Als Zentralfigur in der Kriminalerzählung tritt die junge Haushälterin Katharina Blum in Erscheinung. Katharina wird von verschiedenen Seiten charakterisiert. Auf der einen Seite erhält der Leser Informationen durch eigene Aussagen von Katharina während ihres Verhöres, in dem Kommissar Beizemenne ihr komplettes Leben erfaßt, um eine länger bestehende Verbindung zu Götten nachzuweisen, und durch Katharinas Angaben gegenüber Rechtsanwalt Blorna. Des weiteren wird Katharina durch Ihre Gegner Beizemenne und dem Reporter der \"Zeitung\", Tötges, charakterisiert.
Durch Selbstaussagen der Katharina Blum erfährt man, daß sie schon während der Schulzeit sehr fleißig ist, da sie zu Hause und bei den Nachbarn arbeiten muß. Katharina ist als Kind durch den frühen Verlust ihres Vaters sehr selbständig. Sie lernt den Beruf der Hauswirtschafterin, in dem sie später auch arbeitet. Zudringlichkeiten eines arbeitgebenden Arztes geht sie durch Kündigung aus dem Weg. Der erste große Einschnitt \"in der Entwicklung des fleißigen und strebsamen Dorfmädchens\" findet mit der Heirat mit Wilhelm Brettloh statt. Nach einem halben Jahr verläßt sie Brettloh aufgrund \"unüberwindlicher Abneigungen\" . Die von der Polizei fälschlich im Protokoll aufgenommenen \"Zärtlichkeiten\" der Männer, die eine Beziehung mit Katharina hatten, stellt sie bei ihrer Kontrolle des Protokolls \"empört[ ] und energisch\" als \"Zudringlichkeiten\" klar.
Während ihrer Arbeit als Haushälterin bei dem Rechtsanwalt Dr. Hubert Blorna und der Architektin Trude Blorna übernimmt Katharina die gesamte Haushaltsführung selbständig. Bei Einladungen und Empfängen der Familie Blorna sorgt sie für die Gäste, gelegentlich tanzt sie auch und läßt sich von den Herren nachhause fahren. Gegenüber Zudringlichkeiten der Gäste verhält sie sich zurückhaltend und abweisend, aus diesem Grund wird sie auch als \"Nonne\" bezeichnet.
Aufgrund ihrer Sparsamkeit und Nebenjobs bei den Eheleuten Hiepertz und der Fa. Kloth gelingt es Katharina mit Hilfe der Blornas eine Eigentumswohnung und einen Volkswagen zu erwerben. Diese Anschaffungen tätigt sie, um frei und unabhängig zu sein. Aus diesen erworbenen Objekten läßt sich schließen, daß Katharina ein Durchschnittsmensch ist, eine Eigentumswohnung und ein Volkswagen charakterisieren einen unauffälligen Lebensstil mit einem durchschnittlichen Wohlstand.
Ihre Arbeitgeber, die Blornas und die Hiepertz, sind stets mit Katharinas Arbeit zufrieden, es heißt, daß sie \"ruhig und freundlich, auch planvoll den Haushalt\" leitet. Katharinas Tante Woltersheim sagt, sie \"sei immer ein fleißiges, ordentliches, ein bißchen schüchternes, oder besser gesagt, eingeschüchtertes Mädchen gewesen, als Kind sogar kirchentreu\" , auch daß sie \"organisatorisch, kalkulatorisch und auch, was die ästhetische Seite betreffe, aufs beste gebildet und ausgebildet\" sei. Dr. Blorna bezeichnet Katharina als \"eine sehr kluge und kühle Person\". Laut Dr. Hipertz Aussage ist Katharina radikal, hilfsbereit, planvoll und intelligent.\" Hiermit fügt er neben der möglichen Auslegung der Intelligenz Katharina als egoistisch auch die Selbstlosigkeit Katharinas hinzu. . Dieser Altruismus findet sich in der Geschichte der plötzlich erwachten Liebe zu Ludwig Götten wieder, sie löst sich von ihrer bisherigen Kontaktscheue gegenüber Männern und verbringt, gleich nach der ersten Begegnung eine Liebesnacht mit ihm. Diese plötzliche Liebe zu Götten wird bei dem Verhör Katharinas, wegen ihrer sonstigen Zurückhaltung nicht geglaubt. \"Es trifft zu, daß ich... ausschließlich und innig mit Ludwig Götten getanzt habe, den ich zum ersten mal in meinem Leben sah... . Ich empfand große Zärtlichkeit für ihn und er für mich\".
Neben den bisher genannten charakterisierenden Eigenschaften Katharinas - Fleiß, Strebsamkeit, Ordnungssinn, Organisationstalent, Klugheit, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Selbstlosigkeit und Zurückhaltung gegenüber Männern sind noch zwei weitere Charakterisierungen zu erwähnen, die Frau Blorna von sich gibt, sie nennt die beiden \"lebensgefährliche(n)\" Eigenschaften \"Treue und Stolz\". Treue steht für die Erfüllung eingegangener Verpflichtungen, die Katharina in ihren bisherigen Arbeitsverhältnissen bewiesen hat, der Stolz äußert sich in ihrer Verschwiegenheit von Geheimnissen.
Kommissar Beizmenne hält Katharina am Anfang des Verhörs laut seiner Aussage \"nicht für unmittelbar kriminell, sondern für naiv und ein bißchen zu romantisch\". Beizmenne scheint allerdings der festen Überzeugung zu sein, Katharina habe schon ein länger bestehendes Verhältnis zu Götten gehabt, er sieht in Katharina eine kriminelle Komplizin von Ludwig Götten.
Die \"Zeitung\" bezeichnet Katharina in ihren Berichten des Reporter Tötges als \"Mitglied einer kriminellen Bande\" und als Prostituierte, die \"Herrenbesuche\" empfängt, mit einer \"nuttige(n) Art\".
Außerdem führt die Zeitung aus, Katharina sei eine Kommunistin oder Linksradikale mit dem Einfluß eines kommunistischen Vaters. Katharina sei \"eiskalt und berechnend, eines Verbrechens fähig\" .
Unter 3.4.2 wir die Charakterisierung Katharinas durch die Sprache der Zeitung weitergehend erläutert.
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