Notizen zum Autor:
- In seinen Werken behandelt er haupsächlich die Frage nach der Identität des Menschens mit sich und seiner Umwelt
Titel des Buches:
- Homo faber, lat. "der Mensch als Schmied"
- Bezeichnung für einen praktischen, besonders techn. begabten Menschen
- Titel trifft auf den Hauptdarsteller zu
Darstellungsweise:
Walter Faber fertigt als "Ich-Erzähler" einen Bericht über seine Erlebnisse der zurückliegenden Wochen an. Seinen Bericht setzt er in mehreren Etappen fort, bis er schließlich in den Charakter eines Tagesbuch übergeht. Das Buch enthält zwei wesentliche Abschnitte.
Inhalt und Probleme:
Walter Fabers Leben verläuft oberflächlich betrachtet in geregelten Bahnen, aber er ist jedoch alles andere als glücklich und zufrieden.
Durch eine Notlandung wird er aus seinem gewohnten üblichen Leben herausgerissen. Die Begegnung mit dem Bruder eines Jugendfreundes bewirkt, daß sich Faber mit der Vergangenheit konfrontieren muß. Walter Faber ist mit seinem bisherigem Leben unzufrieden und er hat Lust auf Neues. So entsteht der Entschluß nicht wie üblich mit dem Flugzeug von Amerika nach Europa zu reisen sondern per Schiff.
Faber ist ein Mensch, der es verabsäumt hat, wirkliche Freundschaften zu pflegen oder eine Liebesbeziehung zu realisieren. Er ersetzt Gefühle durch Rationalität und Zynismus. Für ihn bedeuten Gefühle nichts anderes als Zeichen für Schwäche. Beim Versuch versäumtes Leben nachzuholen, wird er von seinen Versäumissen jedoch eingeholt.
Vor zwanzig Jahren scheiterte die Beziehung Fabers zu seiner schwangeren Freundin Hanna kurz vor der Hochzeit. Er lebt in dem Glauben, daß seine Freundin Hanna das Kind abgetrieben hat. Während der Schiffsfahrt lernt er das junge hübsche Mädchen Sabeth kennen und verliebt sich in sie. Faber erkennt nicht, daß es seine eigene Tochter ist. Mit ihrer jugendlichen Lebensfreude führt sie ihm vor Augen, wie abgestumpft er gelebt hat und wie er Gefühle jahrelang verdrängt hatte. Durch diese Beziehung hat er wieder gelernt mit jemanden zusammenzuleben. Faber, der bislang allen anderen Mitmenschen sehr distanziert gegenüber war, durchquert auf einmal mit diesem Mädchen halb Europa, um sich nicht von ihr trennen zu müssen. Doch während eines Strandaufenthaltes wird Sabeth von einer Schlange gebissen und stribt kurz darauf.
Faber, dessen vollstes Vertrauen der Wissenschaft und der Technik gilt, muß erkennen, daß trotz modernster Technik der Tod seiner Tochter Sabeth nicht abwendbar war.
Er erkennt, daß in seinem Leben andere Dinge wichtiger gewesen wären als seine Karriere. Für Dinge wie die Liebe zu Hanna oder zu einer Familie hat er nie Zeit gehabt und jetzt ist es für ihn zu spät.
Als er nach Sabeths Tod nach New York zurückkehrt findet er seinen Wohnungsschlüssel nicht mehr und dies ist ein äußeres Zeichen dafür, daß er sich in seiner vertrauten Welt nicht mehr zurechtfindet.
Doch Walter Faber bleibt keine Zeit auf seine Erkenntnissen Taten folgen zu lassen, da er während einer Magenoperation stribt.
Deutung:
Wenn sich jemand schriftlich mit seinem Leben auseinandersetzt, so bedeutet dies daß er diesem kritisch gegenübersteht. Faber beteuert in seinem Bericht immer wieder seine Unschuld, doch sein Bericht wirkt eher wie ein Rechtfertigung bzw Aufarbeitung einer bislang nicht bewältigten Vergangenheit.
Faber ist ein Repräsentant eines erfolgreichen Karrieremenschen. Seine Arbeit ist zu seinem einzigen Lebensinhalt geworden und außerhalb seines Berufes hat er kein anderes Leben geführt. Er kennt zwar alle technischen Zusammenhänge, doch von menschlichen Beziehungen versteht er wenig.
In der heutigen Zeit in der Beruf, Geld, Macht einen derart hohen gesellschaftlichen Stellenwert erlangt hat, sollen wir aber niemals vergessen, daß es viel wichtigere Dinge gibt als diese. Gute Freundschaften oder eine Familie sind Dinge, die einem auch in schwierigen Zeiten Rückhalt geben aber auch unser Leben nicht sinnlos erscheinen lassen.
Ich denke, daß diese Problematik aktueller denn je ist, da es immer mehr Workaholics gibt, die die Firma als ihr Zuhause betrachten. Aber immer mehr Menschen leiden unter dem Burn-out-Syndrom, der völligen Ausgebrantheit.
Auch Freundschaften werden nicht mehr so gepflegt wie früher - es ist viel mehr "in" sich E-mails zu schicken und in sogenannten Newsgroups über seine Probleme zu diskutieren.
Dabei muß man nicht unbedingt einen Karrieremenschen als gefährdet ansehen sondern auch fanatische Spitzensportler oder einfach Menschen, die einer Sache einen überdurchschnittlich wichtigen Stellenwert zuordnen.
Buchempfehlung:
Homo faber:
Interessant, einfach verständlich, manchmal aber zu ausführlich; Vorausdeutungen - Rückblenden
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