Der Schüler Gerber
Inhaltsangabe:
Der Roman "Der Schüler Gerber" von Friedrich Torberg spielt am Anfang des 20. Jhdt. in einem Realgymnasium in Wien.
Die wichtigsten Personen sind:
Kurt Gerber: Ein intelligenter jedoch fauler Schüler der vor der Matura steht, oft Liebeskummer hat und sich sehr um seinen todkranken Vater sorgt.
"Gott" Kupfer: Ein sadistischer Professor der es sich nicht nehmen lässt, Schüler bei jeder Gelegenheit zu demütigen.
Lisa Berwald: Ein reifes Mädchen das die Liebe von Kurt kaum bzw. gar nicht erwidert und ihn lediglich ausnutzt.
Vater: Er ist todkrank und könnte es nicht verkraften einen Sohn zu haben, der bei der Matura nicht besteht.
Mutter: Sie versucht Kurt zu verstehen und zu unterstützen, gleichzeitig versucht sie auch ihren Mann zu schonen und am Leben zu halten.
1. Kapitel: Kupfer, Gott m. b. H.
Kurt Gerber ist im letzten Jahrgang im Realgymnasium Wien XVI. Am ersten Schultag dauert es nicht lange und er erfährt, dass sein neuer Klassenvorstand "Gott" Kupfer ist. Er hat Kurt zwar noch nie unterrichtet, ist jedoch nicht gut auf Kurt zu sprechen. Das machte er auch seinem Vater klar, als er ihn in den Ferien getroffen hat. Als Kupfer die Klasse betritt, ist kein Geräusch zu hören. Während Kurt in Gedanken an seine Geliebte Lisa Berwald ist, überprüft Kupfer die Anwesenheit der Schüler. Kurt überhört seinen Namen und Kupfer beginnt ihn zu tyrannisieren. Ein Dorn im Auge sind dem Professor besonders Schüler aus reichen Familien. Kupfer selbst wohnt in einer schmalen Gasse und ist durch eine Erbschaft wohlhabend geworden.
2. Kapitel: Einzug der Gladiatoren. Gong
Die meisten Schüler haben sich schon die Schulutensilien besorgt, Kurt jedoch nicht. Als Kupfer kommt, legt Severin einen Sitzplan auf den Lehrertisch. Kupfer bedankt sich bei ihm prüft ihn aber noch in der selben Stunde auf ein "Nichtgenügend", obwohl Severin im letzten Jahr einen "zweier" hatte. Kurt führt ein Gespräch mit Lewy. Er ist bei Kupfer bereits zwei Mal durchgefallen und er macht Anspielungen auf Lisa. Kurt schreibt einen Brief an Lisa und fügt Grüße von Lewy hinzu.
Als sein Vater erfährt, dass Kupfer der neue Klassenvorstand von Kurt ist, möchte er seinen Sohn von der Schule nehmen, Kurt verweigert dies aber und meint er wolle sich nicht von einem Professor unterkriegen lassen. Kurt schließt den Tag mit Sorgen um Lisa, Lewy und der Matura, sowie mit Angst vor Kupfer ab.
3. Kapitel: Drei Begegnungen
In der Pause kommt Lisa Berwald in die Klasse, um ihre Ex-Kollegen zu besuchen. Sofort umschwärmen sie alle, außer Kurt. Er wartet bis er allein mit ihr reden kann. Doch in der Pause schafft er es nicht. Einige bitten sie, die nächste Stunde hier zu bleiben. Prof. Hussak, der Lehrer der nächsten Stunde, erlaubte es. Lisa verlässt während der Stunde die Klasse. Kurt folgt ihr und verletzt sich am Bein. Nach ihrer Konversation erwischt Kupfer Kurt beim Rauchen. Hussak, ein Lehrer der versucht den Schülern zu helfen, rät Kurt, solche Sachen zu unterlassen, da ihm die Matura bevor steht.
4. Kapitel: Blicke um X
Die Verletzung von Kurts Knie entwickelt sich zur Blutvergiftung weshalb er auch am nächsten Tag nicht in die Schule geht. Am folgenden Tag geht er unvorbereitet zur Mathematik-Schularbeit, wo er keine Einfälle hat. Auch die Schummelversuche schlagen fehl.
5. Kapitel: Der Zelter strauchelt
Kurt bekommt einen blauen Brief nach Hause. Darin steht, dass er in Mathematik und Darstellende Geometrie auf einem Nichtgenügend steht, in Latein und Naturgeschichte mangelnde Leistungen hat. Da er den Brief von seinem kranken Vater fern halten möchte, fälscht er die Unterschrift, was vorerst unbemerkt bleibt.
6. Kapitel: Ein Mensch namens Kurt Gerber
In den Weihnachtsferien fährt Lisa mit Otto, seinen Freunden und Kurt in die Berge um Schi zu fahren. Sie reisen mit dem Zug. Der starke Schneefall beeinträchtigt die Fahrt sehr stark. Immer wieder müssen Leute die Schienen frei schaufeln. In der Nacht im Zug, sind alle eingeschlafen, außer Lisa und Kurt. Nach einigen Augenblicken stehen die beiden auf und küssen sich, obwohl Lisa mit Otto zusammen ist. Am nächsten Tag kommt Kurt nicht zum Abendessen. Nach dem Essen kommt Paul, sein Zimmerkollege zu ihm und sie führen ein ausführliches Gespräch über Lisa. Sie kann wegen ihrem Knöchel nicht mitfahren, und Kurt überlegt sich, wie er bei ihr bleiben kann. Am Nachmittag provoziert er einen Unfall und die anderen schicken ihn zur Vorsorge ins Hotel. Dort erwartet ihn Lisa. Bei einem Gespräch erklärt sie ihm, sie habe ihn auch sehr lieb. Kurt merkt, dass Otto traurig wegen Lisa ist. Kurt erhält einen Brief, der ihn veranlasst, mit dem nächsten Zug nach Hause zufahren.
7. Kapitel: Gerber Kurt, Katalognummer 7
Im Zug liest Kurt immer wieder den Brief seines Vaters. Er berichtet ihm, dass er mit den Professoren gesprochen habe und über alles Bescheid weiß. Sein Vater gibt ihm den Namen eines Nachhilfelehrers mit dem er bereits einen Termin ausgemacht hat. Das lehnt Kurt jedoch ab und schreibt dem Vater wenn er seine Entscheidung nicht akzeptieren kann, soll er ihm die Tür versperrt lassen. Sein Vater ist damit einverstanden und gewährt ihm den Eintritt. In der Schule geht es aufwärts. Er lernt mit den Vorzugsschülern Altschul und Nowak. Bei einer Prüfung bei Kupfer weiß Kurt alles und liefert ein sehr gutes Ergebnis ab. Kurt erfährt, dass Benda gestorben ist. Er trifft sich mit Lisa. Der Vater freut sich über jeden schulischen Erfolg seines Sohnes. Im Zeugnis erhält er zwei Nichtgenügend, in Kupfers Fächern. Zu Hause erfährt er, dass sein Vater einen schweren Herzanfall hatte. Der Arzt sagt er darf sich nicht aufregen, aber er fragt nach dem Zeugnis.
8. Kapitel: Hart ist der Weg zum Misserfolg
Viele geben Kurt Ratschläge, aber er gibt jedem Recht, da er keine eigene Meinung hat. Er lügt seinem Vater vor, er habe mit Kupfer gesprochen. Er gibt auch das Lernen mit den Vorzugsschülern auf. Er beschließt Freundschaft mit dem "Fünferkandidat" Lewy. Es ergeben sich weitere Probleme mit Lehrern, da Kurt Frechheiten von sich gibt und den Unterricht stört. Auch an Lisa muss er ständig denken.
9. Kapitel: Mittwoch 10 Uhr Kitschroman
Bei der letzten Notenkonferenz bekommt Kurt 2 Fünfer. Wieder in Kupfers Gegenständen. Sein Vater schickt ihn zur Nachhilfe, die er schwänzt, da er einen Freund von Lisa trifft. Weil er viel zu spät zu Prof. Ruprecht kommt, gibt er Kurt einen neuen Termin. Am Mittwoch um 10 Uhr ist Kurt vor der Tür des Professors. Als dieser noch sein Schinkenbrot isst, bemerkt Kurt, dass ein Mathe-Professor auch nur ein Mensch ist. Prof. Ruprecht äußert beim Lernen Bedenken an Kurt. Er ist mit Lisa verabredet. Als er sie abholt, trifft sie sich mit einem anderen Mann. Bei einer Party küssen sie sich, aber völlig bedeutungslos. Auf dem Nachhauseweg geht Kurt mit einer Prostituierten ins Bett.
10. Kapitel: Sturm auf 2 Fronten
5 Wochen vor der schriftlichen Matura schließen schon mehrere Gegenstände ab. Die Schüler wissen, dass es bei Kupfer liegt, ob sie bestehen oder nicht. Kurt bekommt 2 Stunden Karzer, ohne etwas gemacht zu haben. Er schickt die Mutter zu Kupfer, da der Vater sehr krank ist. Wegen dem Gesetz muss der Vater in die Schule. Die anderen Professoren wissen nichts über den Beschluss des Karzers. Nach dem Gespräch fahren Kurts Eltern zu einer Kur. Kurt trifft sich wieder mit Lisa.
11. Kapitel: Der Zelter bricht zusammen
Noch zwei Wochen zur schriftlichen Matura. Kurt hat 2 positive Prüfungen bei Kupfer abgelegt. Er schwänzt wieder die Nachhilfe und hat Alpträume. In Verzweiflung schläft er mit einer Unbekannten, obwohl er sie nicht liebt.
12. Kapitel: Die Reife-Prüfung
Von 32 dürfen 28 antreten. Zuerst werden die 4 Mädchen geprüft. Einige Burschen sind schon durchgefallen. Kurt denkt an seinen Vater und wie er sich freuen würde, wenn Kurt durch käme. Als Kurt zur Prüfung kommt, will er in Mathematik zuerst das 2. Beispiel rechnen. Die Vorsitzenden gestatten es erst, als er beim 1. Beispiel nicht durchkommt. In Latein verschusselt er sich bei den leichten Verbformen. Die Interpretation eines Gedichtes in Deutsch gelingt ihm etwas zittrig. In Geschichte und Geographie bekommt er andere Fragen als erwartet. Kaulich redet ihm gut zu. Kurt sieht mehr keinen Sinn am Leben und glaubt er wird die Matura nicht bestehen. Kurz vor der Bekanntgabe der Noten springt Kurt aus dem Fenster - er wäre für reif erklärt worden.
Fabel:
In diesem Roman lässt sich Erfahrung damit machen, wie ein Mensch im Stande ist, einen anderen Menschen, der von ihm abhängig ist, derart zu tyrannisieren und psychisch zu misshandeln, um ihn schließlich sogar zum Selbstmord zu treiben.
Deutung / persönliche Meinung:
Der Autor möchte mit diesem Werk darauf hinweisen, wie Schüler von Lehrern behandelt werden können, und welche Folgen das haben kann. Zumal zu dieser Zeit, als Torberg dieses Buch verfasst hat, viele Schülerselbstmorde stattgefunden haben.
Versetzt man sich in die Lage des Vaters, ist es natürlich verständlich, dass er möchte dass sein Sohn die Matura erfolgreich besteht. Allerdings wäre es für Kurt sicher einfacher gewesen mit einer nicht bestandenen Reifeprüfung zu leben bzw. die Klasse nochmals zu wiederholen, wenn das Wohl seines Vaters nicht von ihm abhängig gewesen wäre. Da man aber herauslesen kann, dass Kurt nicht unbegabt ist, hätte er es sich mit etwas Anstrengung wesentlich einfacher machen können und er wäre nicht in diese unglückliche Situation gekommen. Natürlich war sein Bestehen von Kupfer abhängig, aber das wussten Kurt und sein Vater von Anfang an. Die Möglichkeit des Schulwechsels war vorhanden, aber aus Stolz und vielleicht auch Übermut von Kurt lehnte er das ab, obwohl sein Vater auch dazu plädierte. Doch daran hat Kurt nicht viele Gedanken verschwendet, was sein Vater bzw. Eltern leichter verkraften könnten, eine nicht bestandene Matura oder den Tod ihres Sohnes. Jedoch wenn man kurz vor dem Selbstmord steht, ist es kaum möglich, klare Gedanken zu fassen, oder an die Folgen des Todes für die Mitmenschen nachzudenken.
Ich finde es ist eine durchaus realistische Geschichte, die darauf hinweist, wie manche Menschen um jeden Preis ihre Macht ausnutzen, ohne Rücksicht auf Verluste.
Informationen zum Autor:
Friedrich Torberg, * 16.September 1908, U 10. November 1979 in Wien.
Er studierte in Wien und Prag. Nach seinen ersten Buchveröffentlichungen begann er Theaterkritiken zu schreiben. 1938 emigrierte er in die Schweiz und flüchtete 1940 aus Frankreich nach Amerika. 1951 kehrte er in seine Heimatstadt zurück.
Zu seinen Werken zählen u.a.:
"...und glauben, es wäre die Liebe"(1932)
"Die Mannschaft" (1935)
"Abschied" (1937)
"Mein ist die Rache" (1943)
"Hier bin ich, mein Vater" (1948)
"Die zweite Begegnung" (1950)
"PPP. Pamphlete, Parodien, Post Scripta" !1964)
"Das fünfte Rad am Thespiskarren" (1966)
"Golems Wiederkehr" (1968)
"Süßkind von Trimberg" (1972)
"Die Tante Jolesch"(1975)
"Der Untergang des Abendlandes in Anekdoten" (1975)
"Die Erben der Tante Jolesch" (1978)
sowie einige Übersetzungen und Editionen
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