Marinelli zu Hilfe. Dieser plant einen Hinterhalt auf die Kutsche der Galottis, wobei der Graf Appiani getötet wird. Da dieser Überfall in der Nähe des Schlosses des Prinzen geschieht, rettet sich Emilia auf dieses Schloss. Hierher kommt schliesslich auch ihr Vater Odoardo. Odoardo trifft da auf Orsina, der Ex des Prinzen. Diese durchschaut gleich das Spielchen und erklärt es Odoardo. Dieser bringt mit Hilfe eines Dolches, den Orsina ihm gegeben hat, seine Tochter Emilia um.
Inhalt
Erster Aufzug ( Kabinett des Prinzen)
1. Auftritt
Prinz sitzt am Arbeitstisch und jammert über die vielen Bittschriften und Klagen. Er liest eine Bittschrift von einer Emilia. Unterschreibt, weil sie Emilia heisst. Hier sieht man zum ersten Mal eine Zuneigung zu Emilia. Danach schickt er nach Marinelli.
Conti kommt.
2. Auftritt
Conti sagt, er habe das Porträt von Orsina gemahlt und noch ein anderes. Dieser Malauftrag ist lange her, der Prinz liebt Orsina unterdessen nicht mehr.
3. Auftritt
Monolog des Prinzen während Conti das Porträt holt: Das Bild sei nicht Orsina selber. Vielleicht werde er im Bild wieder finden, was er in der Person nicht mehr sieht... usw.
Als er sie liebte, war er fröhlich und ausgelassen, nun ist er das Gegenteil. Er findet sich aber so wie er jetzt ist, besser.
4. Auftritt
Gespräch zwischen Conti und Prinz über das Porträt. Der Prinz motzt über das Bild, hat allerlei Dinge auszusetzen. Conti zeigt dem Prinz auch noch das andere Bild: Es ist Emilia Galotti. Der Prinz ist ganz verliebt ins Porträt. Conti bekommt soviel Geld für die Bilder wie er will.
5. Auftritt
Monolog des Prinzen: Möchte Emilia auch in Natur kaufen. Sagt, die Mutter soll nur fordern, er würde alles bezahlen.
Er hört Marinelli.
6. Auftritt
Marinelli und der Prinz sprechen über die Gräfin. Prinz erklärt ihm, dass er nichts mehr von Orsina will. Der Prinz will auch wissen, was in der Stadt so vor sich geht. Marinelli sagt, dass die Hochzeit des Grafen Appianis heute vollzogen werde, mit Emilia. Sie sei ein Mädchen ohne Rang und Vermögen. (-> Kluft zwischen Adel und Bürgertum) Der Prinz kann es kaum glauben. Er gesteht Marinelli die Liebe zu Emilia. Er fleht ihn an ihm zu helfen. Marinelli will freie Hand und verspricht die Hochzeit zu verhindern. Er sagt dem Prinzen er solle nach Dosalo, dem Lustschlosse fahren. Und er solle den Grafen Appiani als Gesandten nach Massa (unwichtig) schicken, damit er weg vom Fenster sei.
7. Auftritt
Monolog des Prinzen: Entschliesst sich Emilia aufzusuchen in der Kirche.
8. Auftritt
Camillo Rota (einer der Räte des Prinzen) kommt zum Prinz. Der Prinz gibt ihm die Bittschriften. Rota sagt es sei noch ein Todesurteil zu unterschreiben. Der Prinz will es ohne Zögern unterschreiben. (-> hier sieht man, dass der Prinz seinen Kopf verloren hat, durch die Liebe, dass er verantwortungslos umgeht mit seinen "Untertanen")
Zweiter Aufzug (Saal im Haus Galotti)
1. Auftritt
Claudia Galotti erfährt von Pirro (Diener), dass ihr Gemahl nach Hause kommt.
2. Auftritt
Odoardo kommt und will nach Emilia sehen. Doch die ist in der Kirche. Odoardo hat Angst, weil sie alleine gegangen ist.
3. Auftritt
Angelo besticht Pirro und fragt ihn aus über die Galottis. Denn diese fahren mit der Kutsche zur Hochzeit. Angelo will alles wissen, wie viele Begleiter, wer alles, um welche Zeit...
4. Auftritt
Odoardo und Claudia sprachen über die Vermählung. Claudia trauert, denn sie wird ihre einzige Tochter verlieren. Doch Odoardo ist stolz, bald so einen würdigen Schwiegersohn zu haben. Sie diskutieren über die Stadt, die Nähe des Hofes, in welcher Claudia und Emilia bis dahin gelebt haben. Denn Claudia wollte Emilia eine Stadterziehung geben. Sie sagt Odoardo auch, dass Emilia kürzlich mit dem Prinzen gesprochen hatte, und dass er ihr Komplimente machte. Odoardo missbilligt dies und nennt den Prinzen einen Wolllüstling. (-> Hier kommt zu Ausdruck, dass Claudia viel vom Hof hält, etwas besseres sein will, als sie ist. Odoardo dagegen hält gar nicht viel vom Prinzen)
5. Auftritt
Monolog Claudias
6. Auftritt
Emilia kommt verwirrt hereingestürzt. Die Mutter fragt sie aus. Emilia kann nicht klar denken, zittert, hat Angst. Sie erzählt schliesslich, dass sie in der Kirche war und der Prinz ihr ein Liebesgeständnis machte. Das einzige vor was ihre Mutter Angst hat, ist, dass Odoardo von dem erfahren könnte. Emilia will diesen Vorfall dem Grafen Appiani erzählen, doch ihre Mutter hält sie davon ab.
7. Auftritt
Appiani kommt. Sie sprechen über das, was Emilia anziehen soll. Sie will aber die Perlenkette, die sie von Appiani bekam, nicht tragen. Perlen würden Tränen bedeuten.
(-> Vorahnung auf Unglück)
8. Auftritt
Gespräch zwischen Appiani und Claudia: Claudia findet, dass Appiani heute ungewöhnlich finster und trübe dreinschaut. Er gibt es zu und sagt, dass ihn bedrücke, dass seine Freunde von ihm verlangen, dem Prinzen von seiner Heirat zu erzählen.
9. Auftritt
Marinelli kommt und erkundigt sich nach Appiani.
10. Auftritt
Marinelli sagt, dass der Prinz den Grafen als Bevollmächtigter nach Massa schicken wolle. Appiani müsse noch heute abreisen. Dieser sagt jedoch, er könne nicht, da er heute heirate. Marinelli wird wütend, so wie auch der Graf. Schliesslich fordert Appiani Marinelli zum Duell heraus.
11. Auftritt
Claudia kommt besorgt herein und will wissen was los war. Der Graf sagt, sie können nun früher abfahren. Er müsse nun nicht mehr zum Prinzen.
Dritter Aufzug ( Vorsaal auf dem Lustschloss des Prinzen)
1. Auftritt
Marinelli erzählt dem Prinzen, dass Appiani nicht als Gesandter nach Massa fahren will. Marinelli prahlt vor dem Prinzen, wie er Appiani herausgefordert hätte. Doch der Prinz ist wütend weil die Hochzeit nicht verhindert werden konnte. Er entlässt Marinelli. Marinelli hat die Idee, Emilia in ihre Gewalt zu bringen. Der Prinz glaubt ihm nicht, dass er dazu fähig ist. Plötzlich hört man von weitem einen Schuss. Marinelli erklärt, dass der Überfall auf die Kutsche soeben geschieht.
2. Auftritt
Angelo kommt zu Marinelli. Er sagt, dass der Graf tot sei und dass man Emilia bald herbringe.
3. Auftritt
Der Prinz und Marinelli sehen aus dem Fenster. Sie sehen, dass Emilia und ihre Diener in Richtung Schloss eilen. Der Prinz will, dass Marinelli sie empfängt.
4. Auftritt
Emilia will sofort wieder gehen, um nach dem Grafen und ihrer Mutter zusehen. Marinelli hält sie zurück. Der Prinz erscheint.
5. Auftritt
Der Prinz schmeichelt sich bei Emilia ein. Er entschuldigt sich fürs sein Verhalten in der Kirche. Er führt sie hinaus.
6. Auftritt
Battista (Diener von Marinelli) meldet, dass die Mutter komme. Marinelli überlegt, ob er sie nicht hineinlassen soll. Doch schliesslich will er sie empfangen.
7. Auftritt
Battista lässt Claudia hinein.
8. Auftritt
Claudia wird Marinelli vorgestellt. Diese erkennt ihn wieder und sagt, dass Marinelli das letzte Wort des sterbenden Grafen war. Claudia denkt, dass er damit sagen wollte, dass Marinelli der Feind ist. Doch Marinelli beteuert, dass er sein Freund war.
Claudia will nun aber ihre Tochter sehen. Als Marinelli sagte, dass sie beim Prinzen ist, hat die Mutter wieder nur Angst, dass der Vater sie verfluchen wird. (-> wiederum Naivität der Mutter ersichtlich, auch Patriarchismus kommt zum Vorschein)
Vierter Aufzug (Lustschloss des Prinzen)
1. Auftritt
Der Prinz befürchtet, dass der Verdacht den Grafen Appiani ermordet zu haben auf ihn fällt, deshalb macht er Marinelli einen Vorwurf, den ihn aber zurückweist.
2. Auftritt
Die beiden hören, dass Orsina angekommen ist. Der Prinz will sie nicht empfangen. Marinelli muss sie begrüssen.
3. Auftritt
Orsina will den Prinzen sprechen. Sie flucht über den Schnickschnack des Hofes und über das höfische Getue. Marinelli sagt ihr, dass der Prinz keine Zeit für sie hat. Es sei Zufall, dass er hier sei. (Orsina hatte dem Prinzen einen Brief geschrieben, worin sie ihn um eine Besprechung bittet, auf dem Lustschloss. Doch der Prinz hatte den Brief nicht gelesen.)
(-> über die Bedeutung des Zufalls siehe Interpretationen)
4. Auftritt
Der Prinz kommt ins Zimmer, wimmelt die Gräfin aber ab.
5. Auftritt
Die Gräfin ist enttäuscht und wütend, dass der Prinz sie einfach so stehen lassen hat. Sie glaubt ihm die Ausreden nicht. Sie will wissen, wer bei ihm ist. Marinelli erklärt ihr, dass der Graf Appiani erschossen worden war, seine Braut Emilia und ihre Mutter nun auf dem Schloss seien. Orsina denkt sofort, dass der Prinz der Mörder war. Denn sie weiss, dass der Prinz mit Emilia in der Kirche gesprochen hatte.
6. Auftritt
Auch Odoardo kommt aufs Lustschloss, trifft auf die Gräfin und Marinelli. Marinelli sagt Odoardo, dass Orsina nicht mehr richtig im Kopf sei. Er geht hinaus, um dem Prinzen die Ankunft Odoardos zumelden.
7. Auftritt
Orsina erzählt Odoardo, dass der Prinz den Grafen Appiani umgebracht hätte. Seine Tochter sei schlimmer als tot. (-> Sie meint, Emilia habe die Keuschheit, die Ehre verloren) Orsina gibt Odoardo einen Dolch.
8. Auftritt
Claudia kommt zu ihnen. Odoardo befiehlt ihr mit Orsina mitzufahren. Emilia käme mit ihm.
Fünfter Aufzug (gleiche Szene)
1. Auftritt
Der Prinz und Marinelli stehen am Fenster und sprechen über Odoardo. Sie überlegen was er machen wird.
2. Auftritt
Monolog Odoardos: Keine Ahnung um was es geht, sorry! ( S. 71)
3. Auftritt
Odoardo diskutiert mit Marinelli, ob Emilia nach Guastalla (in die Stadt zurück zu ihrer Mutter) gehen soll, oder nicht. (-> Auch hier sieht man wieder die starke väterliche Macht zu dieser Zeit) Marinelli geht den Prinzen holen, er solle entscheiden.
4. Auftritt
Monolog Odoardos: Er will sich nichts vorschreiben lassen. Nur er darf über seine Tochter entscheiden.
5. Auftritt
Sie diskutieren zu dritt was mit Emilia geschehen soll. Der Vater will sie in ein Kloster schicken. Doch Marinelli hält ihn davon ab. Er erzählt Odoardo, dass er ein Freund war vom Appiani und dass er von einem Nebenbuhler getötet worden sei. Nun erkennt Odoardo, dass der Prinz den Grafen getötet hatte.
6. Auftritt
Monolog Odoardos: Denkt über das nach, was er tun will (Emilia töten).
7. Auftritt
Kann ich nicht zusammenfassen. Am besten lest ihr das nochmals durch. Hat ziemlich wichtige Aspekte drin. (Religion, Verführung... Sichtweise von Emilia)
S.79-82
8. Auftritt
Der Prinz sieht die tote Emilia und verjagt Odoardo. Er erkennt seine Schuld, beschuldigt aber Marinelli.
Interpretationen und Hintergründe
Gattung
Drama: Trauerspiel
Das in Prosa geschriebene Stück nimmt ein häufig gestaltetes Dramenmotiv auf: Die junge, unschuldige Römerin Virginia wird von ihrem Vater Virginius getötet, weil er sie nur so von den Nachstellungen des Appius bewahren kann. Ihr Tod ist der Anlass zu einem Volksaufstand. Emilia Galotti wurde eines der ersten politischen Dramen der neueren dt. Literatur, das die folgende Generation der Stürmer und Dränger beeinflusste.
Zeit
Aufklärung
Handlung
die Handlung spielt zwischen dem frühen Morgen und dem Abend eines einzigen Tages.
Struktur
5 Akte
1-3 steigende Handlung
4 Peripetie (Wendepunkt)
5 Katastrophe
wenig Schauplätze
Themen
Konflikt zwischen Adel und Bürgertum
Grund: Liebe und Eifersucht
Übersteigertes Ehrgefühl führt zum Tod
Interpretationen
Die Liebesbeziehungen des Prinzen zu Orsina und Emilia werden von der tief eingewurzelten Vorstellung der Käuflichkeit und der Beherrschbarkeit durch Macht bestimmt. Der Prinz ist der absolute Herrscher. Diesem feudalistischen Prinzip steht das erwachende, in Emilia und ihrem Vater verkörperte Bürgertum gegenüber, das sich nicht länger beherrschen lassen will, den Gegensatz aber nicht revolutionär, sonder durch ein Selbstopfer (Tod Emilias), aufhebt.
Die Familie (dargestellt durch Odoardo und des Grafen Appiani) fällt dem Herrscher zum Opfer (Hauptvorwurf des Stückes), obwohl sie sich der Welt des Hofes schon weitgehend entzogen hat. (Odoardo und Appiani wohnen auf dem Land)
Aber auch innerhalb der Familie gibt es "Probleme." Odoardo repräsentiert ganz den herkömmlichen Patriarchen, der alle Macht über seine Familie hat.
Funktion der bürgerlichen Familie: Der Eigenwille des Kindes soll gebrochen und der ursprüngliche Wunsch nach freier Entwicklung seiner Triebe und Fähigkeiten durch den inneren Zwang zur unbedingten Pflichterfüllung ersetzt werden.
Der Schluss des Dramas ist umstritten. Einige sehen darin eine Vertröstung auf eine jenseitige Erlösung, andere eine Kritik Lessings an der unpolitischen Haltung des dt. Bürgertums.
Textstellen und Fragen
S.49, 26f "Er wird den Tag ihrer Geburt verfluchen. Er wird mich verfluchen" (Claudia)
Hier wird gezeigt, dass Odoardo keine gute Haltung zum Hof hat. Claudia hat ein schlechtes Gewissen, weil sie ja von Anfang an gewusst hat, dass der Prinz mit Emilia liebäugelt. Sie hat nun Angst vor Odoardos Wut. Denn er ist das Oberhaupt, er bestimmt über seine Familie, welche ihn nun sozusagen hintergangen hat.
S.75, 29-39: Was bezweckt Marinelli mit seinem Verdacht, den er vor dem Prinzen und Odoardo äussert? Inwiefern verändert sich jetzt die Situation für Odoardo? ( war mal Prüfungsfrage)
Marinelli will Verdacht auf Prinzen lenken -> will sich ins gute Licht rücken -> er möchte gerne selber an die Macht kommen
Welche Faktoren führen auf die Tat Vater tötet Tochter hin?
Innerlich:
- zerstreuter Odoardo
- wütend auf Prinz
- Selbstbeschuldigung von Emilia
- Odoardo muss/will Ehre retten
- Emilia seht vor der Verwahrung: Sie will die Sache abschliessen
- Übertriebenes Tugendbedürfnis
- Kontrast zu Adel
Äusserlich:
- Vorhandensein eines Dolches
- sie sind alleine
- Geschichte braucht ein tragisches Ende
- Tochter erpresst Vater: du bist ein Weichei
S. 58, 15-31: Thema Zufall
Orsina sagt dass Zufall Gotteslästerung sei, nichts sei Zufall!!
Marinelli betrachtet Vorfall (Tod des Grafen) als Zufall -> will Unschuld beweisen
Doch Orsina glaubt ihm nicht, dass der Tod Zufall sei. Für jedes Geschehen gäbe es Gründe, Ursachen. Sie hat die Absicht von Marinelli herausgefunden.
Zufall: Wer den Zufall leugnet glaubt an Gründe, Pläne, Absichten, denkt mit, ist kritisch -> braucht Verstand (wie Orsina)
S.82
Sie trifft ihren Vater an seinem einzig wunden Punkt, nämlich an seiner Ehre und seiner tugendhaften Wertevorstellung. Odoardo handelt wie vorausgesehen und tötet seine Tochter.
Dies darf nun natürlich nicht zu der irrigen Schlussfolgerung führen, Lessing habe in seinem Drama die Moral- und Tugendlehre seiner Zeit angreifen wollen. Das Gegenteil ist der Fall. Lessing geht es als führendem Denker seiner Zeit durchaus darum, auf das \"Ideal einer moralischen Welt\" hinzuarbeiten, indem zunächst "die eigene sittliche Vervollkommnung als Bedingung bürgerlicher Emanzipation\" angestrebt wird. Nur sah Lessing in dem Streben nach dem Ideal eben auch die Gefahr, dass der Strebende, das Bürgertum also, dabei den Bezug zur Realität verlieren könne. Vielmehr betrachtete er diese Werte als notwendige Grundlage für eine bessere Gesellschaft, die wiederum - und hier liegt der eigentlich politische Charakter von Lessings Werk - zu jener Zeit praktisch nur vom Bürgertum geschaffen werden konnte, weil der Adel als zu dekadent angesehen wurde, um als Träger einer zukünftigen besseren Gesellschaft betrachtet werden zu können. Dass Lessing dennoch auch Adligen grundsätzlich die Möglichkeit zugestand, zukunftsbildend zu wirken, zeigen Figuren wie z. B. Appiani.
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