Seit Beginn des Naturalismus 1850 konnte sich dieser in Österreich nie richtig durchsetzen. Das ist auch die Erklärung für die zeitliche Überschneidung von Naturalismus (1850 - 1910) und den Gegenströmungen (1890 - 1925). Es wurde lange nach einem Namen gesucht, der diese, sich gegen die Realität sträubende, Bewegung abdeckt. Es fanden sich viele Namen, doch keiner war für alle Ausprägungen treffend. Daher gab es mehrere Gegenströmungen, wie den Symbolismus (Hauptvertreter: Rainer Maria Rilke), den Impressionismus (Hauptvertreter: Georg Heym, Hugo von Hofmannsthal) und die Wiener Moderne (Hauptvertreter: Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal).
Für die Wiener Moderne sind Wiener Cafés typische Orte. Man nennt sie literarische Cafés und es sind Treffpunkte für Autoren, Dichter, Künstler, Journalisten, Ärzte u.v.a. Es sind gelegentliche Treffen, die keinen festen Regeln unterliegen. Man diskutiert über verschiedene Themen wie Literatur, Kunst, Politik oder Wissenschaft. Diese Begegnungen hatten großen Einfluß auf die einzelnen Dichter. Die bedeutendsten Dichter dieser Ära sind Hugo von Hofmannsthal und Arthur Schnitzler.
Das Wiener Café ist Treffpunkt aller Leute aus allen Klassen um zu lesen, um zu träumen oder um Konversation zu betreiben. Das Café bietet sämtliche Tageszeitungen, Karten- und Schachspiele sowie Wahlveranstaltungen.
Die bevorzugte literarische Form, die diesem Leben entspricht, ist das Feuilleton: ein Text über jedes beliebige Thema. Die Wiener Schriftsteller hängen von Begegnungen im Café Griensteidl und im Café Central ab. Das Café in Wien ist eine kulturelle Institution.
Wien spielt in der Wiener Moderne eine kulturelle Rolle. Es ist durch zahlreiche Prunkbauten an der Wiener Ringstraße baulich geprägt. Nach 1900 hatte Wien schon 2 Millionen Einwohner, davon sind 9% Juden. Ein kulturelles Leben ohne jüdische Intellektuelle (z.B.: Kraus, Schnitzler, Freud, Mahler, Schönberg, Polgar u.v.a.) ist schwer vorstellbar. Die jüdischen Intellektuellen und Kaufleute sind liberal gesinnt und assimiliert. Sie legen auf die Pflege der jüdischen Bräuche kaum Wert. Das literarische Leben in Wien ist schwierig, dadurch veröffentlichen die meisten jungen Autoren in Deutschland. Eine größere Bedeutung hat das Theater. Dieses unterliegt aber den Eingriffen der Zensur.
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