Vergleiche die Briefe vom 10.05., 18.08. und 03.11. [zweites Buch]
Wie erlebt Werther die Natur? Untersuche, wie sich dieses Naturempfinden entwickelt und welche Gründe es dafür gibt. Werte!
10.Mai
· Naturempfinden positiv
· der süße(n) Frühlingsmorgen (Z 30) erfüllt Werthers Seele mit wunderbare(r) Heiterkeit (Z 29) - Harmonie von Innenleben und äußerem; Glücksgefühl (S.7 - in ewiger Wonne schwebend)
· Natur bezogen auf
o Kunst: obwohl zu glücklich zum Zeichnen, glaubt er auf der Höhe seiner Fähigkeiten zu sein
o Religion: sogar Unscheinbares (Grashalm, Wurm) zeigt die Gegenwart des Allmächtigen (S.7/ 3f)
· Gründe für positives Empfinden:
o die Abwesenheit von zuhause
o die angenehme Landschaft
o die Jahreszeit Frühling
18. August
· Naturempfinden negativ
· das Positive nur noch Erinnerung, aus dem Schauplatz des unendlichen Lebens (S 44/23) ist der Abgrund des offnen Grabes geworden (Z 24)
· statt Lebend spendender die alles vernichtende Natur, ein Ungeheuer (Z 40)
· Gründe für Stimmungswechsel
o Konflikt mit Albert, Gefühl, unverstanden zu sein
o Wachsendes Bewusstsein der Vergänglichkeit, verstärkt durch die Vergeblichkeit der Werbung um Lotte
03. November
· Kontrast zwischen Innenleben und Natur
· Herbstlandschaft, Morgensonne müssten positiv auf Werther wirken, doch scheint die Natur starr (Z 24), weil er innerlich erloschen ist
· Sein Herz, einst die Quelle aller Seligkeiten, jetzt die Quelle alles Elendes (Z10f)
· Schlimmer als negative Reaktion: Gleichgültigkeit
· Tod der inneren Beziehung zur Natur macht eigenen Tot unausweichlich
· Gründe für Stimmungswechsel:
o Lottes erstmalige Kritik
o Verzweiflung, Sehnsucht nach dem Grab
In welchen Nebenfiguren spiegelt sich Werthers Schicksal? Warum hat Goethe diese Figuren eingefügt?
· Bauernbursch
o In seine Herrin [Witwe] verliebt
o Nach versuchter Vergewaltigung entlassen
o Ermordung des neuen Knechtes aus Eifersucht
o Seite 18/19, 92/94, 115/117
· Heinrich, der verwirrte Blumensucher
o Ehemals Schreiber bei Lottes Vater, den die Liebe zu ihr seine Stellung und den Verstand gekostet hat
o Seite 106-110
· Funktion:
o Werthers Schicksal ist kein Einzelschicksal
o Leidenschaft kann zu 3 Extremen führen: Mord, Wahnsinn, Selbstmord
in allen 3 Fällen gehen Männer an ihrer Leidenschaft seelisch/ körperlich zugrunde, da ihre Geschlechter rolle wohl eher von ihnen verlangt, ihre Liebe zu bekennen und den ersten Schritt zu tun
Welchen Einfluss hat die Liebe auf Werther? Welches Bild der Liebe entwirft der Roman?
· Veränderung des Lebens durch Liebe zu Lotte
Ø vergisst Raum und Zeit (S 31)
Ø vergöttert sich selbst seit er sich geliebt glaubt (S 43)
Ø er kennt in ihrer Nähe keine Begierde (S 44)
Ø er empfindet die Welt als sinnvoll (S 45)
Ø er schickt seinen Diener zu ihr, um jemanden um sich zu haben, der sie gesehen hat (S 45)
Ø er vernachlässigt die eigene Kunst (S 46)
Ø er verzweifelt, weil er vergeblich um sie wirbt (S 62)
Ø flieht vor seinem Kummer in den Wald (S 65)
Ø verträgt ihre Kritik nicht (S 103)
Ø sucht ständig nach Beweisen ihrer Zuneigung (S 104)
Ø er kann sie nicht vergessen (S 111)
Ø er opfert ihr schließlich sein Leben
Liebe im Roman absolutes Gefühl, befreit Werther von Selbstzweifeln, von Zweifeln an der Welt und an den Menschen, von seiner Melancholie
Liebe
Ø lässt alles andere unwichtig erscheinen
Ø gilt nur einem Menschen
Ø kennt keine Begründung, entsteht spontan
Ø dauert ewig (Liebe bis in den Tod)
Ø kennt nur das Wohl des anderen und scheut keine Opfer
Ø kann sprachlich nicht angemessen ausgedrückt werden
Charlotte symbolisiert für Werther Natur und Herz.
In ihrer Familie fühlt Werther sich verstanden und aufgenommen. Werther schafft sich damit einen Ersatz für seine unglückliche Kindheit. Lotte kritisiert an Werther, das er übertrieben Empfindlich und Leidenschaftlich ist. Für sie sind die Regeln der Gesellschaft hoch anzusehen. Sie benötigt einen festen Rahmen, der ihr Rückhalt bieten kann. Zu Albert fühlt sie sich durch ihre Verlobung und Hochzeit verpflichtet bzw. verbunden.
22. Mai 1771
Weltsicht, Charakter
· Leben als Traum, weil es keinen Sinn zu haben scheint
· hat Eindruck alles drehe sich im Kreise und sei nur dafür da, die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen, um weiterleben zu können
· die Menschen müssten für ihren Lebensunterhalt sorgen und kommen dadurch nicht zum "richtigen" Leben, d.h. für Werther dazu, ihre tätigen und forschenden Kräfte (Z 18) auszubilden
· der zweite Grund für den Verglich des Lebens mit dem Traum liegt darin, dass die Menschen sich das Leben mit den Traumbildern ausstatten müssen, um es auszuhalten
· diese pessimistische Sicht bringt Werther dazu, den Blick von der Außenwelt ab- und seiner Innenwelt zuzuwenden, die befriedigender ist und ihn tröstet
Werther wechselt scheinbar das Thema seines Briefes und behauptet, dass Erwachsene genauso wenig wissen, was sie wollen, wie Kinder. Der Begriff des "Zweckes" zeigt, dass er in Wirklichkeit das Thema des ersten Abschnitts fortsetzt. Es geht wieder um den Sinn des Lebens und darum, dass gewisse Punkte des Nachforschens (Z 22) zu keinem Ergebnis führen, nämlich die Sinnfrage: wie die menschliche Existenz zu erklären ist und wohin die führt, d.h. ob es ein Jenseits gibt. Man kann daher den Zweck des eigenen Lebens nicht bestimmen und folgt in seinem verhalten dem, wofür Ansehen oder Ablehnung (Kuchen und Birkenreiser) zu erwarten steht.
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