Der 1770 beginnende Sturm und Drang wird 1789 von der Klassik abgelöst. In ihm wurde sich mit den geistigen Auseinandersetzungen der Aufklärung beschäftigt. Man wandte sich in der Politik gegen die Einteilung in verschiedene Stände und es wurde in literarischer Form gegen Heuchelei, soziale Ungerechtigkeit Habgier und Machtbesessenheit protestiert. Die Verfasser solcher Werke stießen bei Kirche und Adel auf heftigen Widerstand. Einer der wichtigsten Vertreter des Sturm und Drang war Gotthold Ephraim Lessing. Er versuchte bei den Leser seiner Werke Furcht und Mittleid zu erregen, damit diese über die Zustände ihrer Zeit selbständig nachdenken würden. Lessing meinte, dass erst so vernunftgemäßes Handeln möglich würde. Weitere Vertreter des \"Sturm und Drang\" waren Klinger, der junge Johann Wolfgang von Goethe, der junge Friedrich Schiller und Jakob Michael Reinhold Lenz. Sie verschärften die Mittel Lessings in ihren Werken erheblich. Der Geniekult rückte in dieser Zeit in den Mittelpunkt, dessen Vorbild William Shakespeare war. Er verkörperte all die Qualitäten, an denen es einem Genie nicht fehlen sollte. Solche Eigenschaften waren Spontaneität, Individualität, Empfindung, Natürlichkeit und Originalität auf vollendete Weise. Durch diesen Geniekult wollte man den Konflikt zwischen Individuum und herrschender Ordnung in der spätfeudalen Gesellschaft in zugespitzter Form darstellen. Die Vertreter dieser Epoche kämpften für die politische Freiheit, wie Schillers es in seinem \"Fiesko\" beschrieb, für die Freiheit des Einzelnen wie es Goethe in \"Götz von Berlichingen\", Schiller in \"Die Räuber\" oder Klinger in \"Die Zwillinge\" darstellte. Es wurde sich für die Befreiung von Standesgrenzen in der Liebe wie in Schillers \"Kabale und Liebe\" oder Lenz\' \"Soldaten\" und für die Freiheit der Gefühle wie es Goethes \"Clavigo\" verdeutlicht. Da in Deutschland nach der Französischen Revolution 1789 gesellschaftliche Reformen ausblieben verlor der Sturm und Drang schließlich an Bedeutung. Der Sturm und Drang war jedoch für die folgenden Literaturepochen ein wichtiges Vorbild, da er den Grundstein eines revolutionären Verständnisses von Dichtung legte.
Romantik
Der Übergang zwischen Klassik und der darauf folgenden Epoche der Romantik ist nicht als eigenständige Epoche zu betrachten. Beim Übergang von der Klassik zur Romantik vermischen sich die Stilelemente, vor allem die der Literatur, beider Epochen, es wird an die Grundzüge beider Zeitperioden angeknüpft. Die Klassik versuchte eine Harmonie zwischen Verstand und Sinnlichkeit, von Genialität und Kritik, sowie Poesie und Prosa herzustellen. Jedoch im Gegensatz zur Romantik suchte man diesen Ausgleich nicht im Unbewußten Mythischen, sondern im Leben. In der Romantik erinnerte man sich an das Mittelalter, an die "Kindheit" des Menschen, um sich von der Gegenwart abzulenken. Man wandte sich von der Realität ab, da diese als schrecklich empfunden wurde. Diese Einstellung spiegelt sich in der Literatur wieder. Mit Hilfe des Harmoniegedanken will die Klassik die wirren, politischen Geschehnisse ordnen. Sie versucht durch ihn die Realität zu vereinfachen und die Allgemeinbildung zu fördern. Die literarischen Werke bezwecken das Erreichen eines Idealzustandes der Gesellschaft. Die Literatur der Romantik hat hingegen vorrangig einen unterhaltenden Charakter, da sie die Menschen nur vom Alltagsgeschehen ablenken soll.
Im Jahre 1795 beginnt die Epoche der Romantik und läuft bis 1805 zeitlich parallel zur Klassik. Sie endet 1840, obwohl es später immer mal wieder eine zeitweilige Renaissance der Romantik gab. Die Ursprünge dieser Literaturepoche liegen in Deutschland, als die Brüder Friedrich und August Wilhelm Schlegel 1798 in der von ihnen gegründeten Zeitschrift "Athenäeum", die Positionen einer romantischen Kunstauffassung darlegten. Dort heißt es im 116. Fragment: \"Die romantische Poesie ist eine progressive Universalpoesie. Ihre Bestimmung ist nicht bloß, alle getrennten Gattungen der Poesie wieder zu vereinigen und die Poesie mit der Philosophie und Rhetorik in Berührung zu setzen. Sie soll auch Poesie und Prosa, Genialität und Kritik, Kunstpoesie und Naturpoesie bald vermischen, bald verschmelzen, die Poesie lebendig und gesellig und das Leben und die Gesellschaft poetisch machen. Die romantische Dichtart ist noch im Werden, ja das ist ihr eigentliches Wesen, daß sie ewig nur werden, nie vollendet sein kann.\". In diesen Sätzen sind die Stilmerkmale und inhaltlichen Akzente der Romantik dargestellt. Aber auch politische Aussagen sind in den Werken der Romantiker vorhanden. Diese meinen, das sie ihre Arbeiten nie würden abschließen können, da sie sich in einem "beständigen Werden" befänden. Man wollte im Gegensatz zur Klassik, die ideale Gegenwelten entfernte, die reale Welt mit der Phantasiewelt in praktische Verbindung bringen. Da die Romantiker nicht nur über ihre Überzeugungen schrieben, sondern auch nach ihnen lebten, schlug sich das praktisch Denken und Handeln auch in der Lebensform nieder. Da es sich zu dieser Zeit schwer realisieren ließ das gesellschaftliche Leben mit einer Phantasiewelt zu verbinden, flüchteten viele Menschen in den Glauben oder führten, wie es später viele Spätromantiker taten, ein Doppelleben als Künstler und Bürger. Einige wichtige Vertreter waren Novalis, Friedrich Schlegel, Clemens Brenteno, Ludwig Tieck, E. T. A. Hoffmann und Joseph von Eichendorff. Zu den bekanntesten lyrischen Werken, die in der Zeit der Romantik entstanden, zählen Novalis' "Hymnen an die Nacht", das 1799 entstand, sowie Eichendorffs Liebes- und Brentanos Naturlyrik. In der Prosa Novalis\' \"Heinrich von Ofterdingen\" von 1802, Tiecks 1796 geschriebener \"William Lovell\", Hoffmanns \"Kater Murr\" an dem er von 1820-22 arbeitete, Brentanos 1801 entstandenes Werk \"Godwi\" und Eichendorffs \"Taugenichts\" von 1826. Ein wichtiges Drama war das 1804 von Brentano geschriebene: \"Ponce de Leon\". Einige Romantiker, wie August Wilhelm Schlegel überzeugten aber auch als Übersetzer. Er übersetzte zum Beispiel William Shakespeare. Die Blütezeit der deutschen Romantik war von 1820 - 1830. Bedingt durch den Einfluss deutscher Romantiker setzte außerhalb Deutschlands erst nach 1805 eine Blütezeit dieser Literaturströmung ein, die sich schrittweise bis 1848 steigerte. So finden sich in Frankreich romantische Einflüsse bei Francois Chateaubriand, Senancour, Alfred Musset und George Sand, in Italien bei Giacomo Leopardi und Alessandro Manzoni, in Dänemark bei Hans Christian Andersen, in Russland bei Alexander Puschkin, Nikolai Wassiljewitsch Gogol und dem jungen Fjodor Dostojewski, in Polen bei Adam Mickiewicz, und in England bei Walter Scott, John Keats, Mary Shelley und Samuel Taylor Coleridge.
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