Ein 16-jähriger junger Mann, der Schiffsjunge von Knudsen, der seinen Vater idealisiert: Er kann den Vater gut verstehen, der den Tod auf offener See gefunden hat, betrunken wie die Leute sagen. Der Junge aber deutet seinen Tod als Ausbruchsversuch! Vielleicht war auch der Vater an der Sehnsucht nach Freiheit gestorben, die auch er in sich verspürt? Gerade weil die Bevölkerung Reriks schlecht über seinen Vater spricht, will er seinen Vater rehabilitieren, indem er dessen "Aufgaben" erfüllen will. Er ist gedrängt von der Sehnsucht nach der Ferne. Rerik ist ihm zu langweilig. Der Junge liest viel und mit Begeisterung Mark Twains Geschichten über Huckleberry Finn, mit dem er sich identifiziert. Er will irgendwann nach SANSIBAR, dem Ort seiner Sehnsucht in der Ferne...
Er will aus 3 Gründen weg aus Rerik:
"Der erste Grund lautete: weil in Rerik nichts los war"
"Ich hasse alle, und das ist der zweite Grund, warum ich von Rerik weg muss"
"Und drittens, weil es Sansibar gab, Sansibar hinter der offenen See, Sansibar oder den letzten Grund."
Seinen Traum von einem besseren Leben bezieht der Junge aus seinen Büchern. Zu der Reifung seiner Persönlichkeit trägt die Enttäuschung bei, als er erfährt, dass seine Bücher und die Realität nicht identisch sind:
"Die Bücher sind prima, aber sie stimmen alle nicht mehr, so wie es in den Büchern zugeht, so geht es heute nicht mehr zu..." (S.76)
"Und zugleich wusste er, dass er mit den Büchern zu Ende war, weil er erkannt hatte, dass man Papiere brauchte" (S77)
Aber die Aktion Judith und Lesender Klosterschüler lassen ihn das erkennen, was an den Büchern doch nach wie vor wahr ist:
"Und plötzlich dachte der Junge: dann stimmen ja die Bücher doch noch, dann gibt es ja auch heute noch solche Sachen, wie sie in Huckleberry Finn und in der Schatzinsel und im Moby Dick erzählt werden2" (S.94)
"Und er verstand plötzlich, dass Juden sowas Ähnliches waren wie Neger, das Mädchen spielte hier an Bord genau die gliche Rolle wie der Neger Jim für Huckleberry Finn, sie war jemand, den man befreien musste" (S.135)
Als er die Gelegenheit zur Flucht hat und bereits in Schweden ist, kehrt er dennoch nach Deutschland zurück. Vielleicht genügt ihm das Gefühl, das Abenteuer der Flucht geschafft zu haben; vielleicht will er die Flucht weder seiner Mutter antun noch Knudsen, der in große Schwierigkeiten käme, würde er ihn den Jungen zurückkommen. Es siegt offensichtlich die Verantwortung über die Sehnsucht nach Freiheit!
Durch sein häufiges Vorkommen und das andere Schriftbild kommt dem Jungen im Roman eine besondere Bedeutung zu.
Er könnte Symbol sein für die Unvoreingenommenheit eines jungen Menschen, der seine Grundbedürfnisse formulieren kann ohne Rücksicht auf politische, wirtschaftliche, soziale Umstände. - Freiheitssehnsucht-pur?
Alle anderen Personen haben möglicherweise dasselbe Bedürfnis wie der Junge, es hat nur einen politischen Namen angenommen.
Sanisbar, der Letzte Grund, Symbol für die äußere und innere Freiheit...
Alle Personen machen dieselbe Entwicklung durch wie der Junge: die Erkenntnis, dass die alten Ideologien nicht die einzige Wahrheit sind. Durch diese Ent-Täuschung finden sie zur Freiheit, zur äußeren oder inneren!
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