Dieses Kapitel dient zur Erklärung, was realer Satanismus eigentlich ist und der Darstellung seiner Geschichte. Gleichzeitig distanziert sich dieses Regelwerk sehr scharf davon. Auch wenn in DIE DUNKLE DIMENSION Satan als böse Gottheit Asmodeus dargestellt wird, ist dies mit einem Augenzwinkern gemeint und nicht als satanistische Propaganda zu verstehen. Dies wird deutlich, wenn man die Götterbeschreibungen im Kapitel 3.7.1.3. »Die bösen Götter« mit den Informationen in diesem Kapitel vergleicht.
Das Kapitel soll auch dazu beitragen, falsche Vorstellungen von Satanismus und Rollenspiel auszuräumen bzw. verdeutlichen, daß gutes Rollenspiel mit Satanismus nichts zu tun hat und echte Rollenspieler eben normalerweise auch keine Satansjünger sind (vergleiche Kapitel 1.5. »Gefahrendiskussion um Rollenspiele« im 1. Buch »Allgemeines«).
Satanismus ist die Bezeichnung für jegliche Verherrlichung und Verehrung Satans als das widergöttliche Prinzip. Man kann Satanismus grundsätzlich in zwei grobe Gruppen einteilen, in den mittelalterlichen und den modernen Satanismus. Während man beim mittelalterlichen Satanismus den Teufel als den gefallenen Erzengel ansieht, sieht der moderne Satanist den Teufel als seinen Befreier bzw. »Erlöser«.
Typische Zeichen für den Satanismus sind z.B. umgedrehte Kreuze und Pentagramme und die Zahl des Tiers »666«. Mit der Zeit haben sich eine Menge Musikgruppen gebildet, die in ihren Texten über schwarze Magie und Satan berichten.
3.7.7.1. Richtungen im Satanismus
U
nter dem Begriff Satanismus werden sehr oft viele verschiedene Kulte zusammengeworfen. Einige Beispiele für Richtungen und Strömungen innerhalb des modernen Satanismus seien hier genannt.
Reaktiver, paradigmatisch konformer Satanismus
Das Satansbild ist nicht weiterentwickelt und vom Christentum übernommen. Satan wird als das Böse angesehen. Diese Form des Satanismus ist kaum organisiert und wird hauptsächlich von einigen »Black-Metal«-Gruppen vertreten. Ob es immer nur der Glaube ist oder auch ein kommerzieller Aspekt eine Rolle spielt, mag dahingestellt sein. Bei den Hörern dieser Musik handelt es sich vermutlich um Jugendliche, die halt nur mal etwas ausflippen wollen. Weiterhin kann man noch einige Geheim- und Jugendzirkel dazurechnen, deren Bestand jedoch meist nicht von Dauer ist. Der reaktiv, paradigmatisch konforme Satanismus ist eine Protesthaltung und ist stark an der christlichen Vorstellung des Teufels orientiert.
Gnostisch umgewerteter Satanismus
Diese Variante betrachtet Satan nicht wie der christliche Glauben als das personifizierte Böse, sondern gesteht ihm auch positive Eigenschaften zu, wie auch dem christlichen Gott negative. Die Lehre entstand im spätantiken Gnostizismus. Satan ist hier der verleumdete, gute Gott und der Befreier. Der christliche Gott dagegen personifiziert die Unterdrückung.
Integrativer Satanismus
Satan und Gott sind Teil einer größeren Einheit. Entweder verkörpern sie die kooperierenden Teile der Einheit oder es werden neue Trinitäten geschaffen. Berühmtester Vertreter dieser Richtung ist wahrscheinlich Charles Manson, der sich als Satan und Jesus in einer Person sah.
Autarker, sekundär achristlicher Satanismus
Diese Form hat den Satanismus zu einer vom Christentum unabhängigen positiven Religion erhoben, obwohl ihre Glaubensätze weiter die des Christentums ablehnen. Als Vertreter dieser Variante gelten die Church of Satan und der Temple of Seth.
Synkretistisch gebrochener Satanismus
Satan spielt zwar eine Rolle, ist aber nicht das Zentrum des Glaubens. Die wenigsten Anhänger dieser Lehre würden sich selber als Satanisten bezeichnen. Beste Beispiele dafür wären Aleister Crowley und die thelemischen Kulte, die sich auf ihn beziehen.
3.7.7.2. Satanismus im Mittelalter
S
chon vor der Hexenverfolgung wurden einzelne Personen und religiöse Orden wie z.B. die Templer oder religiöse Bewegungen wie die Katharer des Satanismus verdächtigt. Im Jahre 1275 wurde die erste Frau verbrannt, die im Verdacht stand, mit Satan im Bunde zu stehen. Im Laufe des Mittelalters wurden Zehntausende Menschen, zum größten Teil Frauen, als Hexen hingerichtet.
Die Gründe warum so viele Menschen dem Hexenwahn und der Inquisition zum Opfer fielen, sind vielschichtig. Einer der Hauptgründe ist vermutlich die Vernichtung der »weisen Frauen«, die Kenntnisse über Empfängnisverhütung, Abtreibung, und Heilkunde hatten. Weitere Gründe waren die Ausrottung der prächristlichen Religionen. Vermutlich haben auch wirtschaftliche Gründe eine Rolle gespielt, da das Eigentum der Opfer in den Besitz der Kirche überging.
Im 17. Jahrhundert kam es in Frankreich zu Prozessen gegen Nonnen, die schwarze Messen gefeiert haben sollen. Die berühmtesten Fälle des sogenannten Klostersatanismus spielten sich im Ursulinenkloster in Loudon und in einem Kloster in Lauviers ab. Näheres hierzu ist den Legenden über Belzebub zu entnehmen (siehe dort). Inwieweit es den Klostersatanismus tatsächlich gegeben hat, konnte nie ganz geklärt werden.
Die ersten nachweisbaren schwarzen Messen fanden ebenfalls erst im 17. Jahrhundert statt. Sie wurden vermutlich durch die Prozesse gegen die Nonnen inspiriert. 1679 kam es zu einem Prozeß gegen die Teilnehmer der schwarzen Messen. Es wurden damals 442 Personen angeklagt wovon 36 Personen zum Tode und 5 zum Galeerendienst verurteilt und 23 Personen verbannt wurden. 1682 intervenierte der französische König, um weitere Prozesse zu vermeiden, da sich herausstellte, daß auch Personen des Hofes darin verwickelt waren und der Prozeß sich dadurch immer mehr zu einem Skandal entwickelte.
3.7.7.3. Der moderne Satanismus
S
ehr oft wird Aleister Crowley als Begründer des modernen Satanismus dargestellt. Er wurde am 12.10.1875 in England geboren. Sein Vater war Besitzer einer Brauerei. Beide Eltern waren Mitglieder einer sehr strenggläubigen puritanischen Glaubensgemeinschaft der »Plymouth brethen« und hatten einen seht autoritären Erziehungsstil.
Schon im Jugendalter hatte Crowley ein Interesse an paranormalen Phänomenen, obwohl er damit auf wenig Gegenliebe seiner Eltern stieß. Seine Mutter soll ihn als Erste »Das Tier« genannt haben, in Anspielung auf die Offenbarung. Diesen Spitznamen behielt er sein Leben lang. 1895 begann er in Cambridge ein Studium der Geisteswissenschaften.
Am Silvestertag des Jahres 1896 wachte er mit dem Gedanken auf, daß er über ein magisches Mittel verfüge, mit dem er ein verborgenes Teil seiner Natur entdecken könne. Von diesem Vorfall berichtete er Cecil Jones, einem Mitglied des Golden Dawn, der ihn auch in diesem Orden einführte. Crowley blieb jedoch nicht lange in dieser Sekte und schloß sich diversen anderen Sekten an, wo er es aber auch nicht lange aushielt.
Im April des Jahres 1904 offenbarte nach eigenen Aussagen, ein überirdisches Geisteswesen Aiwaz, ihm sein berühmtestes »Liber al Vel Legis« ( Das Buch des Gesetzes), mit dem vielzitierten Satz »Do what thou wilt, shall be the whole of the law«" (Tu was du willst, dies sei das ganze Gesetz).
1907 gründete Crowley einen eigenen Orden, den »Astrum Argentum« (silberner Stern), um seine Thelema-Lehre (von »thelein«, griech. wollen) an seine Anhänger weiterzugeben. 1912 trat er in den Ordo Templi Orientis (OTO) ein, in dem er innerhalb von zehn Jahren zum Leiter des Gesamtordens aufstieg. In den OTO führte er sexualmagische Riten ein und entfernte sich zu Gunsten des indischen Yogas weg von der altägyptischen Mystik.
In Sizilien errichtete er 1920 die Abtei Thelema. Dort feierte er sexuelle Orgien, nahm Drogen und trat in Phantasiekostümen auf. 1923 wurde es der faschistischen Regierung zuviel, und sie verwies Crowley des Landes. Zwei Jahre später reiste er nach Deutschland ein, konnte hier jedoch keinen Großen Erfolg in der okkulten Szene erringen.
Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er als Gast eines englischen Aristokraten und starb am 01.09.1947. Vielleicht kann man Aleister Crowley als Vorvater des modernen Satanismus bezeichnen, weil er Satan als siegreichen Rebell und nicht mehr als gefallenen Engel ansah.
Eine der ältesten satanischen Glaubensgemeinschaften, die »Church of Satan« wurde von Anton La Vey gegründet. Als Howard Levy wurde er 1930 in Oakland geboren. Mit 15 Jahren brach er die Schule ab und verließ seine Familie, um als Hilfsarbeiter in einem Zirkus zu arbeiten. Dort stieg er zur Hilfskraft eines Löwenbändigers auf. Er lernte auch Orgelspielen, damit er die Artisten und den Kanonenmann musikalisch begleiten konnte. 1948 verließ er den Zirkus um für einen Karnival zu arbeiten. Mit 21 Jahren entschied La Vey, sein Leben in ruhigere Bahnen verlaufen zu lassen, heiratete und belegte einen Kurs in Kriminologie. Nach seinem Kurs ging er zur Polizei San Franciscos, um als Fotograf zu arbeiten.
In den 50er Jahren begann er sich für den Okkultismus zu interessieren und lud regelmäßig freitags Freunde zu sich ein, um mit ihnen über esoterische Themen zu diskutieren. Die Treffen wurden so berühmt daß La Vey Eintritt erheben konnte und die Presse aufmerksam wurde. La Vey sehr schnell durch spektakuläre Aktionen wie da Verspeisen eines menschlichen in Brandy gekochten Fußes in die Schlagzeilen.
In den 60er Jahren lernte er Kenneth Anger kennen, einen Okkultisten, der schon einen Film mit okkultistischen Inhalt in Richtung Aleister Crowley gedreht hatte. Durch Kenneth Anger bekam er Kontakt zur Künstlerszene in der er seine zweite Frau Diana kennenlernte, mit welcher er eine Gruppe mit dem Namen »Magic Circle« gründete. Dieser wurde in der Walpurgisnacht am 30 April 1966 in die »Church of Satan« unbennant. Dank der Kontakte zu Hollywood geriet die Church of Satan wiederholt in die Schlagzeilen. So gewann sie die Berühmtheiten Sammy Davis und Jayne Mansfield für sich.
1967 wurde ein Angehöriger der Marine Mitglied der »Church of Satan«. Das hatte zur Folge, daß die »Church of Satan« in das Handbuch für Kapläne der Marine aufgenommen wurde. In diesem Buch werden die spirituellen Notwendigkeiten und Rechte erklärt, welche die Mitglieder der »Church of Satan« in Anspruch nehmen können. Im gleichen Jahr starben Jayne Mansfield und ihr Lebensgefährte, der sie mittlerweile zur Abkehr von La Vey überredet hatte, in einem Verkehrsunfall. In der »Church of Satan« wurden Gerüchte laut, daß es sich nicht um einen Zufall gehandelt haben soll.
Veröffentlichungen von La Vey waren die Satansbibel 1969, das Hexenbuch 1971 und die Satansrituale 1972. 1975 spaltete sich der »Temple of Set« ab mit der Begründung, die »Church of Satan« sei zu kommerziell, von der Muttergemeinschaft ab. Zum Beispiel verkaufte La Vey »Priesterweihen« mit der Begründung, daß zu viele Satanisten sich auf die interne Arbeit konzentrierten und dabei ihr Auskommen außer Acht ließen. Ein wahrer Satanist zeichne sich aber dadurch aus, auf Dauer Erfolg im Leben zu haben und die »Church of Satan« sei kein Rückzugsgebiet für Verlierer. Das Geld, das La Vey mit seinen Priesterweihen verdiente, sah er als Privatvermögen an. Die Mehrheit der »Kirchenmitglieder« schlossen sich dem »Temple of Set« an. La Vey führt den Rest seiner Sekte noch heute. Sie soll ungefähr noch 1.000 Anhänger weltweit besitzen.
Der »Temple of Set« ist eine sehr kleine Gemeinschaft und wird von einem »Council of Nine« (Rat der Neun) regiert. In diesem Rat sind die ranghöchsten Mitglieder vertreten. Dieser Rat ernennt einen Vorsitzenden, der aber nicht Mitglied des Rates ist. Der Vorsitzende wiederum ernennt den Hohepriester von Set. Damit soll eine Machtkonzentration wie in der »Church of Satan« vermieden werden. Die Arbeit des »Temple of Set« ist esoterisch ausgerichtet, und es gibt keine öffentlichen Rituale. Der Glaube des »Temple of Set« lautet, daß der Name des Satan eine Verballhornung des altägyptischen Gottes Set (Seth) durch die Israeliten ist.
Der Satanismus ist für den »Temple of Set« der Glaube an die Existenz des Satans als ein empfindendes Wesen oder Geist, die Verehrung Satans und der Gehorsam zu seinen wahrgenommenen Prinzipien, Standards und Zielen. Satan ist für diese Sekte als metaphysisches Wesen, Teufel oder Erzengel, definiert und solch ein Glaube konstituiert sich demnach eher als Religion denn als Philosophie oder Ideologie. Der »Temple of Set« verfolgt eine Symbiose aus der Tradition der »Church of Satan«, in der sie steht, und der Aleister Crowleys.
3.7.7.4. Jugendsatanismus
M
an nimmt an, daß sich etwa 5 % der Jugendlichen zwischen 15 und 20 schon einmal in irgendeiner Form satanistisch betätigt haben. Dies werden jedoch in den wenigsten Fällen schwarzen Messen sein, zumeist geht es um Satansanrufungen auf dem Friedhof u.ä.
Satanismus stößt bei männlichen Jugendlichen auf größeres Interesse als bei weiblichen Jugendlichen, ein Befund, der mit dem Männerüberschuß in satanistischen Organisationen Erwachsener in Übereinstimmung steht. Wiederum zeigt sich hier ein klarer Unterschied zu spiritistischen und divinatorischen (vorahnenden, seherischen) Praktiken wie Gläserrücken oder Tarot-Kartenlegen, welche mehrheitlich von weiblichen Jugendlichen betrieben werden.
Eine der am weitesten verbreiteten Formen des Jugendsatanismus stellt die satanische Betätigung als Freizeitbeschäftigung dar. Sei es, daß bei einer feuchtfröhlichen Runde die Idee aufkommt, es doch auf dem Friedhof mal mit einer Satansanrufung zu versuchen, um zu schauen, ob sich da was tut, sei es, daß während eines Jugendlagers Schwächen in der Gestaltung des Abendprogrammes nach zusätzlichen Spannungselementen schreien und so Satanismus als interessante Beschäftigung ins Blickfeld rückt, sei es daß förmlich »wissenschaftliche« Neugier die Jugendlichen veranlaßt, die Hypothese Satanismus einmal zu überprüfen - immer geht es darum, eigene Erlebnisse zu machen, und immer handelt es sich um eine Kombination von Suche nach Spannung und Neugier, was sich da tut. Natürlich tut sich nichts, aber der Versuch ist eben spannend und unterhaltsam. Außerdem schwingt stets der Reiz des Verbotenen und moralisch Verwerflichen mit.
Satanismus als Freizeitbeschäftigung findet in spontanen, wechselnden Gemeinschaften statt. Ein Übergang zum weltanschaulich-religiösen Satanismus ist aber möglich, insbesondere dann, wenn im Anschluß an das satanistische Experiment Erfahrungen gemacht werden, die als Bestätigung der satanistischen Hypothese interpretiert werden. In den meisten Fällen bleiben solche Erfahrungen aus, und das satanische Experiment bleibt Episode.
Sehr attraktiv wird Satanismus aber dann, wenn sexuelle Praktiken angewendet werden, dann kann der Satanismus »drumherum« nicht nur als Entschuldigung für sexuelle Experimente dienen, sondern mag sich auch als Philosophie in den durch die Erregung empfänglich gewordenen Köpfen verankern, denn sexuelle Erfahrungen sind für Jugendliche sehr prägend, und somit kann sich auch da Umfeld als »Bestandteil der Sexualität« einschleichen.
In den 70er und 80er Jahren wurden Musikgruppen, die auf Covern und in Texten von satanistischer Ideenwelt und Symbolik regen Gebrauch machten, intensiv diskutiert. Zumeist steht hinter diesem »Musik-Satanismus« keine effektive Weltanschauung der Musikgruppe. Der Satanismus dient als Verkaufsschlager. Ähnlich nehmen dies auch die Hörer der betreffenden Produkte wahr, es mach lediglich »die Sache interessant«. Die wenigsten Konsumenten der »satanistischen« Heavy-Metal-Bands werden selbst satanistisch aktiv. In den 90er Jahren ist es deshalb um diesen Bereich des Satanismus eher stiller geworden.
Für die Hörerschaft »satanistischer« Musik kann diese Stilwahl eine Protesthaltung gegenüber Eltern und Erwachsenenwelt, aber auch gegenüber anderen Jugendlichen beinhalten. Satanismus als Protesthaltung ist eine recht häufig verbreitete Form des Jugendsatanismus. Mancher Jugendliche dekoriert sein Zimmer mit satanistischen Symbolen oder was er dafür hält, insbesondere in der Absicht, damit seine Familie zu erschüttern.
In unserer Zeit eignet sich der Satanismus als Protestform Jugendlicher insbesondere wegen seiner Zweifrontenposition. Ein jugendlicher Satanist schockiert seine christlichen Eltern, weil er ihre Religion umkehrt und verballhornt, seine atheistischen Eltern aber nicht weniger, weil er sich einer religiösen Macht unterwirft und die Kraft der Vernunft verabschiedet. Insofern treffen sich im Satanismus protestbereite Jugendliche aus christlichen wie aus atheistischen Elternhäusern.
Tritt der Jugendsatanismus über den individuellen Raum hinaus, sind seine Aktionen weitgehend destruktiv und äußern sich in Schmierereien, Grabschändungen und derartiges. In der Destruktivität dieses Protestes zeigt sich dessen Hilflosigkeit. Er hat keinerlei Gestaltungskraft, er entwirft keine positive Alternative zur Gesellschaft und bleibt im Neinsagen stecken.
Jugendsatanismus dient in zahlenmäßig nicht häufigen Fällen dazu, eine Gruppe meist männlicher Jugendlicher zu definieren und von anderen Gruppen abzugrenzen. Vom weltanschaulich-religiösen Satanismus unterscheidet sich dieser Gebrauch dadurch, daß der Satanismus sich hier nicht verbirgt, sondern sich gerade möglichst plakativ gegen Außen zeigt. In solchen, sich durch Satanismus definierenden Gruppen Jugendlicher spielen die vielzitierten satanistischen Aufnahme-Mutproben eine Rolle, die aber im Grunde nur eine Fortsetzung in Gruppen Jugendlicher üblicher Mutproben sind, die nun mit einem satanistischen Kontext versehen werden.
Der liturgische Aufwand dieser Gruppen ist meist gering, geht es ihnen ja weniger um Bekräftigung eines Glaubens gegen innen, sondern um Abgrenzung gegen Außen. Was ausgeübt wird, ist meist von Filmen und Presseberichten inspiriert und trägt klar experimentellen Charakter, etwa durch die Suche nach dem immer noch größeren emotionalen »Kick«. Der Übergang einer solchen Gruppe zum religiös-weltanschaulichen Satanismus ist zwar möglich, aber nicht häufig zu beobachten. Zumeist wendet sich die Gruppe bald anderen Themen zu oder bricht auseinander.
3.7.7.5. Die Gebote Satans
Es gibt ganz allgemein die folgenden Gebote Satans, welche in der satanischen Bibel aufgeführt sind:
1. Satan repräsentiert Hingabe statt Enthaltsamkeit.
2. Satan repräsentiert vitale Existenz statt spiritueller Hirngespinste.
3. Satan repräsentiert reine Weisheit statt heuchlerischer Selbsttäuschung.
4. Satan repräsentiert Güte gegenüber denen, die sie verdienen, statt an Undankbare verschwendetet Liebe.
5. Satan repräsentiert Vergeltung statt Darbieten der anderen Wange.
6. Satan repräsentiert Verantwortung gegenüber Verantwortungsbewußten statt Sorge um psychische Vampire.
7. Satan repräsentiert den Menschen als bloß ein anderes Tier - manchmal besser, meistens schlechter als vierbeinigen - das durch seine »göttliche spirituelle und intellektuelle Entwicklung« zum bösartigsten aller Tiere geworden ist.
8. Satan repräsentiert alle der sogenannten Sünden, da sie alle zur körperlichen, geistigen und emotionalen Genugtuung führen.
9. Satan ist der beste Freund, den die Kirche jemals hatte, da er sie über all die Jahre im Geschäft gehalten hat.
Die neun Gebote Satans
Es gibt noch elf weitere satanische Regeln. Diese wurden damals als freimütig und brutal angesehen und darum wurden sie nur an Mitglieder ausgegeben. Hier ist das »Lex Stanicus« (satanisches Gesetz), das Gesetz des Dschungels sozialer Wechselwirkungen:
1. Gib keine Stellungnahmen oder Ratschläge, wenn du nicht gefragt wirst.
2. Erzähle deine Sorgen nicht anderen, wenn du nicht sicher bist, daß sie, sie hören wollen.
3. Im Heim eines anderen erweise ihm Respekt, ansonsten betritt es nicht.
4. Wenn dich ein Gast in deinem Heim belästigt, behandle ihn grausam und ohne Gnade.
5. Unternimm keinen sexuellen Vorstoß, solange du nicht entsprechende Signale bekommen hast.
6. Nimm nichts an dich was dir nicht gehört, außer es ist eine Bürde für den anderen, und er schreit danach, entlastet zu werden.
7. Erkenne die Macht der Magie an, wenn du sie erfolgreich eingesetzt hast, um deinen Wünschen zum Erfolg zu verhelfen. Wenn du die Macht der Magie verleugnest, nachdem du sie mit Erfolg beschworen hast, wirst du alles verlieren, was du erreicht hast.
8. Beschwere dich nicht über etwas, dem du dich nicht selbst aussetzen mußt.
9. Füge Kindern keinen Schaden zu.
10. Töte keine nichtmenschlichen Tiere, außer du wirst angegriffen oder zu Nahrungszwecken.
11. Wenn du auf offenem Grund unterwegs bist, belästige niemanden. Wenn dich jemand belästigt, bitte ihn, damit aufzuhören. Wenn er nicht aufhört, vernichte ihn.
Die elf weiteren Gesetze Satans
Es gibt sogar einige satanistische Sünden. Dummheit und Anmaßung sind die obersten Einträge auf der Liste der satanischen Sünden. Satanisten leben nach dem Satz »Wie du mir, so ich dir«. Dies verlangt hohe Wachsamkeit, wenn man mit Satanisten zusammen ist. Denn einige Sprüche, die als Spaß angesehen werden, nehmen manche Leute, die an diese Religion glauben, sehr ernst. Vor allem, wenn man Witze über ihre Religion macht und sie nicht ernst nimmt.
|