Katharina ist 27 Jahre alt und Hausangestellte. Sie ist eine schlanke, attraktive Person. Ihre besonderen Interessen gelten hauptsächlich ihrem Beruf, ihrer Eigentumswohnung und ihrem Auto.
2.1. Zur Vergangenheit und Vorgeschichte:
Katharina Blum wurde 1947 in Gemmelsbroich geboren. Der Vater war Bergarbeiter und verstarb als Katharina sechs Jahre alt war. Die Mutter arbeitete als Putzfrau und lebte nur von einen kleinen Rente. Sie hatte ein Alkoholproblem. Der Bruder von Katharina war straffällig. Katharina musste schon früh im Haushalt mithelfen. Sie war eine gute Schülerin, besuchte eine Hauswirtschaftsschule und arbeitete sich zur staatlich geprüften Wirtschafterin vor. Sie heiratete mit 20 Jahren, beendete die Ehe aber schon nach einem halben Jahr wegen unüberwindlicher Abneigung, gegen die Zudringlichkeiten des Ehemannes. Sie zog in die Stadt und arbeitete später bei dem Ehepaar Blorna, das ihr auch bei der Finanzierung der Eigentumswohnung behilflich war.
2.2. Verhaltensweisen:
Katharina Blum wird als ruhige freundliche, etwas kühle Person geschildert (S.52) und als treuer, fleißiger und hilfsbereiter Mensch. Außerdem wird sie als pedantische, ordnungsliebende und korrekte Person mit gutem Gespür für Organisation und Buchhaltung dargestellt (S.29: siehe Vernehmungsprotokoll)
2.3. Haltung zu anderen Personen:
Zur Tante Else Woltersheim besteht ein enges vertrautes Verhältnis (S.15), dem Ehepaar Blorna gegenüber empfindet sie große Dankbarkeit, und empfindet sie als "gütig" (S.30). Gegenüber dem Kommissar Beizmenne hat sie kein Vertrauen, da er durch seine ungehobelten Äußerungen ihre Intimsphäre verletzt. (S.19, 32). auf die Verwaltungsangestellten wirkt sie humorlos (S.27). Die Hausbewohner empfinden sie als adrett, freundlich und kühl (S.31).
2.4.Inneres Erscheinungsbild / Gefühle
Katharina ist nicht bestechlich, stolz wehrt sie das Angebot ab, während der Vernehmung Kaffee und Brötchen anzunehmen und bezahlt ihren Tee selber.
Ludwig Götten gegenüber, dem gesuchten Deserteur, empfindet sie Liebe und Zärtlichkeit. Nach der Nacht mit Götten wirkt sie entspannt und glücklich, wenn er sie angerufen hat, reagiert sie wie andere Verliebte auch (S.28, 57, 59): "Mein Gott er war es eben, der da kommen soll, und ich hätte ihn geheiratet und Kinder mit ihm gehabt - und wenn ich hätte warten müssen, jahrelang, bis er aus dem Kittchen wieder raus war." Auf Beizmennes plump-vertrauliche Art, reagiert sie hilflos und beschämt, sie wird rot (S.19, 31). Sie ist empört über die falsche Einschätzung ihrer Person, was die Herrenbesuche betrifft (S.29, 31), sie reagiert verbockt (S.32) und zornig auf die Machenschaften der Zeitung (S.37), sie nennt sie "Schweine". Je mehr Lügen in der Zeitung über sie verbreitet werden, um so ängstlicher, eingeschüchterter und entsetzter reagiert sie (S.36, 60). Im Laufe der Zeit wird sie verstört und apathisch (S.61, 71) um dann aber wütend und planvoll zerstörerisch auf die anonymen Anrufe und Briefe, die sie infolge der ehrverletzenden Berichterstattung erhalten hat, alles zu zerschlagen, was sich in ihrer Nähe befindet (S.78). Später nimmt sie ruhig und gefasst, aber auch kaltblütig Kontakt mit dem Journalisten auf, der durch seine Berichterstattung ihr Leben ruiniert hat und verspricht ihm ein Interview (S.91, 107, 111). Sie erschießt ihn, ohne Reue zu empfinden (S.12) und ist eher glücklich und nicht deprimiert nach der Tat, weil sie "unter denselben Bedingungen wie mein lieber Ludwig" lebt (S.126).
|