Nach dem Erscheinen des "Werthers" setzte eine lebhafte Diskussion um das Buch ein. Einerseits erntete das Buch Lob, andererseits stieß es aber auch auf schärfste Ablehnung.
Friedrich Nicolai lobte zwar Werthers Charakter als "trefflich geeignet" für die Literatur, "aber wer im wirklichen Leben Werthers Denkungsart und Handlungsweise nachahmen will, ist ein Narr."
Ebenso wünschte Lessing, Goethe hätte "ein paar Winke" gegeben, "wie Werther zu einem so abenteuerlichen Charakter gekommen" sei.
Georg Christoph Lichtenberg (1742-99) formulierte noch schärfer: "Wer seine Talente nicht zur Belehrung und Besserung anderer anwendet, ist entweder ein schlechter Mann oder äußerst eingeschränkter Kopf. Eines von beiden muss der Verfasser des leidenden Werther sein."
Die schärfsten Angriffe auf den Roman kamen aus kirchlichen Kreisen. Der Kanonikus Christian Ziegra geiferte gegen ihn 1775 als "verfluchungswürdige Scharteke", "giftige Schlange" und "Lockspeise des Satans".
Lessings Hauptgegner Goeze forderte, den Roman zu "konfiszieren und bei hoher Strafe zu verbieten" und dehnte seine Angriffe gleich auf wohlwollende Kritiker aus, denen man auf die Finger sehen solle, um "dieses so weit ausgestreute giftige Unkraut auszurotten".
Schiller äußert sich folgendermaßen in "über naive und sentimentalische Dichtung" (1795):
".Es ist interessant, zu sehen, mit welchem glücklichen Instinkt alles, was dem sentimentalischen Charakter Nahrung gibt, im Werther zusammengedrängt ist:
schwärmerische, unglückliche Liebe, Empfindsamkeit für Natur, Religionsgefühl, philosophischer Kontemplationsgeist [.]"
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