Erster Akt:
Die Gänsehüterin Salome wird von Burschen und Mädchen, die auf\'m Kirtag gehen, wegen ihrer roten Haare verspottet. Ihr wird unterstellt, daß ihre Haare eine Feuergefahr darstellen und so manche Stadt in Brand gesetzt haben. Gekränkt zieht sie mit ihren Gänsen weiter.
Flora und Plutzerkern kommen mit dem Stellwagen aus der Stadt. Nach dem Tod ihres Mannes verwahrlose der Garten des Schlosses und sie habe deshalb die Erlaubnis einen Gärtner aufzunehmen, der ihren Mann, so ihre Hoffnungen, auch in ihrem Leben ersetzen soll. Plutzerkern trifft auf Titus und glaubt, es sei der neue Gärtner. Als er jedoch seine roten Haare sieht, vertreibt er ihn mit den Worten \"Fahrst ab, rote Rub\'n\". Titus trifft Salome und klagt ihr sein Leid. Salome findet ihn schön und kann nicht verstehen, daß ihn sein Vetter, ein reicher Bierversilberer nicht unterstütze. Plötzlich rast eine Kutsche, deren Pferde durchgegangen sind, gegen das Wasser. Titus stoppt die Pferde und rettet dem Marquis das Leben. Als Dank erhält er von dem Geretteten, den er für einen echten französischen Adeligen hält, obwohl er nur Marquis heißt und Friseur ist, eine schwarze Perücke. Im ersten Moment ist Titus von dem Geschenk enttäuscht, er hatte sich doch einige Gulden erwartet. Er sieht jedoch die offene Pforte zum Schloß und erkennt, daß ihm mit seinen neuen schwarzen Haaren die Welt offensteht. Er verabschiedet sich schnell von Salome, die ihm zuvor ihre Zuneigung gestanden hat, und tritt durch die Pforte.
Titus klopft am Gärtnerhaus an und begegnet Flora. Diese ist von seinen schwarzen Haaren begeistert. Durch sein wichtiges Reden glaubt Flora, er hätte die höhere Gärtnerei studiert, und nimmt ihn zur Aufsicht des Gartenpersonals auf. Titus ist begeistert, die Peruckn wirkt. Flora offeriert Titus den Hochzeitsanzug ihres Seligen, um ihn der Frau von Cypressenburg vorzustellen. Das Gartenpersonal wird herbeigerufen, Titus kommt Plutzerkern bekannt vor. Die Kammerfrau Constantia kommt ins Gärtnerhaus. Flora sagt ihr, daß sie der gnädigen Frau den neuen Gärtner vorstellen wolle. Constantia ist im ersten Moment dagegen, wird jedoch durch Titus´ einschmeichelnde Art und schwarzen Haare umgestimmt. Flora und Constantia stecken Titus gegenseitig Geld zu, damit dieser dem Gartenpersonal etwas zustecken kann. Titus wendet sich von Flora ab und geht mit Constantia aufs Schloß hinauf, um der gnädigen Frau vorgestellt zu werden.
Zweiter Akt:
Flora deckt den Tisch, im Glauben, daß Titus bei ihr speise. Dieser winkt Flora jedoch aus dem Schloß zu, wo er mit der Kammerfrau speist. Constantia sieht in ihm einen Jäger, ihr verstorbener Mann war Jäger, und kleidet Titus mit dessen Garderobe ein. Salome betritt das Zimmer, Titus erkennt sie und wirft sich nachlässig in einen Stuhl. Salome sucht jemanden mit roten Haaren, erkennt Titus und fällt in Ohnmacht. Sie verrät Titus nicht und eilt, die Tränen unterdrückend aus dem Zimmer.
Der Marquis, langjähriger Liebhaber Constantias, kommt herein. Titus wird dem Marquis als neuer Jäger vorgestellt, worauf sich der Marquis als Friseur der gnädigen Frau entpuppt. Der Marquis fordert Titus auf, seine Braut in Ruhe zu lassen, im Gegenzug werde er sein Geheimnis bewahren. Titus bricht das Abkommen, und der Marquis nimmt dem schlafenden Titus die Perücke weg.
Titus erwacht und bemerkt den Raub, schnell stürzt er ins Nebenzimmer. Die Frau von Cypressenburg und ihre Tochter Emma kommen heim. Sie ist erzürnt darüber, daß Constantia eigenmächtig Domestiken aufnimmt.
Titus kommt aus dem Nebenzimmer. Emma, die zuvor mit Constantia gesprochen hat, ist von Titus´ blonden Haare überrascht. Titus, darauf angesprochen, ebenfalls, er muß in der Eile die falsche Perücke erwischt haben. Frau von Cypressenburg ist angetan und nennt Titus einen Blonden. Von Constantia weiß Titus, daß die gnädige Frau eine Schriftstellerin ist. Er gibt sich literarisch, wobei er mit großen Worten die Gunst der Frau von Cypressenburg erringt.
Die blonden Haare und seine Wortgewandtheit bewegen die Frau von Cypressenburg, Titus zu ihrem Sekretär zu ernennen. Sein Vorgänger wurde wegen seiner roten Haare entlassen. Angesichts einer stattfindenden Gesellschaft überläßt auch Frau von Cypressenburg Titus die Garderobe ihres verstorbenen Mannes.
Während sich Titus umzieht, beginnen Constantia und die Frau von Cypressenburg über die Farbe der Haare zu streiten. Titus kommt im schwarzen Frack zurück. Mit Constantia konfrontiert, stellt er diese als Lügnerin dar. Titus erkennt, daß sein Aufstieg vom Fall der anderen abhängt, und überredet die Frau von Cypressenburg, Constantia, den Marquis und Flora zu entlassen. Er weigert sich jedoch, die Entlassungen selbst zu schreiben. Emma soll die Domestiken entlassen. Titus schmeichelt der gnädigen Frau, daß eine so junge Frau nicht solch eine große Tochter haben könne.
Beim Tee stellt Frau von Cypressenburg der Gesellschaft Titus vor. Flora und Constantia kommen weinend hinzu, erschüttert über ihre Entlassung. Der Marquis enttarnt vor allen Titus. Titus springt auf und wirft die blonde Perücke zu Boden. Alle finden seine roten Haare abscheulich.
Dritter Akt:
Titus hofft, den Frack behalten zu dürfen, wird jedoch von einem Domestiken eines besseren belehrt. Unter Aufsicht von Plutzerkern zieht er sich in der Gärtnerwohnung um. Spund, Titus Vetter, erzählt Salome, daß er auf Geheiß seines Braumeisters Titus suche. Spund hat sein beträchtliches Vermögen ererbt. Damit Titus seiner Familie keine Schande macht, will ihm sein Vetter eine Offizin, einen Barbierladen, kaufen. Salome erzählt Spund, daß Titus als Domestik im Schloß arbeitet, beide eilen auf das Schloß. Ohne Wegzehrung schickt Flora Titus fort. Im Fortgehen wird Titus von einem Diener gebeten, aufs Schloß zu kommen. Titus findet in seiner Tasche die graue Perücke des Gärtners und setzt diese zur Abschiedsvisite auf.
Flora bemerkt den Diebstahl und fordert Plutzerkern auf, Titus zu verfolgen und ihm die wertlose Perücke zu entreißen. Nachdem Plutzerkern fort ist, erfährt Flora, daß Titus einen reichen Onkel hat, der ihn am Schloß erwartet. Flora schmeichelt sich bei Titus ein. Salome kommt hinzu, alle drei sinnieren über die Flüchtigkeit des Glückes. Constantia ist vom Marquis verlassen worden. Constantia und die Frau von Cypressenburg verbünden sich, damit Spund Titus als seinen Erben deklariert.
Titus wird freundlich empfangen. Spund wundert sich über seine grauen Haare. Titus macht ihm weis, über Nacht ergraut zu sein. Spund ist zu Tränen gerührt und umarmt Titus. Spund gibt Titus seinen Siegelring mit dem Versprechen, ihm ein Offizin zu kaufen.
Spund will Titus als seinen Universalerben einsetzen. Titus hat Skrupel, sich als Universalerbe einzuschleichen. Flora tritt ein und verkündet, Mussi Titus zu heiraten. Alle sind überrascht, selbst Titus. Salome eilt herein mit dem Auftrag vom Plutzerkern, die graue Perücke zurückzuverlangen. Spund ist über den Betrug erzürnt, als Titus die Perücke abnimmt.
Frau von Cypressenburg unterstellt Spund, die plumpe Täuschung als Mann von Geist und Verstand sofort durchschaut zu haben. Dieser stimmt ihr zu. Constantia stimmt Spund gnädig, Titus als Universalerben einzusetzen. Titus verzichtet auf die Erbschaft und wünscht seinem Vetter ein langes Leben. Ohne seine Erbschaft könne er, auf Flora und Constantia blickend, sie nicht heiraten. Er heiratet Salome, beide fallen sich in die Arme.
(Weis)
Aussage:
Das Stück schildert die Voreingenommenheit der Menschen gegenüber Personen mit roten Haaren. Aus dem Altertum kommt der Aberglaube von der moralischen Minderwertigkeit der Rothaarigen. Aus heutiger Sicht bezieht sich das Stück auf Personen oder eine Gruppe von Personen, die nicht der Norm entsprechen und deshalb von der Gesellschaft als minderwertig abgetan werden.
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