Zur formalen Interpretation lässt sich zuerst einmal sagen, dass es sich bei der Erzählsituation eindeutig um eine auktoriale handelt, denn Hoffmann macht diverse Einschübe und gibt einige Erklärung über die aktuelle Situation in Paris, was so viel heißt, dass er über alles Bescheid weiß. Zudem bekommt man leichte Einblicke in das Gefühlsleben der handelnden Personen und Hoffmann nimmt sich das Privileg heraus, Wechsel von Zeiten, Szenen und Orten vorzunehmen.
Es wird zeitdehnend und zeitraffend erzählt. Auch Vor - und Rückblenden sind vorhanden und ebenfalls ein so genannter Polyperspektivismus, das heißt, dass gleiche Situationen aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt und erklärt werden.
Die handelnden Personen werden einerseits direkt von Hoffmann charakterisiert, andererseits auch durch ihr Handeln und ihre Sprache indirekt.
Es wird oft die indirekte Rede verwendet, doch der größte Teil der Novelle ist im epischen Präteritum verfasst worden; man bekommt keine wirkliche Innensicht in die Personen, doch durch bestimmte Ausdrücke des Autors gelingt es einem doch fast immer.
Der Hauptort, Paris, wird eigentlich nie gewechselt, allerdings finden innerhalb von Paris mehrere Ortswechsel statt; das Geschehen wird in verschiedenen Häusern und auch manchmal auf der Straße geschildert.
Man könnte sagen, "Das Fräulein von Scuderi" ist eine typische Kriminalerzählung, denn alle drei Elemente einer solchen lassen sich darin finden. Das erste Element wäre der Mord, in diesem Fall die Mordserie und sie wird erst am Ende der Erzählung vollends aufgeklärt. Als zweites Element wäre der "falsche" Verdacht zu nennen, denn es wird ein Unschuldiger verdächtigt (Olivier) und der Schuldige kommt zuerst überhaupt nicht in Frage als Täter (Cardillac). Das dritte Element wäre das der "Detektivsarbeit", die hier jedoch nicht durch die Polizei stattfindet, sondern durch eine Außenseiterin, der Scuderi, die an die Unschuld glaubt und daher alles daran setzt, Olivier zu helfen.
Wie schon erwähnt, spielt die Novelle zur Zeit Ludwig XIV., also gegen Ende des 17. Jahrhunderts, das heißt, dass Hoffmann gute historische und politische Grundlagen besessen haben muss.
Hoffmann hat juristische, künstlerische und psychologische Erfahrungen aus seinem Leben in diese Novelle eingebracht und gestaltet so die künstlerischen Personen, wie die Scuderi oder Cardillac, die jedoch unterschiedlicher nicht sein könnten in ihrer Kunst und in ihrem Verhalten, und auch die Justiz des Absolutismus mit all seinen Rauheiten und rabiaten Handlungen. Er beschreibt, wie rücksichtslos zum Beispiel Desgrais vorgeht in seinem Vorhaben, die Räuberbande von Paris zu stellen: Jeder, der nur irgendwie verdächtig erscheint, wird verhaftet und manchen wird sogar der Prozess gemacht.
Laut Richard Alewyn, der 1963 ein Buch zum Ursprung des Detektivromans verfasst hat, ist die Scuderi eine typische Außenseiterin, die den Fall durch "[...] Eigenschaften, die den Vertretern von Gericht und Polizei völlig abgehen und die sie auch zur Dichterin machen: Warmherzigkeit, Weisheit und eine untrügliche Sicherheit des Gefühls [...]" aufklärt. Dieses Schema wird in einigen Detektiv - bzw. Kriminalgeschichten immer wieder gern herangezogen. Man könnte die Scuderi mit einer Art Mutter für Olivier und Madelon vergleichen, denn sie kämpft um die Wahrheit und um das Glück der beiden.
Ein weiteres typisches Merkmal der "damaligen" Zeit ist auch das aufopferungsvolle Verhalten Oliviers Madelon gegenüber: Er würde sich freiwillig hinrichten lassen, ohne jemandem die Wahrheit erzählt zu haben, nur damit Madelon nie von den nicht gerade tugendvollen Taten ihres Vaters erfährt.
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