Aus dem Krieg hat Europa einiges gelernt: Das Gleichgewicht der Kräfte musste hergestellt werden. In den Jahren 1814 und 1815 fanden die Wiener Kongresse statt. Oft zu Lasten kleinerer Staaten wurde Europas Landkarte mit seinen Großmächten England, Frankreich, Preußen, Österreich und Russland neu gezeichnet. Gewinnende Persönlichkeit war Klemens Fürst von Metternich, der Österreich die Vormachtstellung unter den deutschen Staaten sicherte. Diese deutschen Staaten wurden zum Deutschen Bund und später zum Deutschen Zollverein zusammengefasst.
Das 19. Jahrhundert stand im Zeichen des Liberalismus, einer Anknüpfung an die großen Revolutionen des 18. Jahrhunderts. In vielen europäischen Monarchien traten der Mittelstand und damit das Bürgertum hervor. Besonders die Wirtschaft profitierte von der Bewegung: Von England aus begann um 1820 die industrielle Revolution. In den Städten Europas und Nordamerikas blühte die Industrie (à) auf und zog die Landbevölkerung an. Der Wohlstand wuchs und die Bevölkerung stieg sprunghaft an. Aus der industriellen Revolution entstand nun ein neuer Stand: die verarmte Arbeiterklasse. Daher war der Liberalismus nicht nur die Wiege der modernen Industrienationen, sondern auch der Anfang des Sozialismus (à).
Die liberale Bewegung förderte auch die Entstehung nationaler Identitäten in den europäischen Staaten. In vielen Ländern führte dieser so genannte Nationalismus zu Revolutionen. In Deutschland erreichten die Revolutionen im Jahr 1848 ihren Höhepunkt, scheiterten aber an den konservativen Kräften. In diesem Jahr wurde die Frankfurter Nationalversammlung in der Paulskirche eröffnet.
In Amerika In den USA führte das liberale Denken zum Krieg: 1861 begann zwischen den Nord- und Südstaaten des Landes der amerikanische Bürgerkrieg. Der Grund dafür war vor allem die Sklaverei der Südstaaten, gegen die sich die bereits industrialisierten nördlichen Staaten erhoben. Im Jahr 1865 gewannen die Nordstaaten unter dem Präsidenten Abraham Lincoln den Krieg und schafften die Sklaverei in den USA ab.
Das liberale und nationale Denken wusste eine Persönlichkeit besonders zu nutzen: Der preußische Reichskanzler Otto von Bismarck versuchte seit Mitte des 19. Jahrhunderts durch militärische und diplomatische Mittel die Länder des Deutschen Bundes unter Ausschluss Österreichs zu einigen.
Die Reifeprüfung bestand seine Idee in den Folgejahrzehnten: Der französischen Republik unter Napoleon III gefielen die Bewegungen im Nachbarland nicht und erklärten ihm 1870 den Krieg (Deutsch-französischer Krieg). Die deutschen Truppen waren überall siegreich und zogen triumphierend in die Hauptstadt Paris ein. Im Jahr 1871 wurde der preußische König Wilhelm I. im Schloss Versailles zum deutschen Kaiser ernannt. Damit war das Deutsche Reich unter preußischer Führung besiegelt, das Heilige Römische Reich Deutscher Nation durch Bismarck sozusagen wiedergeboren. Durch geschickte Diplomatie versuchte er nun fortan, den Frieden innerhalb und außerhalb Deutschlands zu sichern. Er schloss Verträge mit den europäischen Mächten und beschwichtigte die verschiedenen Parteien im Reichsparlament. Das Jahr 1888 wird auch "Drei-Kaiser-Jahr" genannt: Nach dem Tod des alten Kaisers Wilhelm I. bestieg sein bereits schwerkranker Sohn Friedrich III. den Kaiserthron. Nach seinem Tod übernahm im selben Jahr der junge Wilhelm II. die Krone des deutschen Reiches.
Wilhelm war ein ungestümer Draufgänger, der nicht viel auf die Diplomatie des alten Bismarck setzte und ihn daher kurzerhand entließ.
|