1. Titel: Die unschuldigen Jahre 2. Erscheinungsjahr: 1999 3. Verlag: Diogenes Verlag 4. Textart: Roman 5. Zum Autor: Sibylle Mulot wurde 1950 in Reutlingen geboren.
Sie studierte Literaturwissenschaft und abslovierte eine Ausbildung zur Journalistin bei der Süddeutschen Zeitung. Nach längeren Aufenthalten in Wien und Rom lebt Sibylle Mulot jetzt in Frankreich. 6. Thema: Die Handlung des Buches spielt in den 60er Jahre. Es schildert den Normalfall einer Familie zu dieser Zeit. Es zeigt, wie die unschuldigen Jahre der drei Töchter zu Ende gehen und dass auch in gutbürgerlichen Familien nicht alle Engel sind.
Unabhängig in welcher Gesellschaftsschicht man sich befindet, die Probleme sind immer die gleichen. 7. Interpretation: Sibylle Mulot erzählt die Geschichte einer typisch deutschen Familie. Natürlich geht es nicht um eine spannende oder besonders aufregende Familie; vielmehr um eine ganz normale, gutbürgerliche und schwäbische Familie in den 60er Jahren. Sie scheint es sich gerade zur Aufgabe gestellt zu haben, den Normalfall zu schildern, den braven Kleinstädter \"mit dem erklärten Willen zur Normalität\". Man kann sich sehr gut in die Zeit der "unschuldigen Jahre" zurücksetzen.
Auf den ersten Blick, weiß man zwar nicht so recht, welche oder wessen Geschichte die Autorin eigentlich schreiben wollte doch letzteres ist es einfach das Leben in den frühen Sechziger. Was mir an diesem Buch desonders aufgefallen ist, ist dass keinerlei Bewertungen der Personen vorgenommen wurden. Nicht ständig die Frage \"Warum\" oder Erklärungen. Die Personen sind eben wie sie sind und die Geschichte ist so wie sie ist. Sybille Mulot schreibt klar und unkompliziert. Die Geschichte wirkt auf den Leser ehrlich und realistisch.
Auch die Atmospähre wirkt sehr real. Mir persönlich hat dieses Buch sehr gut gefallen. Die Geschicht ist sehr einfach zu lesen, da sie klar und eindringlich geschrieben wurde. Der Autorin des Romans ist es gelungen die Einfachheit und Normalität dieser Zeit besonders humorvoll zu schildern. \"Schon der funkelnde Witz, mit dem Sibylle Mulot eine miefige, stickige Welt beschreibend durchlüftet, macht dieses gelungene Buch lesenswert. Eindringliche Beobachtungen und hinterhältig-zarte Ironie geben der elegant erzählten Geschichte zudem die nötige Tiefenschärfe\".
(Deutscher Rundfunk) \"Viel Humor, ein wenig Bosheit und eine Prise Tiefsinn. Sibylle Mulots Feder ist so spitz, wenn sie die Dummheit und Ignoranz der lieben Zeitgenossen entlarvt, daß es eine Lust ist.\" (Tages-Anzeiger) 8. Inhaltsangabe: Die Familie Hülle zählt mit ihren drei Töchtern in der schwäbischen Kleinstadt schon zur \"besseren Gesellschaft\". Der Vater ist Ministerialbeamter und seine Frau herrscht über die Familie. Sie achtet sorgfältig darauf, dass der standesgemäße Kontakt von allen Mitgliedern der Familie gepflegt wird Die beiden älteren Töchter, Deina und Astrid, sind demnächst mit ihren Lehramtsstudien fertig und Marga, die Mutter, sucht unauffällig für sie nach den richtigen Heiratskandidaten.
Die Verehrer der beiden Mädchen Deina und Astrid bieten amüsanten Gesprächsstoff bei den gemeinsamen Mahlzeiten am Familientisch, wobei dem Wunsch, \"den Richtigen\" zu finden, um mit ihm eine Familie nach konservativem Muster zu gründen, große Bedeutung beigemessen wird. Mimi, die jüngste Tochter mit ihren 14 Jahren auch schon auf dem Sprung ins Erwachsenenalter. Sie genießt die letzten Jahre ihrer Kindheit, indem sie sich in die Obhut ihrer älteren Schwestern schmiegt, sich mit ihnen gegen die manchmal tyrannische Mutter verbündet, Geheimnisse mit ihnen teilt und mitfühlende Zeugin erster Bälle, Kleidersorgen sowie erfüllter und enttäuschter Liebeshoffnungen wird. Als von den beiden älteren Schwestern bereits jede beruflich ihren eigenen Weg geht, werden sie über Nacht zu Konkurrentinnen in Liebesdingen. Die unschuldigen Jahre in der Familie finden ein jähes Ende. Deina muss erfahren, dass ihre Schwester Astrid ihr den Mann weggenommen hat.
Deinas Leben ist zerstört obwohl auch andere Männer im Gespräch sind. Jedoch wird der Bruch mit der Familie, besonders mit Astrid, ein lebenslanger. Mimi glaubt sich mitschuldig am Riss, der sich mehr und mehr durch die Familie zieht. Sie meint, sie hätte das Drama voraussehen müssen und macht sich Vorwürfe, es nicht verhindert zu haben. Mimi muss erkennen, dass es auch zwischen Menschen, die sich am nächsten stehen, zum dauerhaften Bruch kommen kann. Deina gibt sich nämlich auch nach einem längeren Amerika-Aufenthalt noch unversöhnlich.
Sie will ihren gekränkten Stolz weiter hätscheln und nicht vergessen, was die Schwester ihr angetan hat. Mimis Blauäugigkeit weicht aufgrund dieser neuen Erfahrung einem intelligenten Blick auf die Wirklichkeit. Sie durchschaut die Menschen nun besser, beginnt sich für Politik zu interessieren und erkennt neue Zusammenhänge in ihrem Umfeld. |