Adalbert Stifters Werk "Brigitta" ist eine für den Autor typische stille und doch tiefgründige Hommage an die Liebe. Vielfach wurde Stifter geringschätzig als Idylliker und Harmonisierer abgetan, was wahrscheinlich an seinem fast schon genuinen Landschaftsschilderungen liegen dürfte. Erst spätere Generationen erkannten ihn als den vielschichtigen, abgründigen und packenden Erzähler, der er war.
"Wir fühlen uns manchmal zu einem hingezogen, den wir eigentlich gar nicht kennen, es gefallen uns seine Bewegungen, es gefällt uns seine Art, wir trauern, wenn er uns verlassen hat, und haben eine gewisse Sehnsucht, ja eine Liebe zu ihm, wenn wir oft noch in späteren Jahren seiner gedenken"
So beginnt Adalbert Stifter sein Werk "Brigitta", er entführt den Leser in eine weit entfernte Welt, in der Zeit und Raum eine ganz andere Bedeutung zugemessen wird als wir es gewohnt sind.
Die Geschichte handelt von der ungewöhnlichen Liebe zwischen dem schönen, edelmütigen, umworbenen Stephan Murai und der häßlichen, verkannten und verschlossenen Brigitta. Trotz ihrer Gegensätzlichkeit heiraten die beiden, doch schon kurze Zeit später kommt es zum Bruch.
Nach ihrer Trennung verfolgen beide ihre ursprünglichen Wege weiter: Brigitta lebt einsam wie zuvor, leitet ihr Gut in der endlosen Steppe Ungarns, tut Männerarbeit und widmet sich voll und ganz dem gemeinsamen Sohn Gustav. Stephan hingegen unternimmt währenddessen weite, ruhelose Reisen, bis er sich schließlich auf seinem, Brigittas Gute benachbarten Besitz niederläßt.
Sie entschließen sich zu einem rein freundschaftlichen Verhältnis, doch beide spüren das enge Band des Schicksals, welches sie unweigerlich aneinander bindet.
So entwickelt sich eine ungewöhnliche und zugleich einzigartige Liebe. Keiner der beiden wagt jedoch den Schritt in Richtung einer engeren Beziehung. Und so leben beide getrennt weiter. Jeder auf seinem eigen Gut. Erst nach vielen Jahren voll bitterer Trennung finden die beiden doch noch zueinander und bekennen ihre Liebe.
Adalbert Stifter liefert mit seiner Erzählung eine weitere Variation seines "Sanften Gesetzes" , welches die unscheinbaren Dinge des Lebens verherrlicht und damit genau die damals vorherrschende Lebensphilosophie des Biedermeiers widerspiegelt.
Auch Stifters Ambitionen in Bezug auf die Malerei sind in "Brigitta" klar ersichtlich an seiner genauen Beobachtungsgabe und seinem "malerischen" Umgang mit Worten. Ein weiteres Charakteristikum für Stifter sind seine präzisen Landschaftsschilderungen. Zum Beispiel die Beschreibung der unendlichen Steppe Ungarns in "Brigitta".
Abschließend ist noch zu erwähnen, daß "Brigitta" eines der bedeutendsten Werke in deutscher Sprache darstellt und auch in unserer modernen Zeit nichts von seiner einstigen Schönheit und Romantik einbüßen mußte.
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