Mit \"Nachricht von einer Entführung\" hat der kolumbianische Literatur-Nobelpreisträger und bekannte Jour¬nalist Gabriel García Márquez nach mehreren Jahren der Recherche einen eindrucksvollen und be¬wegenden Be¬richt vorgelegt. Er beschreibt uns bis zur Perfektion alle Geschehenisse im Umfeld der Entführungen von zehn Personen, die im Jahre 1990 vom Drogenbaron Pablo Escobar, Chef des Medellin-Kartells, verübt wur¬den. Die Entführten sind allesamt Mitglieder von Familien einflußreicher Politiker und Journalisten. Die Dro¬gen¬händler versuchen auf diese Weise, die Regierung dazu zu zwingen, ein unter Präsi¬dent Turbay in Kraft getretenes Gesetz als ungültig zu erklären, in dem zum ersten Mal die Auslieferung kolumbianischer Staats¬bürger an andere Staaten vereinbart wurde. Die Drogenbosse befürchten nämlich, an die USA ausgeliefert zu werden, wo sie wegen Drogenhandels eine Gefängnisstrafe von mindestens 150 Jahren in einem Hochsicher¬heits¬gefängnis erwarten würde. Verängstigt vom langen Arm der Vereinigten Staaten in der ganzen Welt, sind sich die Drogenhändler bewußt, daß es für sie keinen sichereren Ort auf der Welt gibt als Kolumbien. Um ihre Aus¬lieferung zu verhindern, versuchen sie nun, den Schutz der Regierung zu erwirken, einerseits mit Vernunft, dem Angebot, sich der Justiz zu stellen und ihr Kapital in Kolumbien zu investieren sowie andererseits mit einem unerbittlichen Terrorismus. Der Wahlspruch \"Wir ziehen ein Grab in Kolumbien einer Zelle in den USA vor\" zeigt bereits die Entschlossenheit, mit der die sogenannten \"Auslieferbaren\" vorgehen.
Der Leser erlebt die Geschichte zusammen mit den beiden Hauptpersonen, Maruja Pachón de Villamizar und ihrer Schwägerin Beatriz Villamizar de Guerrero. Mit ihnen durchlebt er die Erfahrungen, Ängste, Qualen und Be¬schränkungen während ihrer sechsmonatigen Entführung bis zur glücklichen Befreiung. Seine Infor¬mationen über die beschriebenen Ereignisse erhielt der Autor durch Gespräche mit Maruja Pachón und ihrem Gat¬ten, die ihm 1993 vorschlugen, ein Buch über ihre Erfahrungen während der Geiselhaft und seinen müh¬samen Anstrengungen, sie zu befreien zu schreiben. Ihre persönlichen Berichte sind der rote Faden dieses Buches. Außerdem interviewte García Márquez so viele in die Geschichte verwickelte Personen, wie er konnte. So wurde \"Nachricht von einer Entführung\" eine wahre und bis ins letzte Detail authentische Chronik.
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