Startseite   |  Site map   |  A-Z artikel   |  Artikel einreichen   |   Kontakt   |  
  


deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Deutschreferat : neue sachlichkeit am 10.05.05


1. Drama
2. Liebe

DEFINITION: / Die Neue Sachlichkeit ist eine realistische Stilrichtung in bildender Kunst und Literatur die als Reaktion auf den Expressionismus verstanden werden kann. Für alle Autoren aller Richtungen war das Kernthema: Das Verhältnis des Menschen zur Ratio. Die Parole "Neue Sachlichkeit" lässt sich zunächst leicht aus der Spannung zwischen rationalen und irrationalen Tendenzen zur Literatur begreifen: Das Feuer des Expressionismus war erloschen, der Versuch, Sachliches - die sozialen und wirtschaftlichen Zustände - zu erfassen, war nahe liegend.

Die Neue Sachlichkeit ging etwa von 1920 bis 1933. Genauer gesagt hängt der Beginn mit dem Datum zusammen, an dem die Sachlichkeit in der Wirtschaft wiederhergestellt wurde: Die Einführung der Rentenmark am 15.11.1923. Das Ende dieser Stilepoche erfolgte mit der Nazi Diktatur und dem zweiten Weltkrieg und es folgte die Exilliteratur.



EINORDNEN IN DIE MODERNE:



Die Neue Sachlichkeit lässt sich literarisch in der Zeit der Moderne einordnen. Mit dem Wort "modern" bezeichnen wir das Neue, das Zeitgemäße und meinen, dass es uns andersartig erscheint als das Gestrige, das Vergangene. Der Begriff "Moderne", selbstverständlich abgeleitet von dem Wort "modern", wird verwendet als Epochenbezeichnung. Eine zeitliche Abgrenzung ist kaum möglich. Zum einen wird er gebraucht für die Zeit zwischen 1880 und 1930, in der begann, "was unsere heutige moderne Welt immer noch prägt" (Nitschke), dann aber auch für alles Moderne in unserem Jahrhundert. Im weitesten Sinne ist der Begriff "Moderne" auszudehnen auf alle Erscheinungen unserer modernen Welt, auf Naturwissenschaft und Technik, auf politischen, sozialen, ökonomischen und ökologischen Gegebenheiten unseres Jahrhunderts.





EINORDNUNG IN DIE GESCHICHTE:



Historisch lässt sich die Neue Sachlichkeit in der Zeit der Weimarer Republik, der ersten demokratischen Republik in Deutschland einordnen. Von Beginn an stand diese junge Demokratie vor erheblichen ökonomischen und sozialen Problemen. Mit dem Versailler Vertrag, den die Nationalversammlung am 22. Juni 1919 auf Druck der Siegermächte angenommen hatte, musste das Deutsche Reich nicht nur beträchtliche Gebietsverluste hinnehmen, sondern wurde auch zu hohen Reparationszahlungen verpflichtet. Hinzu kam eine fortschreitende Inflation, die im November 1923 ihren Höhepunkt fand. Dieses Klima stärkte die antidemokratische Opposition auf der Linken ebenso wie auf der Rechten (Kapp-Putsch, Hitler-Putsch); nationalistische, monarchistische, kommunistische Gruppen waren eine ständige Bedrohung für die Demokratie. Auch das Verhältnis der deutschen Länder untereinander war ausgesprochen gespannt. Radikale politische Parteien wurden immer populärer und kämpften gegen die Republik. Sogar viele Künstler standen radikalen Parteien nahe, hauptsächlich der linken, wie z.B. Bertolt Brecht. Am 30. Januar 1933 ernannte Hindenburg Hitler zum Reichskanzler. Die Weimarer Verfassung blieb zwar formell bis zum Ende des Deutschen Reiches in Kraft; mit dem Ermächtigungsgesetz wurde der Weimarer Republik jedoch de facto ein Ende gesetzt und es folgte der Nationalsozialismus. Durch diese Diktatur erfolgte eine Kontrolle von Kunst und Literatur durch den Staat. Es folgte die nationalsozialistische Politisierung, in der systematisch jede Jüdische Literatur und andere Literatur, die Kritik am NS-System ausübte eliminiert wurde. Die Literatur wurde auf nationalsozialistische Richtung beschränkt und sehr stark geschädigt. Aufgrund dessen verschwand die Neue Sachlichkeit und es folgte die Exilliteratur.



BEGRIFF:



Erst 1923 wurde der Bergriff "Neue Sachlichkeit" vom Kunsthistoriker Gustav Hartlaub geprägt, der auch 1925 in der Mannheimer Kunsthalle eine Ausstellung zeitgenössischer Malerei veranstaltete. Diese Ausstellung nannte er "Neue Sachlichkeit. Deutsche Malerei seit dem Expressionismus" und stammte von "realistischen" jungen Malern dieser Stilrichtung, welche " der positiven greifbaren Wirklichkeit mit einem bekennerischen Zug treu geblieben oder wieder treu geworden sind." Von 1924 bis 1929 fand die Stabilisierungsperiode statt und "Sachlichkeit" war hoch im Kurs.



Kunst und Literatur sollten in der Wirklichkeit und nicht im Reich der Visionen und Ideen angesiedelt sein, und sie sollten diese Wirklichkeit nüchtern und distanziert - eben "sachlich" - darstellen.



"Sachlichkeit" wurde schon bald zu einem Modebegriff, unter dem man recht Verschiedenes verstand, ist es durchaus möglich, in der neusachlichen Malerei, Architektur und Formgebung Gemeinsamkeiten nicht nur thematischer, sondern auch stilistischer Art zu erkennen. In der Literatur dagegen lässt sich ein "neusachlicher" Stil kaum ausmachen. Die Neue Sachlichkeit manifestierte sich hier eher in der Themen- und Gattungswahl und als Haltung der Umwelt gegenüber. Die Anwendbarkeit des Terminus Neue Sachlichkeit als literaturgeschichtliche Periodenbezeichnung wird denn auch in der Forschung bis heute diskutiert.







VORAUSSETZUNGEN:



Voraussetzung für das Entstehen der Neuen Sachlichkeit war die Erschütterung des traditionellen Weltbildes etwa durch Albert Einsteins Relativitätstheorie (1905), Max Plancks Quantentheorie (1900) und Sigmund Freuds Untersuchung zum Unbewussten (Die Traumdeutung, 1900). Deren neue Sicht der Wirklichkeit beeinflusste die Autoren der Neuen Sachlichkeit in ihren Werken die Wirklichkeit "sachlich" also objektiv und realistisch darzustellen.









ENTSTEHEN:



Die Neue Sachlichkeit lässt sich kunsthistorisch als Bindeglied zwischen Expressionismus, Dadaismus und Surrealismus verstehen und übte starken Einfluss auf den sozialistischen Realismus aus.

Alfred Döblin, der Schriftsteller und Arzt war, hatte bereits 1913 erklärt: "Was nicht direkt, nicht unmittelbar, nicht gesättigt von Sachlichkeit ist, lehnen wir (.) ab; (.) wir sind noch lange nicht genug Naturalisten."

1929 schrieb er: "Wenn man ganz ehrlich ist, sagt man heute sogar: man will überhaupt keine Dichtung, das ist eine überholte Sache, Kunst langweilt, man will Fakta und Fakta."

















IDEE:



Die eigentliche Idee der Neuen Sachlichkeit war, dass in einer demokratischen Gesellschaft jeder Bürger entscheiden dürfe, was man gegen Missstände tun sollte. Dazu musste derjenige natürlich informiert werden. Durch die Beschreibung der Realität, so wie sie war, ohne Übertreibungen oder Beschönigungen wollte man ein "Skandal der Fakten" verursachen und somit schlechte Zustände in der Gesellschaft ändern.









HALTUNG:



Zur neusachlichen Haltung gehörte die Bejahung der modernen Technik, die oft mit einem Amerika-Kult Hand in Hand ging. Amerika stand für Fortschritt, Vernunft und Zivilisation und wurde im krisenerschütterten Deutschland nochmals zum Land der ungeahnten Möglichkeiten stilisiert.

Aktualität, Realismus und Unparteilichkeit waren Hauptforderungen an die neusachliche Literatur. Vor allem der "rasende Reporter" Egon Erwin Kisch entwickelte die Reportage zu einer literarischen Kunstform. Der Alltag sollte eingefangen, die Probleme und Nöte ganz gewöhnlicher Menschen sollten nüchtern und unpathetisch dargelegt werden, wie es z.B. in den vielen "Angestelltenromanen" aus der Zeit um 1930 geschah.







KRITIK:



Kritik an der neusachlichen Haltung wurde jedoch auch ausgeübt, sowohl von links als auch von rechts. Die rechte Kritik stempelte die neusachliche Literatur als undeutsche "Asphaltliteratur" ab und reihte sich damit in die Tradition der antimodernen, großstadtfeindlichen Strömungen der Jahrhundertwende ein. Von links kritisierten Siegfried Kracauer, Walter Benjamin und Georg Lukács die neusachlichen Dokumentarberichte wegen ihrer Oberflächigkeit; es reiche nicht aus, nur Fakten vorzulegen, die dahinterliegenden Ursachen müssten gefunden und analysiert werden. Kracauer schrieb: "Hundert Berichte aus einer Fabrik lassen sich nicht zur Wirklichkeit der Fabrik addieren, sondern bleiben bis in alle Ewigkeit hundert Fabrikansichten. Die Wirklichkeit ist eine Konstruktion."









Nun zu den Merkmalen der neusachlichen Kunst:



Die Neue Sachlichkeit findet man zu erst in der Kunst vor. Wichtig war da auch die objektive und präzise Realitätswidergabe. Dabei werden Alltagsgegenstände exakt, objektiv und präzise Wiedergegeben, wie z.B. Wasserhähne, Schlüssel, Geschirr und ähnlichem, durch Überschärfe und starke Betonung der Gegenständlichkeit unter Ausschaltung von Licht und Schatten entstand diese Wirkung. Es wurde also streng, einfach, nüchtern und mit kubistischen Grundformen gemalt, das heißt, dass Landschaften und Figuren in geometrischen Formen aufgelöst sind. Zu den wichtigsten Vertretern gehören: Otto Dix, Christian Schad und Franz Radziwill













Und jetzt zu den Merkmalen und Themen der neusachlichen Literatur:



- Zu den wichtigsten Vertretern gehören in der neusachlichen Literatur: Bertolt

Brecht, Erich Kästner und Alfred Döblin

- In der Literatur meint die Neue Sachlichkeit die zwischen den Weltkriegen

hervortretende Tendenz zu illusions-nüchterner Darstellung von Gesellschaft,

Erotik, Technik und Weltwirtschaftskrise als Reaktion auf den literarischen Expressionismus; dem späten Naturalismus verbunden, doch von ihm unterschieden durch stärkeres politisches Engagement einerseits, durch politisch indifferente emotionslose Sachlichkeit anderseits und durch Aufgeben des pseudo-naturwissenschaftlichen Objektivitätsanspruchs.

Außerdem ist die Neue Sachlichkeit wie schon erwähnt eine Reaktion auf den Expessionismus, in einigen Belangen ist ihm die Neue Sachlichkeit sogar ähnlich. Die Grenze zwischen der Neuen Sachlichkeit und den Expressionismus ist nicht ganz definierbar, da viele neusachliche Werke oft auch expressionistische Züge haben. Dies liegt nur daran, dass viele Schriftsteller der neuen Sachlichkeit wie Brecht, Toller oder Piscator vorher Expressionisten gewesen waren.

- Die Neue Sachlichkeit erfasst alle Bereiche der Literatur. Wie z.B. Prosa,

Reportage, Drama, Episches Theater oder Lyrik

- Autoren und Dichter orientierten sich an Tatsachen, also an der "sachlichen" Wirklichkeit. Sie fühlten sich sehr an ihre Zeit gebunden und versuchten sie zu beschreiben. Wichtig war dabei auch die Beschreibung der Nachwirkungen des 1. Weltkrieges, das schreiben über Industrie, über den Stand der Angestellten und ihre Lebensweise.

- Außerdem war die Darstellung der banalen Alltagswelt sehr wichtig. Zum Beispiel

Alltagsprobleme oder auch Arbeits- und Alltagsleben der Menschen in Großstädten.

Dazu ein Zitat von Egon Erwin Kisch (1885-1948): "Nichts ist verblüffender als die einfache Wahrheit, nichts ist exotischer als unsere Umwelt, nichts ist fantasievoller als die Sachlichkeit. Und nichts sensationelleres in der Welt gibt es, als die Zeit, in der man lebt."

- Auch zeitgenössische Probleme im gesellschaftlichen und politischen Bereich

wurden angesprochen, wie z.B. Arbeitslosigkeit und Verelendung der Armen.

Somit entstand eine Gesellschaftsanalyse, die aber in einfacher Alltagssprache, auch für den ungebildeten Leser verständlich war. Man kann sagen, dass in der neusachlichen Literatur die Äußere Form nicht von so großer Bedeutung war, wie der Inhalt.

- Bei den "Angestelltenromanen" verwenden Autoren "sachliche" Typen, zwar mit

Gefühlen, dürfen diese aber nicht artikulieren. Hauptpersonen sind z.B. Ingenieure, Sekretärinnen, kaufmännische Angestellte, Arbeitslose, Schauspieler

- Einer der bekanntesten Werke war von Alfred Döblin. Die neue, vielseitige

Auffassung von Wirklichkeit schlug sich wohl am unmittelbarsten, nieder in Berlin Alexanderplatz (1929 geschrieben und 1931 und 1980 verfilmt) den ersten Großstadtroman der deutschen Literatur.

 
 

Datenschutz
Top Themen / Analyse
Arrow Klassizismus ca. 1770-1830
Arrow Bob Marley - Jamaikas Geschichte
Arrow Der "satirische" Untergang der Welt
Arrow Das goldene Vließ
Arrow Deutsch Zeichensetzung
Arrow Kommentare zu den positiven Rezensionen
Arrow Zusammenfassung Emilia Galotti
Arrow Lessings Nathan der Weise und Ringparabel
Arrow Interpretation zu Die heilige Johanna der Schlachthöfe
Arrow Vergleich der Werke Schöne Tage und Brot


Datenschutz
Zum selben thema
icon Grammatik
icon Charakteristik
icon Präsentation
icon Buchvorstellung
icon Untertan
icon Tragödie
icon Film
icon Theater
icon Legende
icon Erörterung
icon Problematik
icon Inhaltsangabe
icon Sprache
icon Textinterpretation
icon Struktur
icon Zusammenfassung
icon Textanalyse
icon Interpretation
icon Novelle
icon Analyse
icon Literatur
icon Definition
icon Erlebnisbericht
icon Aufsatz
icon Inhaltsangabe
icon Literaturarbeit
icon Komödie
icon Leben & Werke
icon Vergleich
icon Charakterisierung
icon Argumentation
icon Hintergründe
icon Szenenanalyse
icon Inhaltszusammenfassung
icon Buch
icon Rezension
icon Buchbesprechung
icon Inhalt
icon Gedicht
icon Biographie
icon Autor
A-Z deutsch artikel:
A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z #

Copyright © 2008 - : ARTIKEL32 | Alle rechte vorbehalten.
Vervielfältigung im Ganzen oder teilweise das Material auf dieser Website gegen das Urheberrecht und wird bestraft, nach dem Gesetz.
dsolution