Es ist schon interessant, ein Referat über eine Frau zu schreiben, die so berühmt war wie Kaiserin Elisabeth: Denn man meint doch, das meiste über sie und ihr Leben schon zu wissen. Viele von euch haben sicherlich die "Sisi" Filme gesehen, die aber- ehrlich gesagt- nur das Märchen ihres Lebens erzählen. Einige haben Bücher über sie gelesen oder ihre Gedichte. Viele kennen die Kaiserin aber auch von den Gemälden und Fotos, aus denen sie uns unnahbar schön entgegenschaut. Manche wissen sicher noch nicht sehr viel über das Leben Sisi's. Ich werde heute versuchen euch einen Einblick in ihre aufregende Zeit zu geben.
Prinzessin in Bayern
Elisabeth war eine in vieler Hinsicht außergewöhnliche Frau mit einem außergewöhnlichen Leben und Schicksal. Schon ihr Geburtstag fiel auf ein ganz besonderes Datum, nämlich den 24. Dezember des Jahres 1837. Ob jedoch der Zahn, den sie schon bei ihrer Geburt hatte, tatsächlich ein Glückszahn war, wie es damals hieß, bleibt dahingestellt.
Sie war eines von acht Kindern des Herzogspaares Ludovika und Max in Bayern. Ihre Kindheit verbrachte sie beinahe wie eine Bürgerliche. Sicher litt sie aber unter der wenig harmonischen Ehe ihrer Eltern und träumte für ihr eigenes Leben von erfüllter Liebe und Glück. Elisabeths Lieblingsaufenthalt war das Sommerschloss von Possenhofen am Starnberger See. Dort lernte sie bergsteigen, fischen, reiten, schwimmen und ihren Blick für die Schönheit der Natur. Ihre Sportlichkeit und die Liebe zur Umwelt behielt sie ihr Leben lang.
Kaiser sucht Kaiserin
Als Erzherzogin Sophie es an der Zeit fand, dass ihr Sohn, der junge Kaiser Franz Joseph von Österreich, heiraten sollte, begab sie sich auf die Brautsuche. Ihre Wahl fiel schließlich auf Helene in Bayern. "Néné", wie diese genannt wurde, war die erste Tochter ihrer Schwester Ludovika.
Im Sommer 1858 besuchte Sisi, ihre ältere Schwester Helene und ihre Mutter dann ihre Tante in der oberösterreichischen Kurstadt Bad Ischl. Aber statt sich in die "Perle des Salzkammerguts" zu verlieben, verliebte sich der Kaiser in die 15jährige "Elisabeth von Bayern". Die spontane Natürlichkeit und ihr ungekünsteltes Auftreten wirkten auf den 23jährigen Kaiser wie ein Zauber. Zwei Tage nach ihrer ersten Begegnung stand die Verlobung fest. Die blutjunge Prinzessin wurde von den Ereignissen überrollt: Sie hatte sich Hals über Kopf in den jungen, feschen Cousin verliebt und fühlte sich zweifellos durch seine Werbung überaus geschmeichelt. Dennoch hatte sie Vorahnungen, dass ihre Stellung an seiner Seite nicht gerade unbeschwert sein würde." Wenn er nur ein Schneider wäre", seufzte sie und bewies damit, dass sie ihn als Mann ehrlich liebte und ihr der Aufstieg zur Kaiserin eher belastend als erstrebenswert erschien. "Einem Kaiser gibt man keinen Korb", stellte ihre Mutter Ludovika fest, und damit war das letzte Wort gesprochen.
Nach einem dreiviertel Jahr Verlobungszeit verließ Elisabeth am 20.April 1854 ihr Heimatland Bayern. Vier Tage später heiratete das schönste und reichste Brautpaar der Welt in der Wiener Augustiner-Hofkirche.
Die junge Kaiserin
Während Sisis Schönheit und ihre Natürlichkeit sie beim Volk rasch beliebt machte, bemühte sich Sophie, aus dem freiheitsdurstigen Kind eine disziplinierte Kaiserin zu machen. Schon in den Flitterwochen in Schloss Laxenburg überhäufte Sophie ihre Nichte mit Anordnungen, Benimmregeln und scharfen Worten. Franz Joseph war den ganzen Tag in der Wiener Hofburg und regelte seine Regierungsgeschäfte. Sisi war schon in den ersten Wochen ihrer Ehe oft verzweifelt und weinte den ganzen Tag.
Ihre Kinder
Ein knappes Jahr nach der Hochzeit gebar die junge Kaiserin ein Mädchen, das nach Franz Josephs Mutter Sophie getauft wurde. Im nächsten Jahr schenkte sie ihrem Gatten die Tochter Gisela. Obwohl es Mädchen waren, die ja nicht auf ihre Aufgaben als künftiger Regent vorbereitet werden mussten, durfte Sisi die Kinder nicht in ihrer Obhut behalten. Sie hatte sie zwar geboren aber für die Erziehung sei sie jedoch zu jung, erklärte Sophie und entzog die Kinder dem Einfluss der Mutter.
Wenn sie ihre Kinder sehen wollte, hatte sie ihre Schwiegermutter um Erlaubnis zu fragen. Sophie war während des Zusammentreffens Sisi's und ihrer Töchter immer anwesend. Erst auf einer gemeinsamen Reise, weit weg vom Einfluss Sophies, erreichte Sisi endlich, dass sich der Kaiser für seine Frau einsetzte und sie wieder mehr mit den Kindern zusammensein konnte.
Auf einer Reise durch Ungarn kam es zu einer persönlichen Tragödie für das Kaiserpaar: Beide Mädchen erkrankten an Durchfall und Fieber. Die zehn Monate alte Gisela war bald wieder auf den Beinen, die zweijährige Sophie jedoch starb nach einem langen Todeskampf in den Armen ihrer Mutter.
Nicht genug des Leidens: Elisabeth wurde auch noch die Schuld am Tod ihres Kindes zugeschrieben. Das alles war dann zuviel für die neunzehnjährige Kaiserin. Sie brach zusammen. Wochen- und monatelang zog sie sich, wegen körperlicher und seelischer Schmerzen zurück, sie sperrte sich ein und weinte den ganzen Tag. Oder sie verbrachte viele Stunden mit Ausritten bis zur totalen Erschöpfung, um an nichts mehr denken zu müssen. Obendrein aß sie auch nichts mehr. Elisabeth brachte im Jahre 1858 den Kronprinzen Rudolf zur Welt. Von der Geburt erholte sie sich diesmal nur schwer und langsam. Auch dieses Kind musste sie der Schwiegermutter überlassen und durfte nie eine echte Mutter-Kind Beziehung zu ihm aufbauen.
Die Seele wehrt sich
Sisi musste in den ersten Jahren ihrer Ehe- noch dazu in jungen, sehr verletzlichen Jahren- sehr, sehr viel ertragen. Dass ihr Seelenzustand immer angegriffener wurde, ist allzu verständlich. Dann musste sie noch erfahren, dass ihr Mann sie betrog. Sie war nun 22 Jahre alt, hatte in vier Jahren drei Kinder geboren und eines wieder verloren. Für die Liebe und Verehrung, die sie ihrem Mann entgegenbrachte, war sie schlecht entlohnt worden. Inmitten der intriganten Hofgesellschaft hatte sie große Einsamkeit gelitten und befand sich in einem nicht enden wollenden Nervenkrieg mit ihrer Schwiegermutter. All dies äußerte sich bereits in schwerwiegenden körperlichen Problemen. Unter anderem litt Elisabeth unter andauerndem Husten, und es war die Rede von einer nicht näher definierten Lungenkrankheit. Die Diagnose konnte wegen psychosomatischen Ursachen nicht wirklich festgestellt werden. Jedenfalls wurde eine mehrmonatige Kur auf Madeira dringend angeraten. Sisi nahm geradezu dankbar an. Alles war ihr recht, um dem Wiener Hof zu entkommen.
Zwei Jahre war sie fast ohne Unterbrechungen vom Wiener Hof abwesen. Nach Madeira hielt sie sich auf Korfu, in Venedig, Bad Kissingen und schließlich Possenhofen auf. Diese Periode war für ihre Selbstfindung entscheidend.
Merkmale Elisabeths Magersucht
Elisabeths übermäßige Beschäftigung mit ihrem Aussehen, ihre extreme sportliche Betätigung und ihre Hungerkuren galten lange als Zeichen ihrer Eitelkeit und Unausgefülltheit. Heute wissen wir dass es eine Krankheit gibt die als Magersucht bezeichnet wird und dass diese ebenso wie andere Essstörungen, durch tiefe seelische Nöte ausgelöst wird. Die Ursachen sind sicher in den Erfahrungen ihrer ersten Ehejahre zu suchen.
Ihre durch das viele Hungern und den Sport überaus schlanke Figur betonte sie dadurch, dass sich sich nicht nur schnüren, sondern zusätzlich ihre Kleider regelrecht einnähen ließ. Die bodenlangen Haare wurden in aufwendigen Prozeduren gepflegt, und sie nahm stundenlange Sitzungen in Kauf, um sie sich zu wahren Kunstwerken aufstecken zu lassen. Außerdem nahm sie Bäder in Eselsmilch und ließ sich in der Hofapotheke die vielfältigsten Schönheitsmittel mixen.
|