Ein wichtiges Motiv der "Elixiere" ist der Fluch der Erbsünde, der auf der Familie des Medardus lastet. Der Geist des alten Malers kann nicht zur Ruhe kommen, bis Medardus diesen Fluch nicht aufgehoben hat. Medardus bündelt die verbrecherischen Taten seiner Familie. Sein Leben ist eine Prüfung, er soll allen Versuchungen widerstehen und so die Taten seiner Familie sühnen. Er muß der leidenschaftlichen verbotenen Liebe zu Aurelie entsagen, um sie als Heilige verehren zu können.
Einerseits wird Medardus von höheren Mächten geleitet, er hat die Aufgabe den Fluch der Erbsünde aufzuheben und er wird zu seinen Verbrechen als Werkzeug des Teufels getrieben. Andererseits wird das Geschehen auch von seinen eigenen Entscheidungen geprägt.
In der Schlußszene (Aureliens Einkleidung) verspürt Medardus den Drang, auf Aurelie zu stürzen und sie zu töten, doch er kann der Versuchung widerstehen und gewinnt den inneren Kampf, er besteht seine letzte Prüfung. Plötzlich taucht Viktorin auf und führt die sündigen Gedanken des Medardus aus. Viktorin verkörpert also den frevelhaften Trieb in Medardus.
Das Übernatürliche in diesem Roman wird durch die Gestalt des alten Malers verkörpert. Er erscheint als Geist in Visionen. Er greift öfter in das Geschehen ein, indem er Medardus zur Flucht zwingt. Er bleibt in der Schwebe zwischen Gut und Böse und erinnert somit an Archivarius Lindhorst und den Marktschreier im "Goldenen Topf", man merkt nicht, ob sie es gut oder böse meinen.
Eine Besonderheit in den "Elixieren" ist die tiefe Psychologie, die auch Sigmund Freud schätzte. Man kann nie genau unterscheiden zwischen Bewußtsein und Unterbewußtsein, zwischen Realität und dem Übernatürlichen. Am Schluß bleiben viele Rätsel ungeklärt, somit bleibt das Geheimnisvolle des Romans erhalten.
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