"Das ist ein Gschaftlhuber, der banale Ereignisse mit größtem Nachdruck erzählt." So beschreibt Wolf Haas den Ich-Erzähler in seinen vier Simon-Brenner-Kriminalromanen. Haas denkt dabei zurück an seine Kindheit, wie er mit seinen Eltern im Wirtshaus gesessen ist. Die Erwachsenen erzählen sich immer gegenseitig, wie es wirklich war, denn jeder weiß es besser als der andere. Dieser Erzähler weiß auch über alles bescheid, was der Privatdetektiv Brenner so denkt und tut.
Besonders auffällig ist, dass der Erzähler die Leser immer mit Du anspricht. Dieses Du ist für Haas sehr wichtig, denn er möchte eine gewisse Beziehung zwischen Leser und Erzähler heraufbeschwören.
Der Erzähler ist keineswegs eine Person, mit der man sich identifizieren kann, "weil er oft auch einen Blödsinn redet." Manchmal ist man für ihn und manchmal gegen ihn, wobei Haas oft damit ein Problem hat, weil es für ihn schwierig ist, das beim Schreiben "auszutarieren".
2.4. Die Sprache:
Für Wolf Haas ist bei seinen Werken die Sprache sogar wichtiger als die Handlung selbst. Ihm geht es in erster Linie ums Erzählen "und nicht ob am Ende geheiratet wird oder so was." Bei Haas wird die Geschichte eher nebenbei erzählt.
Er bedient sich bei seinen Kriminalromanen einer ganz eigenen Sprache. Es kommt einem so vor, als ob man im Wirtshaus sitzt und die Geschichten von jemandem erzählt bekommt. Man kann sie aber auch als schlampig dahergetratschte Alltagsgeschichten wirken lassen.
Es ist eine Sprache, in der sich das Artifizielle und das Ordinäre auf eine Art und Weise paaren und einen Typus Gebrauchsliteratur hervorbringen, der zur Zeit in der österreichischen Literatur konkurrenzlos ist.
Auf die Frage, wie er zu so einer Sprache gekommen ist, antwortet er wie folgend, denn angefangen hat es während seine Lektorats in Swansea: "Da hat es mir diese Sprache richtig heraufgespült. Wenn ich zuhause anrief, habe ich plötzlich stärker im Dialekt geredet als vor meiner Abreise. Es war eine komische Erfahrung. [...] Bewusst schlampig schreiben, das erforderte allerdings Konzentration."
Zum Abschluss möchte ich noch ein letztes Zitat von Wolf Haas einbringen:
"Ich frage mich im Nachhinein selber, wo ich die Zuversicht hergenommen hab, dass das alles klappen wird. Aber es ist doch auch leicht zu erklären: Sonst taugt mir ja nix."
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