Die Ablehnung der höfischen Dichtung führte nicht nur zu einem Strukturwandel der Öffentlichkeit, sondern veränderte auch die Situation des Schriftstellers. Das Zeitalter des Hofdichters mit einem festen Gehalt, ging zu Ende. An dessen Stelle tritt nun der freie Schriftsteller, der von seiner dichterischen Arbeit leben muß. Der Vorteil dabei liegt auf der Hand, die geistige Unabhängigkeit von fürstlichen oder geistlichen Geldgeber. Der große Nachteil dabei war aber die Unsicherheit des Einkommens (manchmal auch gar keines). Kaum ein Schrifsteller im 18. Jahrhundert konnte wegen der geringen Auflagenhöhe und Honorare (pro Bogen nur 5 bis 7 Taler; Vergleich: Ein Maßanzug kostete 20 Taler) vom Produkt seiner Arbeit leben. Das galt ebenso für Zeitungen und Zeitschriften. Eine Auflagenhöhe von 1000 bis 3000 Stück war normal für einen renomierten Autor. Wirklich hohe Auflagen erreichten populär geschriebene Ratgeber für die Bevölkerung, manche wurden von den Fürsten als antirevolutionäre Propaganda an ihre Untertanen kostenlos verteilt. Die Schriftstellerhonorare hielten sich in Grenzen und selbst Spietzenverdiener wie Lessing, Wieland und Klopstock schrieben nicht pausenlos Bücher.
Deswegen mußten sich die meisten Schriftsteller nach Nebeneinkünften umsehen und zum Beispiel als Hofmeister oder Beamter arbeiten, oder sie suchten sich wieder adelige Gönner, von denen sie sich materielle Unterstützung erhofften. Aus diesen Grund arbeiteten Wieland, Lessing und Herder Pläne aus, in denen die Förderung der Literatur und der Autoren von gemeinnützigen Anstalten, genannt Akademien übernehmen sollten. Diese sollten von Fürsten unterstützt werden. Kein Plan konnte, wegen dem Uninteresse der Fürsten realisiert werden. Daher mußten viele Schriftsteller arbeiten und konnten nur in ihrer Freizeit schreiben. Andere versuchten als Herausgeber von Zeitschriften und durch journalistische Arbeiten ihre finanzielle Lage zu verbessern.
|