Dürrenmatt bezeichnet das Stück als Komödie mit der Begründung, dass in der heutigen Zeit nur noch das Komische dem Realen beikommt. Die klassische Tragödie kann die heutige Zeit nicht mehr darstellen. Die klassische Tragödie verlangt einen Helden, der frei entscheiden kann und daher für sein Schicksal selbst verantwortlich ist. In der heutigen Zeit ist dies jedoch nicht möglich. Jeder ist eingeschlossen in einem Gesellschaftssystem, aus dem es kein Entrinnen gibt. Der Mensch handelt nicht mehr nach freiem Willen, sondern muss sich dem Willen vieler unterwerfen. Diese Komödie ist ein beklemmendes Beispiel dafür. Der Physiker Möbius entdeckt eine Formel, die alle Probleme der Physik löst. Er erkennt, welche Macht in dieser Formel steckt und opfert sein Leben als freier Bürger, nur um die Menschheit vor dem sicheren Untergang zu bewahren. Erst am Ende erkennt er, dass es umsonst war. "Was eimal gedacht wurde, kann nicht mehr zurückgenommen werden".
Diese Geschichte des genialen Physikers Möbius ist keineswegs eine erfundene. Möbius steht in dem Stück stellvertretend füt Albert Einstein. Einstein legte mit seinen Erkenntnissen den Grundstein für den Bau einer Atombombe und konnte, nachdem er die Gefährlichkeit seiner Erfindung erkannt hatte, die Herstellung einer solchen nicht mehr verhindern. Dürrenmatt formuliert in seinem Stück "Die Physiker" die Bankrotterklärung der Wissenschaftler. Nur im Irrenhaus darf noch geforscht werden. Außerhalb seiner Abgrenzungen führt Forschen zu irrsinnigen Zuständen. "Physiker" und "Techniker" sind hier im Sinne modellhafter Vereinfachung gebrauchte Synonyme. Sie stehen für diejenigen, welche Kraft höherer Einsicht die Folgen wissenschaftlicher Entwicklungen abzusehen vermögen und für jene anderen, mithin die Masse der Menschen, die zum Fortschrittsglauben, mangels besserer Einsicht ein ungetrübtes Verhältnis bewahren. Wissen ist hier zu Macht geworden. Sie hat dem Menschen Macht gegeben sich selbst zu vernichten. Das Stück ist ein Apell an die Wissenschaft, manches Denkbare nicht zu denken.
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