INHALT
Inhaltsangabe
Vor Gericht muß sich ein Angeklagter, der gute Gott von Manhattan, für ein Attentat verantworten, das er mit Hilfe seiner Agenten, den Eichhörnchen Billy und Frankie, auf das Paar Jan und Jennifer verübt hat, so wie er auch schon in der Vergangenheit andere Paare in ähnlichen Situationen getötet haben soll. Er beginnt dem Richter, der den Tatbestand ermitteln und das Urteil sprechen soll, über die beiden zu erzählen.
An einem heißen Sommertag in den Fünfzigern in New York wird Jan, der sich auf einer Durchreise befindet, von dem jungen Mädchen Jennifer angesprochen. Nach anfänglicher Zurückhaltung Jans kommen sie ins Gespräch, und sie entschließen sich den Abend gemeinsam zu verbringen. In einer Bar liest ihnen eine Zigeunerin aus der Hand. Bei Jennifer kann sie nichts erkennen, weil Jan seine Nägel in ihre Handflächen geschlagen hat, bei Jan hingegen sagt sie ein langes Leben voraus. Das Paar durchwandert die nächtlichen Straßen, und schließlich gehen sie in ein schäbiges Stundenhotel, wo sie sich im ersten Stock einquartieren. Am nächsten Morgen erfährt Jan, daß sich seine Rückreise verzögern wird. Sie entschließen sich die restliche Zeit miteinander zu verbringen und ziehen in ein Zimmer im 7. Stock des Atlantic Hotels ein. Ihre Liebesbeziehung wird stärker; ein Versuch, sich zu trennen, mißlingt.
Dies ist der Augenblick, wie der "gute Gott" erzählt, in dem er seine blutrünstigen Eichhörnchen auf das Paar ansetzt. Jan und Jennifer besuchen im Central Park eine Aufführung, die von den fünf schönsten Liebesgeschichten der Welt handelt. Später erfährt Jan, daß er einen Platz auf dem Schiff bekommen hat.
Eine Trennung ist aber bereits unmöglich. Über einen Zwischenaufenthalt im 30. Stockwerk gelangen sie ins 57. Stockwerk. Beide sehen ein, daß eine Trennung und eine Rückkehr ins alltägliche Leben unrealisierbar geworden ist. Der "gute Gott" gibt das Signal zum Handeln. Billy und Frankie überreichen Jennifer eine Paketbombe, die aber nur sie tötet, da Jan gerade in einer nahegelegenen Bar ist. Die letzte Szene spielt wieder im Gerichtssaal; der Richter entläßt - in Einsicht seiner Intention- den angeklagten "guten Gott" ohne Verurteilung.
Aufbau
"Der gute Gott von Manhattan" ist ein analytisches Handlungsspiel, das im Rahmen eines Gerichtsverfahrens die zur Verhandlung stehenden Geschehnisse in Rückblenden lebendig macht. So ergeben sich zwei Spielebenen mit jeweils einem Aktionsstrang. Die äußere Aktion bildet das an Ort und Zeit gebundene Gericht mit zwei handelnden Personen, Richter und Angeklagter, was der Idealform des in den 50er Jahren geforderten hörspielgerechten Kammerspiels entspricht. In der Erzählebene der Gerichtsverhandlung werden alle erforderlichen Hinweise und Kommentare mitgeliefert.
Die Wahrheitsfindung steht der Rechtfertigung gegenüber, mit dem Ziel der Aufklärung der Tatmotive. Die innere Aktion ist die anfangs banale, dann immer außergewöhnlicher werdende Liebesbeziehung zwischen Jan und Jennifer. Diese spielt sich im Stadtkern von Manhattan ab. Die beiden Spielebenen werden formal durch eine Explosion verklammert. Damit kommen innere und äußere Entwicklung, Liebe und Gericht, gleichzeitig zur Auflösung. Vorher entsteht ein Spannungsfeld aus sachlicher Bestandaufnahme und emotionaler Verstrickung. Der kühlen Abschätzung der Tötungschancen steht eine steigende Unkontrollierbarkeit sexueller Zugeständnisse gegenüber.
Die Sprachgestaltung ist sehr straff und formal, die Liebenden führen einen hymnisch anmutenden Dialog, jedoch wirken die emotionalen Begegnungen sehr karg und nüchtern, fast abstrakt.
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