Die Novelle spielt während des 2. Weltkrieges und behandelt einen sehr kurzen Zeitraum, etwa zwei Wochen.
Sie ist in der Ich-Form geschrieben und der Erzähler ist gleichzeitig Kommentator und führt uns durch die Geschichte. Dabei erfährt man kaum etwas über ihn selbst. Er stellt nur die Funktion eines Chronisten dar.
Die Zeit wird selten gewechselt: Das, was in der Gegenwart spielt, wird auch im Präsens erzählt und das, was aus der Vergangenheit erwähnt wird, in der Vergangenheit. Das heißt gleichzeitig auch, dass es Rückblenden gibt, jedoch kommen diese nur zweimal vor, nämlich, um den Werdegang des Schachweltmeisters Czentovic zu beschrieben und um die Leiden des Dr. B. zu erfassen. Daraus ist auch zu erkennen, dass die Erzählzeit nicht mit der erzählten Zeit übereinstimmt, denn vieles wird gerafft, sowohl in der Vergangenheit, als auch in der Gegenwart.
Die Personen werden sehr direkt beschrieben mit passenden Charakterzügen und durch die Beschreibungen des Aussehens der jeweiligen Personen bekommt man ein ziemlich gutes Bild von ihnen.
Die Novelle ist aufgebaut durch eine Rahmenhandlung und eine Binnenhandlung. Die Rahmenhandlung ist die Schiffsreise und zu diesem Zeitpunkt werden auch die Hauptpersonen vorgestellt. Die Binnenhandlung bezieht sich auf das Schachduell, welches gleichzeitig auch die Geschichten von Czentovic und Dr. B. mit einschließt, da sie die "Vorreiter" für den Ausgang der Novelle sind.
Stefan Zweig stellt sich in dieser Novelle selbst "subjektiv-objektiv" dar, denn er beschreibt objektiv sich selbst, nämlich als Mensch, der gern am Außergewöhnlichen teilnimmt und als Vertrauen erweckender Freund und Zuhörer fungiert. In "Schachnovelle" schlüpft er in die Rolle des Chronisten.
In Dr. B. kann man ebenfalls Züge Zweigs erkennen: Dr. B. war wie Zweig und der Chronist Österreicher. Beide wurden als hochgebildete Menschen von den Nazis verfolgt. Aus Angst um ihr Leben mussten sie ihr geliebtes Heimatland verlassen.
Natürlich wollte Stefan Zweig mit seiner Novelle auch den Nationalsozialismus scharf kritisieren und zwar aus der Sicht der Opfer, denn wie man am Beispiel Dr. B.s sehen kann, hatten die Methoden der Gestapo auf die Verfolgten verhängnisvolle, vor allem psychische Auswirkungen. Das ist auch der Grund, warum Zweig über die Hälfte der Novelle dem Leidensweg von Dr. B gewidmet hat, den die Nebenwirkungen der Isolationshaft, die durchaus als Folter angesehen werden kann, ein Leben lang begleiten werden.
In dem Schachturnier treffen zwei kulturell völlig verschiedene Menschen aufeinander, die nur eines gemeinsam haben - Schach; einmal Mirko Czentovic, der seinen Lebensinhalt so weit reduziert hat, dass für ihn nur mehr materielle Dinge zählen und das Gewinnen. Auf der anderen Seite taucht Dr. B. auf, der intelligent und sehr gebildet ist. Die beiden tragen das Duell auf dem Schachbrett aus unterschiedlichen Motiven aus: Czentovic geht es nur ums Gewinnen, denn er ist schon lang ungeschlagen. Dr. B. hingegen möchte hauptsächlich sich selbst beweisen, dass die Zeit in der Isolationshaft doch etwas gebracht hat, und versucht auf diese Weise, seine Vergangenheit zu bewältigen, was ihm jedoch nur teilweise gelingt, insofern nämlich, dass er nie wieder Schach spielen wird und somit auch die Zeit in der Isolationshaft vergessen möchte.
Stefan Zweig versucht hier zu erklären, dass das Gute in gewisser Hinsicht dem Bösen unterliegt. Dies ist Zweig als Flüchtling vor den Nationalsozialisten widerfahren. Wie Zweig muss auch Dr. B. vor einer Bedrohung, nämlich einem erneuten Nervenzusammenbruch, fliehen: Wäre Zweig nämlich in Österreich geblieben, hätten die Nazis sein Leben zerstört; hätte Dr. B. die Partie fortgesetzt, wäre er erneut vom Wahnsinn heimgesucht worden.
Wenn man die vier Hauptcharaktere in eine Beziehung stellt, also den Chronisten mit Dr. B. und Czentovic mit McConnor, so erhält man eine Schwarz - Weiß Gruppierung, wie sie auch auf einem Schachbrett vorzufinden ist. Schwarz steht symbolisch für das Negative und Böse und Weiß für das Positive und Gute. Ich denke, das war ein guter Grund für Zweig, seine Kritik am Nationalsozialismus auf ein Schachbrett mit einer Geschichte darum zu projizieren.
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