Schlachten wie die bei Verdun (500.000 Franzosen und 400.000 Deutsche fallen) und an der Somme (500.000 Deutsche und 200.000 Franzosen fallen oder werden verwundet) zeigen, dass die Kriegführung eine neue, bisher unvorstellbare Dimension erreicht hat. Ähnlich sieht die Bilanz der 11 Isonzo Schlachten (1915-1917) aus, die Italiener und Österreicher im Norden Italien ausfechten - mit empfindlichen Verlusten erkaufen die Kriegsgegner wenige Kilometer Landgewinn.
Trotz des offenbar herrschenden Gleichgewichts der Landstreitkräfte wollen die Oberbefehlshaber der Armee auf beiden Seiten ihre Strategien nicht ändern, und der Frontenkrieg wird als zermürbender Stellungskrieg weitergeführt. Die Soldaten verharren in den Schützengräben, die oft nur wenige hundert Meter von den feindlichen Linien entfernt liegen. Sie leben dort unter menschenunwürdigen Bedingungen und warten ständig darauf, einen Angriff abwehren oder führen zu müssen. Ihr einziger Schutz sind die Gräben, ein paar Sandsäcke und die natürlichen Gegebenheiten des Geländes. Der Tod ist ständiger Begleiter und kommt nicht nur in Gestalt feindlichen Artilleriefeuers, sonder auch im Gefolge der Kälte des Winters und der schlechten hygienischen Bedingungen, die Epidemien und Seuchen begünstigen. Viele werden fahnenflüchtig, verweigern den Gehorsam oder verstümmeln sich selbst, um dem Gemetzel an der Fron zu entkommen, sowohl auf der Seite der Entente als auch auf der Seite der Mittelmächte.
Die außerordentlich hohen Verluste sind mehr auf den Charakter des Krieges als auf wichtige technologische Neuerungen zurückzuführen. Auch das weitgehende Gleichgewicht der Kräfte ist teilweise daran schuld: Keine der Anfangsoffensiven brachte eine Entscheidung, die fortwährenden Verluste an den Festgefahrenen Fronten auf beiden Seiten mußten ständig durch "Nachschub" aus allen Teilen der Bevölkerung ausgeglichen werden. Bis 1918 werden ca. 65 Millionen Soldaten rekrutiert. Zum ersten Mal in der Geschichte handelt es sich um einen Krieg der Masse, in den das gesamte Volk dank einer Propaganda einbezogen wird, die sich neuer Medien und Kommunikationsmittel bedienen kann. Eine ganze Generation von Europäern aus allen sozialen Schichten gibt ihr Leben: 10 Millionen Menschen sterben auf den Schlachtfeldern oder an dort erlittenen Verwundungen. Das ist eines der Hauptmerkmale des Ersten Weltkriegs. Mit einem traurigen Rekord geht er als blutiges Massaker der Menschheit in die Geschichte ein.
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