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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Dürrenmatt : der besuch der alten dame - funktion der presseleute


1. Drama
2. Liebe

Welche Funktion haben die Presseleute in der Geschichte? Die Presse steht im allgemeinen für die Öffentlichkeit. Sie vertritt ein bestimmtes Weltbild, dem viele Menschen glauben schenken. Dies kann falsch manipuliert werden und von vielen Personen als richtig angenommen werden. Dürrenmatt äußert sich zu der Presse auf Seite 140 im Anhang so zu dem Begriff des Reporters: "Die Reporter errichten neben der wirklichen Welt eine Phantomwelt. Heute werden beide Welten oft verwechselt." Das dies funktioniert, kann ich an einem Beispiel des Autors Günther Anders erläutern.

     Er sagt dazu: "Die vom Fernsehen erzeugte Welt sein gleichzeitig ein Phantom und Matrize: Sie sei weder die Realität, noch ein Abbild davon (Phantom) und das Pseudo-Abbild werde zu einer neuen Wirklichkeit (Matrize). Die von den Medien (Presse, Fernsehen usw.) erzeugte Wirklichkeit liege zwischen Schein und Sein. Der Mensch verwechsle Schein und Sein." Dieser Gesichtspunkt ist für die Tragikomödie Dürrenmatts sehr von Bedeutung. Betrachtet man also die Rolle der Presseleute in der Gesichte.

     Sie treten das erste mal wie erwähnt im drittem Akt auf. Sei sollen über die großzügige Spende der Claire Zacchanassian an die Stadt Güllen und über die Hochzeit mit ihrem neuen Gatten berichten. Claire nimmt also ab dem dritten Akt die Rolle der Prominenten ein. Sicherlich könnte man sie in diesem Fall gut mit einer Highsociety-Lady vergleichen, die es liebt im Auge der Öffentlichkeit zu stehen, da der Ruhm um ihre Person ihr Selbstwertgefühl hochsteigen lässt. Die Reporter haben in dem Buch also die Aufgabe live vor dem Ort des Geschehens zu sein und den Menschen draußen in der Welt die Neuigkeiten über Claire zu berichten. Dabei wird sie in das Licht der großzügigen Spenderin gerückt, da die Reporter nichts von dem Hintergedanken des Mordes an Ill wissen.

     Auch die Bürger der Stadt Güllens werden als "gute, neureiche Bürger" dargestellt. Die Reporter verändern also die Realität, den geplanten Mord an Ill in den Hintergrund und basteln sich ihre Story so, wie sie von den Zuschauern am besten angenommen wird. Zum Beispiel: (S.94): "Trautes gemeinsames aufwachsen.." Das ist es, was die Welt da draußen hören.

     Eine verfälschte Story, die mit einer trauten Liebesbeziehung anfängt und mit Eifersucht aufhört. Die Güllener nehmen in diesem Fall diese Realität an und verdrängen die eigentliche. Das heißt: Auch sie sind ein Opfer der Phantomwelt geworden. Dennoch tun sie auch alles, damit das Weltbild von ihnen als "gute, neureiche Bürger" nicht ins wanken gerät. Zum Beispiel. Maler (S.

    94): "Hoffentlich kommen sie in mein Atelier, ich malte den Christus." Damit rückt er sich zugleich auch als gottesfürchtiger Mensch in den Vordergrund und so etwas kommt bei der Außenwelt ziemlich gut an. Außerdem arbeiten die Presseleute mit gestellten Fotos (S. 100), Ills fröhliche Familie, die munter in dem Laden steht und sich freut. Denn so muss es rüber kommen: Man ist glücklich, dass Claire der Stadt so viel Geld schenkt. Bei den Interviewen schreiben die Reporter alles gleichgültig auf (S.

     94), für sie ist es klar, dass jede Seite auch eine Kehrseite hat, aber sie kümmern sich nicht weiter darum, sie machen ihren Job, es ist ihnen gleichgültig, was die Menschen glauben und was nicht. Vielleicht sind sie auch mit die einzigen, die den Unterschied zwischen Realität und Phantomwelt verstanden haben. Dürrenmatt erwähnt mit dem Satz "Die Zachanassian hat einen Neuen! Das gibt ein Titelbild für "Life!"" (S.100) auch ironisch seinen Kommentar zu Klatschblättern ab. Diese werden oft von Menschen gelesen, die sich mit der High Society (sei es Königen oder Prominenten) verbunden fühlen möchten und mit dem Lesen dieser Zeitschriften hoffen, dass ein bisschen von ihrem Glanz, ihrer Schönheit auf sie herabfällt. Ab Seite 119 wird von der Liveübertragung geredet.

     Die Höherinnern und Hörer können live dabei sein und sich freuen, wie Claire den hohen Betrag spendet. Dabei wird alles positiv hochgepuscht, man erzeug Spannung um die Zuhörer bei Laune zu halten. Als Ill "Mein Gott" schreit, was ganz klar aus Panik geschieht wird es umgewandelt in einen Freudeschrei. Hierbei wieder der Beweis, wie die Wahrheit verfälscht wird. Auch, als er zum Schluss umgebracht wird und man dem Reporter sagt, Ill sei aus Freude gestorben, nimmt man es hin. Es macht sich sicherlich besser für die Einschaltquoten.

     Somit ergibt sich mit dem Auftreten der Presseleute eine Realsatire. Dürrenmatt nimmt gleichzeitig auch indirekt Kritik an den Medien, die die Menschen draußen beeinflusst. Betrachtet man die Gesichte ohne die Presseleute, so würde es sich nur um eine Tragödie handeln. Der arme Ill wird ermordet, aus Habgier. Die Presseleute machen aus der Tragödie eine Komödie. Sie machen die Tragödie zu etwas besonderen, über das man auch Schmunzeln kann.

     Somit haben sie eine sehr wichtige Rolle und peppen die Gesichte auf, die ohne sie wirklich fad wäre. Daher auch der Begriff "Tragische Komödie".

 
 

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