Obwohl er gemeinhin als "Weltkrieg" bezeichnet wird, beruht der Krieg von 1914 - 1918 vor allem auf der Rivalität zwischen den europäischen Großmächten. Österreich- Ungarn und Deutschland auf der einen, Frankreich, Rußland und Großbritannien auf der anderen Seite kämpfen um die Kontrolle über die Bodenschätze, die Einnahmen aus den Kolonien und die Vormachtstellung in den politisch instabilen Gebieten Europas. Eine Entscheidende Rolle spielen die Zwistigkeiten zwischen Deutschland und Großbritannien und Frankreich, die sich immer weiter verschärfen. Deutschland kämpft mit ehrgeizigen Flottenbauplänen gegen die erdrückende Vorherrschaft Englands auf See an. Frankreich hingegen nährt seit 1870, als Elsaß und Teile Lothringens an Deutschland gingen, Revanchegedanken. Auch in anderen Teilen der Welt, wie vor allem in Afrika von Marokko bis zum Kongo, stehen sich die Interessen Frankreichs und Deutschlands konträr gegenüber.
Jedoch ein Schlüsselereignis sollte die Kettenreaktion des Ersten Weltkrieg in Gang setzen: Am 28. Juni 1914 werden in Sarajevo, der Hauptstadt von Bosnien, der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz-Ferdinand und seine Gemahlin Sophie vom bosnischen Studenten Gavrilo Princip im Auftag der Geheimorganisation Schwarze Hand ermordet. Das Attentat wird sofort mit nationalistischen Kreisen in Serbien in Verbindung gebracht, obwohl keine unmittelbare Beteiligung der Regierung festellbar ist. Doch da die Serben sich offen gegen die vom Thronfolger geäußert Expansionpläne ausgesprochen hatten, hält man in Wien die Zeit für gekommen , diese Frage ein für alle Mal zu regeln. Die österreichische Regierung denkt in dieser Zeit an einen kurzen, umschriebenen Konflikt und unterschätzt sowohl die russischen Interessen als auch den Grad der nervösen Hochspannung zwischen den Großmächten. Am 23. Juli stellt Österreich den Serben ein hartes Ultimatum und fordert unter anderem die Bestrafung der Schuldigen unter österreichischer Aufsicht. Belgrad akzeptiert Teile des Ultimatums, meldet jedoch Vorbehalte hinsichtlich seiner Souveränität an. In Österreich wird diese Antwort als unbefriedigend gewertet. Am 28. Juli 1914 erklärt Österreich Serbien den Krieg. Innerhalb kürzester Zeit reagieren das mit Österreich verbündete Deutschland einerseits und Frankreich und Rußland aufgrund des Bündnisses mit Serbien andererseits mit Mobilmachen.
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