Siegfried Lenz sagte, daß seine Erzählung \"Das Feuerschiff\" eine Warnung vor allzu großen Sicherheitsgefühlen einer Gesellschaft sein, die glaubt,
gegen die Bedrohung einer Diktatur sicher sei. Freytag steht Anforderungen gegenüber, die erschwert lösbar sind, weil er sich nicht mehr auf
Menschen verlassen hat können, auf welche er verlassen hätte sollen. Er muß einsehen, daß er den Kampf alleine zu kämpfen hat. Sein Mannschaft
macht sich einer gewissen Feigheit schuldig.
Caspary verachtet die Ordnung, er arbeitet, um das System der Ordnung von innen her zu zerstören und Chaos zu schaffen. Freytag hingegen hält
die Ordnung für ein wichtiges Intrument der Gesellschaft, um ihr ein Gefühl der Sicherheit zu geben. Er weigert sich die Position des Feuerschiffs zu
ändern denn, sein Schiff erhaltet die Ordnung auf See. Die Wichtigkeit des Feuerschiffs ist mit der Wichtigkeit der Institutionen innerhalb der
Gesellschaft zu vergleichen.
Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn ist gespannt. Freytag holt seinen Sohn deshalb auf Bord, um das Verhältnis zwischen ihnen zu entspannen.
Fred versucht seinen Vater auszuweichen, dies ist aber auf den Schiff fast unmöglich. Die Begegnungen zwischen ihnen sind von Feinseligkeit und
Aggressivität, welche von Fred kommt, geprägt. Als es zur lang erwarteten Aussprache zwischen beiden kommt, jedoch führt dies nur dazu, daß
sich die Fronten verfestigen. Das Auftauchen der Gangster und Freytags Nachgiebigkeit ihnen gegenüber gibt vielmehr Fred recht. Er glaubt seine
Meinung bestätigt zu sehen, daß er einen Feigling als Vater hat. Schließlich verschärft sich der Vater-Sohn-Konflikt und Fred läuft zu den
Meuterern über. Freytag, der durch seine Nachgiebigkeit Blutvergießen vermeiden will und zuerst alle anderen Möglichkeiten auszuschöpfen
versucht, geht am Schluß der gerichteten Maschinenpistole entgegen, um seinem Willen Geltung zu verschaffen. Als ihm die tödliche Kugel trifft,
weiß Fred, daß sein Vater kein Feigling, sondern ein pflichtbewußter und ruhiger Mensch ist, welcher sich nicht von Emotionen leiten läßt, sondern
nach seinen Verstand handelt. Schlußendlich wird aus dem Ankläger Fred der Rächer und er ersticht den Mörder seines Vaters.
Doktor Caspary, den intellektuellen Organisator der Verbrecherbande, ist von romantischen Zügen geprägt. Er wünscht aus praktischen Gründen
nicht ins Logbuch eingetragen zu werden, doch seine Folgerungen sind romantisch. Er versuchte Freytag klar zu machen, wie es wäre, wenn das
Schiff ein Geheimnis hätte, welche durch eine lehre Stelle im Logbuch entstehen könnte. Die Verwandlung des Wirklichen in Geheimnis ist ja sehr
romantisch.
Freytags Gewaltlosigkeit ist nicht mißzuverstehen. Man braucht Waffen gegen Waffen, das soll auch der Sinn der Episode sein, als einer der
Verbrecher auf Bitten des Kapitäns eine treibende Mine abschießt. Der Kapitän verteidigt die \"Ordnung auf See\" waffenlos mit seie, Leben. gegen
die die romantische Freiheit des flüchtigen Erpressers und seiner Genossen. Es wird gezeigt, daß der gewaltlose und bequemere Weg in Gefahr ist,
wenn es darum geht, Probleme zu lösen, wenn andere Prinzipien oder Ordnungen des Zusammenlebens versagen.
Siegfried Lenz erlebte einen solch ausweglosen Kampf während des Krieges, als er 1943 eingezogen wurde. Zu diesen Zeitpunkt war alles schon
entschieden, trotzdem mußten sie weiter in den Krieg ziehen. Seit damals beschäftigt ihn der Untergang von Menschen. Siegfried Lenz schrieb
einige Geschichten, in den der Untergang von Menschen dargestellt wird, um selber verstehen zu lernen, was mit den Menschen geschieht. Für ihn
ist das Schreiben eine Art der Selbstbefragung, und so versucht er auf seine Art und Weise eine Antwort zu finden.
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