Fast alle bedeutenden Dichter des Barock waren mehr oder weniger der höfischen Welt verbunden. Als Gelehrte, Staatsbeamte oder Pastoren waren sie von höfischen Kreisen abhängig. Ihre Aussage blieb fast immer abstrakt-moralisierend.
Es bildeten sich auch im barocken Roman zwei Typen heraus: der "höfisch Roman" und der "niedere Roman". Der höfische Roman orientiert sich an der Romanstruktur Heliodors (unvermittelter Anfang, allmähliche, die Romangegenwart beeinflussende Aufhellung der Vorgeschichte, Begrenzung der Handlungsdauer), bezieht sich auf eine bestimmte historische Dimension, ist in einem exklusiven gesellschaftlichen Milieu angesiedelt und auf moralische oder religiöse Wirkungen berechnet.
Der niedere Roman, auch Schelmenroman genannt, hatte sein Vorbild im spanischen Pikaro-Roman "La vida de Lazarillo de Tormes y de sus fortunas y adversidades". Aus der Perspektive eines Ich-Erzählers wird eine lange Kette von Abenteuern ausgebreitet, die der Romanheld, ein Vagabund von gerissener und spitzbübischer Schläue, allen Widrigkeiten zum Trotz besteht. Er ist Betrüger und Betrogener in einer Person, moralisches Handeln ist ihm fremd. Listenreich weiß er sich in der Welt der Großen zu behaupten.
Volker Meid sieht in dieser Typisierung eine Gefahr, da mit der Gegenüberstellung fest umrissener Idealtypen die "individuellen Physiognomien der Werke verlorengehen und sich dadurch die Annahme einer weitgehenden Uniformität der Barockliteratur festsetzt. Trotzdem haben diese Typologien angesichts der zu ordnenden Stoffmassen einen gewissen Sinn, denn es lassen sich in der Tat grundsätzliche Unterschiede zwischen hohen und niederen Romanen des 17. Jahrhunderts erkennen, die sich u. a. aus den dargestellten Weltausschnitten und der sozialen Stellung der Romanfiguren, aus Romanstruktur und Stil ergeben. Die Betonung der Gegensätze zwischen hohem und niederem Roman sollte aber nicht dazu führen, den einzelnen Romanen einen eigenen Charakter abzusprechen, die Existenz von Mischformen, die sich einer derart schematischen Gegenüberstellung entziehen, zu übergehen und vor allem die historische Entwicklung und Differenzierung innerhalb der verschiedenen Gattungen zu übersehen".
Vor allem hat die Einordnung in den Typus "hoher" oder "niederer Roman" nichts mit dessen literarischer Qualität zu tun, wie bei der Betrachtung von Grimmelshausens "Simplicissimus" deutlich wird. Grimmelhausen sah sich selbst in der Tradition des niederen Romans. Aus dem Versuch, belehrend-moralisierend zu wirken und zugleich in einer satirisch-realistischen Erzählweise mit hoher Breitenwirkung die herrschenden Verhältnisse kritisch zu beleuchten, erklären sich die Widersprüche des Werkes, die bereits in der nachgeholten Vorrede zum Ausdruck kommen: "Wann ihm jemand einbildet, ich erzähle nur darum meinen Lebenslauf, damit ich einem und anderem die Zeit kürzen oder, wie Schalksnarren und Possenreißer zu tun pflegen, die Leut zum Lachen bewegen möchte, so findet sich derselbe weit betrogen! Dann viel Lachen ist mir selbst ein Ekel, und wer die edle, ohnwiderbringliche Zeit vergeblich hinstreichen läßt, der verschwendet diejenige göttliche Gabe ohnnützlich, die uns verliehen wird, unserer Seelen Heil in und vermittelst derselben zu würken. Dass ich aber zuzeiten etwas possierlich aufziehe, geschiehet der Zärtling halber, die keine heilsamen Pillulen können verschlucken, sie seien zuvor überuckert und vergüldt, geschweige, dass auch etwan die allergravitätischte Männer, wann sie lauter ernstliche Schriften lesen sollen, das Buch ehender hinwegzulegen pflegen als ein anders, das bei ihnen bisweilen ein kleines Lächeln herauspresset.
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