Schauplatz:
Das Volksstück "Kasimir und Karoline" spielt auf dem Münchner Oktoberfest zur Zeit der Weltwirtschaftskrise.
Sprachbezug: (Erzählform - Erzählperspektive):
Dieses Prosastück ist in 7 Bildern unterteilt. Da es sich um ein Theaterstück handelt, herrscht die direkte Rede vor, die nur von kurzen Regieanweisungen unterbrochen wird. Da die meisten Handlungsträger aus den unteren Gesellschaftsschichten kommen, ist die Sprache, die Horváth verwendet, auch deren Herkunft angepaßt und enthält einen leicht mundartlichen Einfluß.
Thema:
Das Thema ist die Liebe des arbeitslosen Kasimir zu seiner Braut Karoline. Das Motto des Stückes lautet: "Und die Liebe höret nimmer auf."
Fabel:
Kasimir und Karoline, ein Brautpaar, streiten auf dem Münchner Oktoberfest. Sie trennen sich und machen verschiedene Bekanntschaften. Immer wieder wollen sich die beiden versöhnen, doch es gelingt ihnen nicht, uns sie entzweien sich am Ende des Stückes gänzlich.
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Figurencharakteristik:
Kasimir:
Kasimir, ein Chauffeur und Verlobter von Karoline, hat kurz vor Beginn der Handlung seinen Arbeitsplatz verloren und ist daher in einer schlechten Stimmung, die er auf seine Mitmenschen überträgt. Immerwieder provoziert er Karoline, obwohl er sie liebt, und so kommt es zur Trennung. Kasimir will zwar eine Versöhnung doch sein Vorhaben gelingt ihm nicht recht. Kasimir zeigt zwar immer eine harte Schale, doch in seinem Inneren, das manchmal hinter seine Maske hervorblitzt, ist er jedoch weich und zeigt Gefühle.
Karoline:
Karoline, die Braut Kasimirs, macht auf mich einen sehr naiven Eindruck. Sie scheint sich nur amüsieren zu wollen und keine Gedanken über die Notlage in der sie sich befindet verschwenden zu wollen. So kann sie auch nicht die Gefühlslage Kasimirs begreifen, der gerade seinen Arbeitsplatz verloren hat. Karoline scheint an den Idealfall der Liebe zu glauben, und man hat den Eindruck, daß sie sich mit den Männern spielen will.
Schürzinger:
Eugen Schürzinger, ein Zuschneider, rühmt sich damit noch eine Arbeit zu haben und versucht so eine Frau zu bekommen. Er will Karoline vor Kasimir schützen und macht sich sogleich selbst an Karoline heran. Vor Ort gibt sich Schürzinger selbstbewußt, doch als er seinen Chef trifft ist er sehr unterwürfig.
Rauch:
Rauch, der Chef Schürzingers, ist mit seinem Freund Speer auf dem Oktoberfest um sich nach Mädchen umzusehen. Er will dann Karoline verführen, die seinen Tricks fast auf den Leim geht. Zu Kasimir verhält er sich sehr herablassend.
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Erna:
Erna, die Geliebte des Merkl Franz ist vorbestraft und macht einen falschen Eindruck. Sie versucht Franz nicht zu provozieren, liebt ihn aber nicht. Sie bleibt nur bei Franz, um einen Mann zu haben und wechselt dann zu Kasimir.
Merkl Franz:
"Der Merkl Franz" ist eine sehr zwielichtige Figur. Er ist vorbestraft und handelt während des Stückes sehr rüde. Franz hat schlechte Umgangsformen und versucht bei jeder sich bietenden Gelegenheit, Kasimir und Karoline zu trennen. Um das zu erreichen, unterstreicht er alle Gemeinheiten, die Kasimir zu Karoline sagt.
Motiv:
Die Arbeitslosigkeit des Geliebten ist der Auslöser für das in die Brüche gehen der Beziehung.
Real und Sachbezug:
Das Stück spielt in der Zeit der Weltwirtschaftskrise, einer Zeit sehr großer Arbeitslosigkeit. Auch Kasimir hat seinen Posten als Chauffeur verloren, und es besteht kaum Hoffnung, daß er in nächster Zeit einen neuen findet. Kasimir kann nun seinen Unterhalt nicht mehr verdienen und ist deshalb aggressiv und streitsüchtig. Er kann nicht verstehen, daß Karoline kein Mitgefühl zeigt und sich am Oktoberfest amüsiert, lacht und glücklich ist. So versucht er sie zu ärgern und provoziert sie. Kasimir spricht Karoline Provokant mit Fräulein an und schimpft sie auch eine Dirne. Karoline läßt sich das nicht länger gefallen und trennt sich von Kasimir, obwohl sie ihn abgöttisch liebt. Den Entschluß einander verlassen, bereuen die beiden Liebenden eigentlich, doch Ansätze zu Entschuldigungen und Versöhnungen werden durch Mißverständnisse immer wieder unterbunden und die Fronten verhärten sich.
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Das Stück "Kasimir und Karoline" ist, neben einem Werk, das zwischenmenschliche Beziehungen widerspiegelt, sondern auch ein Stück, das zeigt wie zeitliche und wirtschaftliche Einflüsse diese Beziehungen verändern können. Wichtig ist für den Ablauf dieser Geschichte nicht etwa der Ort -in diesem Fall das Oktoberfest in München-, sondern die Krisenzeit der Weltwirtschaftskrise. Da wir uns in einer Zeit befinden, in der Entlassungen und Stellensuche eine sehr wichtige Rolle spielen, wird auch das Handeln und die Stimmungen der Hauptpersonen davon bestimmt, ob sie einen Arbeitsplatz haben oder nicht. Auf der einen Seite möchte ich als Beispiel Kasimir anführen, der nach seiner Entlassung zermürbt und niedergeschlagen ist und schlechte Stimmung verbreitet. Er empfindet seine Situation sinnlos und verbreitet auch schlechte Laune bei seinen Mitmenschen. Auf der anderen Seite kann man Schürzinger als Beispiel für die wenigen glücklichen mit einem sicheren Arbeitsplatz hernehmen und er versucht seine Situation auch auszunützen ("Nehmen wir an, sie lieben einen Mann. Und nehmen wir weiter an, dieser Mann wird nun arbeitslos. Dann läßt die Liebe nach und zwar automatisch.
Horváth deutet in seinem Stück auch politische Ereignisse seiner Zeit an:
"Rauch: Trotz Krise und Politik...mein altes Oktoberfest bringt mir kein Bruning um"
Am 28.10.1930 teilte Heinrich Bürning, deutscher Reichskanzler mit: "Bei der großen wirtschaftlichen Not, mit der weiteste Kreise des deutschen Volkes zu kämpfen haben, muß jedes Übermaß an Feiern und Vergnügen vermieden werden."
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