«Elfriede Jelinek provoziert.»r /
Elfriede Jelinek ist zu einer der bekanntesten und umstrittensten Theaterautorinnen im deutschsprachigen Raum aufgestiegen. Sie schreibt Theatertexte, die keine zentrale Interpretation zulassen. Sie selbst versteht ihre Theaterstücke als eine Weiterentwicklung des Brechtschen Theaters. Jelinek selbst sagt: "Ich bemühe mich nicht um abgerundete Menschen mit Fehlern und Schwächen, [...] Ich schlage sozusagen mit der Axt drein, damit kein Gras mehr wächst, wo meine Figuren hingetreten sind."
Man hat vom Entwicklungsroman und vom psychologischen Roman gesprochen, Elfriede Jelineks Roman könnten als "soziologische Romane" bezeichnet werden. Diese Romane sind die literarische Form einer Gesellschaft, die das Individuum nicht mehr zerstört, weil sie es gar nicht erst entstehen läßt, seine Entwicklung schon im Keim erstickt oder frühzeitig abbricht.
Jelinek plädiert für ein sich absolutistisch gebendes Autorenverhältnis, das die dramatischen Figuren als aufgezogene Spielzeugpuppen versteht. Der Körper des Schauspielers ist zwar in den Stücken Jelineks noch vorhanden, ihm gelingt aber die Täuschung nicht mehr. Dazu Elfriede Jelinek selbst: "Es ist das Verbotene. Das, was sie sonst für sich behalten, nicht aussprechen würden, sprechen meine Figuren ständig aus. [...] Deswegen sind sie in einem Vor-Ich oder Post-Ich-Zustand. Sie sind alles oder nichts."
«Wer vor Jelineks Texten erschrickt, erschrickt vor sich selbst.» (Elfriede Gerstl)
Es zeigt sich, dass Jelineks Theaterstücke die Bühne als Schauplatz herausfordern, als traditionellen Ort des \"schönen Seins\", dem ein anderer Schein entgegengesetzt werden soll. \"Ich will kein Theater - Ich will ein anderes Theater\" lautet der pragmatische Satz, mit dem Elfriede Jelinek ihr Verhältnis zum Theater umrissen hat.
So wird das Publikum also zum Voyeur von Vorgängen, die auf der Bühne niemand aushält. Die widerwärtigen Vorgänge können gezeigt werden, weil sie Zuschauer haben, die ihre Augen nicht abwenden.
|