Der schon im Zusammenhang mit seiner Dissertation erwähnte Franz Kafka übte den ersten und vielleicht tiefgreifendsten Einfluss auf die schriftstellerische Entwicklung Walsers aus. Ihn faszinierte an Kafka die "Bestimmtheit der Personen [...], das Unfreiwillige aller Vorgänge, das Zwanghafte aller Vorgänge" , er sah, "dass ein Einzelner nichts machen kann".
Zu Beginn in seinen ersten Erzählungen hatte er mit Kafka gemein den Sinn für die "in der Realität liegende Absurdität" , wodurch eine andere Wirklichkeit sichtbar wird. Das Unerwartete überrumpelt uns, wir werden in unserem Lebensgefühl unsicher. Und mit uns Walsers Figuren, die der Absurdität ausgeliefert sind. Sie sitzen "gefangen in ihrem Lebensschicksal, in dem doch alles geschehen kann, selbst das Unwahrscheinlichste".
Walser kopierte Kafka allerdings nicht, sondern entwickelte von Anfang an einen eigenen Stil, der bloß an Kafka angelehnt war, in dem "die schweren Empfindungen des Meisters in den Spielraum freier Erfindung gestellt und abgewandelt wurden". So sind sein Ton und Humor ganz anders und der Druck, den er auf seine Figuren ausübt, weniger beklemmend als der Kafkas. Zeitkritik ist in Form von Übersteigerungen der Wirklichkeit ins Groteske zu erkennen.
Walser brauchte ungefähr 10 Jahre, um sich schreibend aus seiner Kafka-Faszination herauszulösen. Er erkannte, dass es ihm schier unmöglich gewesen wäre, die ihm so wichtige soziale Lebenswelt ausreichend in das Geschehen zu integrieren, hätte er weiterhin derart "abstrakte Konstellationen" zum Ausgangspunkt seiner Erzählungen gewählt.
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