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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Die beziehung zwischen hanna und michael


1. Drama
2. Liebe

Das erste Mal sind sich Michael und Hanna auf der Straße vor Hannas Haus
Ende Februar 1958 begegnet, sie hilft dem an Gelbsucht Erkrankten. Um sich
zu bedanken, geht Michael nach seiner Genesung mit einem Blumenstrauß zu
Hanna. Als sie sich in der Küche umzieht, um ihn nach Hause zu begleiten,
kann er vom Flur aus nicht die Augen von ihr lassen. Als Hanna merkt, daß
er sie beobachtet, rennt Michael weg. Später stellt er fest, daß es ihre
Haltung und ihre Bewegungen waren, die ihn so fasziniert haben.
Eine Woche später steht Michael wieder vor der Tür der Frau, da er die
ganze Zeit an sie denken mußte. An diesem Tag schlafen die beiden das erste
Mal miteinander, obwohl sie noch nicht mal den Namen des anderen wissen und
sie 21 Jahre älter ist als er. Hanna glaubt, daß Michael nur deswegen noch

mal gekommen ist.
In der Nacht darauf hat sich Michael in diese Frau verliebt. Er weiß nicht,
warum er sich in sie verliebt hat, vielleicht als Preis dafür, daß sie mit
ihm geschlafen hat.
Sie nennt ihn immer ,Jungchen, er bezeichnet sie am Anfang in seinen
Gedanken als ,die Frau\', bis er sie am 6. oder 7. Tag nach ihrem Namen fragt.
Für die ersten Treffen stemmt Michael jeden Tag die 6. Stunde, sie duschen
und lieben sich, und danach geht Michael zum Mittagessen nach Hause.
Während sie sich lieben, nimmt Hanna selbstverständlich Besitz von i~.
Michael denkt, daß sie es zu ihrem spielerischen Vergnügen macht, bis er

lernt auch von ihr Besitz zu ergreifen.
Als Hanna erfährt, daß Michael das Schuljahr wiederholen muß, schmeißt sie
ihn raus. Daraufhin bemüht sich Michael, alles zu geben, um nicht sitzen zu
bleiben, und damit sich Hanna ihm nicht entzieht. Als Belohnung für seine
Bemühungen lieben sie sich jeden Nachmittag.
Hanna gibt ihm Sicherheit, so daß er weder Probleme in der Schule noch mit

Mädchen hat.
Sie will, daß Michael ihr vorliest. Zuerst will er ihr nicht vorlesen, aber
als sie sich ihm entzieht, gibt er nach und liest ihr vor. Danach duschen
sie und lieben sich. Das Ganze entwickelt sich zu einem Ritual: Vorlesen,
duschen, lieben und noch ein bißchen beieinander liegen.
Das geht einige Wochen so, bis Michael sie bei ihrer Arbeit überraschen
will. Doch bei dieser Überraschung gibt es Mißverständnisse und sie
streiten. Michael nimmt die ganze Schuld auf sich, damit sie ihn nicht
zurückweist. Doch seit dem Streit kämpft er nicht mehr, er kapituliert
bedingungslos: ,,Ich habe alles auf mich genommen. Ich habe Fehler
zugegeben, die ich nicht begangen hatte, Absichten eingestanden, die ich
nie gehegt hatte. Wenn sie kalt und hart wurde, bettelte ich dann, daß sie
mir wieder gut ist, mir verzeiht, mich liebt. Manchmal empfand ich, als
leide sie selbst unter ihrem Erkalten und Erstarren. Als sehne sie sich
nach der Wärme meiner Entschuldigungen, Beteuerungen und Beschwörungen.
Manchmal dachte ich, sie triumphiert einfach über mich. Aber so oder so

hatte ich keine Wahl.\"
Sie beschließen, in den Osterferien zusammen eine Fahrradtour zu machen.
Michael verkauft seine Briefmarkensammlung, um die Reise für sich und sie
bezahlen ZLL können. Auf der Fahrradtour streiten sie sich, Hanna weint,
zeigt ihre sanfte Seite, diese Hanna ist ihm näher, als die nur starke
Hanna. Nach diesem Streit ist ihr Verhältnis inniger, sie lieben sich
anders, doch Michael kann nie ganz von ihr Besitz ergreifen.
Er klaut für sie im Kaufhof und schreibt ihr ein Gedicht, außerdem hat er
jede Nacht Sehnsucht nach ihr und kann ihr keinen Wunsch abschlagen. Sie
will nicht in seinem Bett mit ihm schlafen, weil sie sich wie ein
Eindringling vorkommt, das spürt Michael.
Der Sommer ist der Gleitflug seiner Liebe, doch weiß er nichts über ihre
Liebe zu ihm. Doch zeigt er seine Liebe nicht in der Öffentlichkeit:
,,Überhaupt ging ich durch die Welt, als gehöre sie nicht zu mir und ich

nicht zu ihr.
Ende Juli sehen sie sich das letzte Mal im Schwimmbad, ohne etwas zu sagen,
verschwindet Hanna einfach aus der Stadt. Ihre Beziehung dauert ungefähr
fünf Monate (Ende Februar - Ende Juli). Es datiert eine Weile, bis Michael
sie vergessen kann, doch er kann niemanden mehr so lieben, daß ihn
verlieren weh tut.
Als er sie sieben Jahre später bei der Gerichtsverhandlung wiedersieht,
fühlt er nichts. Er empfindet ihre Haft als natürlich und richtig, weil:
,,Sie in der Zelle raus aus meiner Welt, aus meinem Leben war.\" Während der
Verhandlung starrt er sie ununterbrochen an, sie schaut ihn nur ein Mal an.
Michael kann nicht mit Hanna darüber reden, daß sie nicht lesen und nicht
schreiben kann.
Nach ihrer Verurteilung haben die beiden vier Jahre lang keinen Kontakt,
bis Michael ihr seine ersten besprochenen Kassetten schickt. Sie bedankt
sich mit ein paar Zeile. Er ist stolz auf sie, daß sie schreiben und lesen
gelernt hat, doch schreibt er ihr nicht zurück und besucht sie auch nicht.
Als erfährt, daß Hanna entlassen werden soll, kümmert er sich um eine
Wohnung und eine Arbeitsstelle für sie und besucht sie nach langem Zögern.
Er bemerkt, daß Hanna enttäuscht ist. Vielleicht ist das auch der Grund für
ihren Selbstmord in der Nacht vor ihrer Entlassung.

Lebenslauf
,Ton

Hanna Schmitz


- geb. am 21 Oktober 1922, bei Hermannstadt

- aufgewachsen in Siebenbürgen
- 1939: Umzug nach Berlin, arbeitet bei Siemens

- im Herbst 1943 geht ZLW SS
- Frühjahr 1944 Aufseherin in Auschwitz
- bis Winter 1944/45 eingesetzt in einem kleinen Lager bei Krakau
- befindet sich bei Kriegsende in Kassel
- ab Kriegsende an verschiedenen Orten gewohnt, verschiedene Jobs
gehabt
- ab 1950 wohnte sie 8 Jahre in Michaels Heimatstadt Heidelberg in der
Bahnhofstraße ( die längste Zeit, die sie an einem Ort verbracht hat)
- gibt an, daß sie keine Familie hat
- arbeitet dort ein paar Jahre als Straßenbahnschaffnerin
- 1958 lernen sich Hanna und Michael kennen, zu dieser Zeit ist sie 36, er
1 5 Jahre alt

- Ende Juli 1958 verschwindet sie
- 1965 sieht er sie bei der Gerichtsverhandlung (Frühjahr bis Juni)wieder

- Gerichtsurteil: lebenslänglich
- 1973 bekommt sie die ersten Kassetten von Michael
- im 18. Jahr im Gefängnis wird ihrem Gnadengesuch stattgegeben
- war von 1965 bis 1983 im Gefängnis
- begeht in der Nacht vor ihrer Entlassung mit 61 Jahren Selbstmord
ERÖRTERUNG:

Am 18.März 1946 fand im Hamburger Curio-Haus der Erste einer Reihe
britischer Militärgerichtsprozesse statt, in dem nationalsozialistische
Verbrechen verhandelt und abgeurteilt wurden.
Bis zum 01.01.1988 wurde noch gegen 1224 Personen Ermittlungs- und
Strafverfahren wegen Verdachts der Beteiligung an Nationalsozialistischer
Verbrechen geführt. Seit 1960 kann jedoch wegen der Verjährung aller
anderen Delikte nur noch wegen Mordverdachtes ermittelt werden und dann

stellt sich die Frage:

Kann man diese Menschen noch immer für ihr Vergehen verurteilen oder sollte
man Gnade vor Recht ergehen lassen?

Dies ist ein sehr heikles Thema und es wurde und wird sehr viel darüber
diskutiert. Viele werden spontan antworten : Natürlich, wieso nicht?, aber
ich denke, man sollte das Pro und Contra betrachten.
Diese Menschen haben Millionen von Mitmenschen umgebracht, viele kaltblütig
ermordet Familien ausgelöscht und vieles mehr.
Man sollte Zeichen setzen, daß diese grausamen Dinge nicht vergessen sind
Lind daß es auch heute noch Konsequenzen hat was vor 54 Jahren geschah. Es
ist auch ein Zeichen für die, häufig jungen, rechtsradikalen Leute, daß
dieses Vergehen noch immer in den Gedanken existiert und daß es auch heute
noch so schwerwiegend ist, daß man es auch nach vielen Jahren noch
verurteilen kann.
Viele dieser Leute, die damals für die Konzentrationslager und Ermordungen
verantwortlich waren, sind heute schon alt, viele leben auch gar nicht
mehr. Es gibt sicher auch viele, die ihr Vergehen bereut haben, einige, die
nicht mehr daran erinnert werden möchten, aber auch viele, die ihr Vergehen
noch immer nicht eingesehen haben und die bestreiten, damals überhaupt
dabeigewesen zu sein.
Einen große Menge dieser Leute konnte damals fliehen, sich mit ihrem Geld
in einem anderen Land ungestraft eine neue Existenz aufbauen oder sogar in
sehr machtvolle Berufe, wie Richter, Rechtsanwälte oder Politiker einsteigen.
Dies ist ein Beweis dafür, daß manche dieser Leute kein Gewissen haben oder
hatten und diese Leute sollte man zur Rechenschaft ziehen.
Natürlich denken oder dachten damals nicht alle so. Es gibt viele, die das,
was sie 2etan haben mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren können oder
konnten. Einige dieser Leute sahen oft nur noch eine Möglichkeit ihren
Schuldgefühlen ein Ende zu setzen Lind zwar mit Selbstmord. Jedoch nicht
bei allen kamen diese Gewissensbisse sofort, sondern erst nach einiger
Zeit, dafür aber um so heftiger. Sie müssen oder mußten ein Leben voller
Schuldgefühle leben, haben die schrecklichen Bilder der Leichen, der
Konzentrationslager ihr ganzes Leben lang vor Augen und daß, denke ich, ist
oft schon Strafe genug. Man kann allerdings nicht nur auf diese Leute
schauen, sondern muß betrachten wie es damals in Deutschland aussah.
Damals gab es in Deutschland viele Arbeitslose und es herrschte eine große
Armut. Als dann jedoch ein Mann mit dem Namen Hitler auftauchte, der ihnen
das Blaue vom Himmel versprach und der eine große Zukunft für Deutschland
sah, waren viele Menschen begeistert, glaubten alles was er versprach und
waren bereit alles dafür zu tun.
Als die ersten Anschläge und Einschränkungen gegen Juden auftraten, traute
sich schon keiner mehr etwas zu sagen, denn die ,,Schutzpolizei\" von Hitler
hatte überall schon Angst und Schrecken verbreitet. Keiner traute sich mehr
gegen Hitler zu sprechen und wenn es einige doch versuchten, wurden diese
Personen verhaftet oder sie verschwanden spurlos. Davor hatten alle große
Angst. Es war wie eine Art Gruppenzwang, der von einem einzelnen Mann
ausging, dem sich keiner zu entziehen traute und konnte. Natürlich gab es
auch vielerlei ganz klar gesehen haben, was da vor sich ging und denen es
gefallen hat, weil es ihnen so gelang Autorität zu erlangen, von allen
gefürchtet zu werden und über andere herrschen zu können.
Ich denke es ist ein schmaler Grad zwischen dem schuldig und nicht schuldig
sein, denn eigentlich sind ja alle ,,schuld\" die gesehen haben was da vor
sich ging, sich aber nicht trauten den Mund aufzumachen aus Angst vor den
Konsequenzen.
Ich denke man kann nicht klar sagen, ob diese Verurteilungen noch nötig
sind oder nicht, denn es hängt von dem Betrachter und dessen eigener
Meinung ab, inwiefern man solche Prozesse noch durchziehen und diese Leute
verurteilen sollte.
Hören wir Schlagzeilen wie ,,Zehn Jahre Haft für KZ- Aufseher- Ehemaliger
Kapo des KZs Mauthausen wegen einfachen Mordes verurteilt. Für weitere
Morde fehlten die Beweise. Letzter NS Prozeß damit zu Ende?\" (TAZ vom 23. 2
986), ,, NS- Prozeß gegen Auschwitz Aufseher- In Wuppertal läuft einer der
letzten NS Prozesse. Der Angeklagte soll den Gefangenen Konservendosen vom
Kopf geschossen haben. Tödliche Schüsse waren beabsichtigt. Häftlinge
berichten aus der Todesfabrik\" (TAZ vom 16. 01.1987), oder ,,Herr über
Leben und Tod- In Nürnberg wurde der NS-Polizeigendarm zu ,,lebenslänglich\"
verurteilt\" (TAZ vom 20.12. 1988), so sind wir erst einmal betroffen und
schockiert. Vielleicht schämen wir uns auch unserer deutschen Herkunft
(sofern wir diese haben), bald danach setzt aber das Stadium der Wut ein.
Wir sind wütend auf Hitler, auf das 3. Reich, den 2. Weltkrieg und vor
allen Dingen wütend auf die Angeklagten. Wenn wir nicht sofort die
Zeitungsseite umdrehen und zu weiteren Schreckensmeldungen blättern, so
fangen wir an, über diese Zeit nachzudenken. Erst einmal beginnen wir diese
Leute, die Verantwortlichen, wie die Mitverantwortlichen zu hassen; sollten
wir sie beschreiben, so käme dabei die Beschreibung eines Unmenschen, eines
Untiers, eines Monsters heraus. Wir vergessen dabei, daß wir über die
Gefühle und Gedanken dieser Menschen, ihre persönliche Situation sehr wenig
wissen. Wir können uns gar nicht vorstellen, daß diese Leute Gefühle, wie
wir sie kennen, überhaupt empfinden konnten.
Wer Menschen behandelt, wie ein ,,normaler\" Mensch nicht einmal Tiere
behandeln würde, kann nur ein kaltblütiger, kranker, gemeingefährlicher
Irrer sein. Daß diese Menschen aber oft liebende Ehemänner ,gute Väter
waren und sich um ihre Haustiere in einer bewundernswerten Art und Weise
kümmerten, paßt nicht in unser Bild. Wir wollen nichts davon hören, da es
bequemer für uns alle ist, diese Leute als grauenhafte Unmenschen
anzusehen. Denn wenn diese Leute, abgesehen von ihrem Beruf, Menschen wie
du und ich waren, ja, dann werden sie uns immer ähnlicher, es wird
schwerer, sie zu verurteilen und das Ganze zu vergessen. Hat man einmal
begriffen, daß auch diese Menschen Menschen waren, so kann man das Thema
nicht mehr beiseite schieben, da nun klar wird, das eine Zeit wie diese

immer wieder kehren könnte.
Der Mensch ist ein leicht beeinflußbares Wesen, dessen Moralvorstellungen
und Werte ihm nicht in die Wiege gelegt wurden. Das sieht man daran, daß
jede Generation ihre eigenen Werte entwickelt. Wie kann es aber sein, daß
eine Generation anstelle von Werten ,,Unwerte\" entwickelte?
Wie kann ein Mensch, der in einem KZ jeden Tag undenkbares Grauen schafft
und duldet, in seinem Alltagsleben seine Katze füttern, seine Frau lieben
und mit seinem Sohn Fußball spielen?
Hat so ein Mensch denn gar kein Gewissen? Keinen Verstand?
Über dieses Thema kann man endlos diskutieren und philosophieren, eine
zufriedenstellende Antwort wird man... allerdings nie erhalten. Tatsache
ist jedoch, daß für diese Menschen das Umbringen ihrer Mitmenschen völlig
,,normal\" erschien. Das war nun mal ihre Arbeit. Job ist Job, und den
wollten sie so gut und gewissenhaft erledigen. Für uns scheint das
unglaublich und meilenweit entfernt, liest man aber Bücher wie ,,Der
Vorleser\" von Bernhard Schlink oder ,,Kommandant in Auschwitz\" von Rudolf
Höss, so rücken diese Personen und ihre Taten immer näher, am Ende einer
solchen Lektüre kann es passieren, daß man erschrickt, verwirrt und
entsetzt feststellt, daß einem die Verantwortlichen unbeschreiblichen
Grauens sympathisch geworden sind, daß man teilweise die selben Probleme
und Gefühle hat, wie sie, daß man ihre Handlungsweisen teilweise
nachvollziehen kann. Diese Entdeckung sollte einem vor Augen halten, daß
,,Hitler\" immer wieder kommen kann und daß wir nie mit
hundertprozentiger Sicherheit sagen können, daß ,,wir ja ganz anders sind,
als die da\" und ,,daß wir schließlich Menschen mit Verstand und Gefühl
sind\". Denn jetzt wissen wir, daß Gefühle, Verstand und Normalität nicht davor schützen.

 
 

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