Egmont:
Der Vertreter der Niederlande und ihrer Freiheit ist sorglos und überschwenglich. Sein Lebensgrundsatz ist "leben und leben lassen". Der Held des blühenden Lebens vertraut auf seine Weltanschauung (Ritterlichkeit) und handelt auch danach "ich handle wie ich soll". Er strahlt Jugendlichkeit aus und lebt rasch und unbedächtig. Er ist sehr freundlich und tolerant, seine Neigung zum Teilen ist überall bekannt. Er wird von seinem Volk bewundert und gibt ihnen ein beruhigendes Gefühl. Seine ritterliche Haltung Frauen gegenüber (gefangene Frau wird freigelassen) wird von allen respektiert. Er hat "Hoffnung, Mut und Kraft" und möchte nie ängstlich dastehen. Er ist sehr milde, aufrecht, gütig, verständnisvoll, menschlich und geht lustvoll durchs Leben. Seine Handlungsweise ist immer sehr offen und voller jugendlicher Überschwenglichkeit. Es geht ihm um den "freien Wert des Lebens" Wegen all dieser Eigenschaften wird er oft von Oranien kritisiert. Dieser will ihn freundschaftlich helfen nicht so überschwenglich zu sein, doch er läßt sich in seinem Leben und Glück nicht belehren. "Ich muß mit meinen Augen sehen."; ""Laßt jeden seines Pfades gehen."; Allerdings will Egmont auch nicht die schlechten Seiten des Lebens wahrhaben. "ich glaub's nicht"; "Es ist keine Sorge". Der volkstümliche Vertreter der Niederlande wird aber auch wegen seiner inneren Überlegenheit und seiner selbstgewissen Haltung gehaßt (Alba).
Egmont hat in diesem Drama eine bedeutende Entwicklung durchgemacht, denn erst angesichts des Todes wird der Held von seiner naiven Selbstsicherheit und Selbstsucht befreit und geläutert; indem er durch das Erleiden eines tapfer getragenen Opfertodes für sein Volk über sich selbst hinauswächst.
(SCHILLER CHARAKTERISIERUNG !)
Oranien:
Er ist das Gegenstück zu Egmont, denn er ist bedacht und handelt ruhig aus dem Hintergrund. Er will nicht auffallen, doch trotzdem seinen Willen durchsetzen. Er ist sehr pflichtbewußt, planend, vorsorgend und behält die Übersicht "Ich stehe immer wie über einem Schachspiele". Er ist sehr realistisch, überlegen, mißtrauisch, vorsichtig und vermutet mit seherischen Weitblick. Er ist derjenige, der von Anfang an alle Zusammenhänge erkennt und daraus seine Schlüsse zieht. Andererseits kümmert er sich um Egmont und beobachtet voller Sorge sein Treiben. Er will ihm helfen und seine Sorglosigkeit austreiben "Laß uns denken Egmont".
Klärchen:
Klärchen ist das weibliche Gegenbild zu Egmont. Sie ist sehr natürlich, klug und leidenschaftlich zugleich. Trotzdem sie eine einfache Bürgerin ist, lebt sie in der Welt Egmonts. Ihre männliche Entschlossenheit und ihre Kühnheit sind nur zwei Ausdrücke der Gemeinsamkeiten mit Egmont. Sie ist ebenfalls nachdenklich, andererseits aber wieder sehr begeisterungsfähig. Ihre herzlich mitfühlende Art zeigt sie im Umgang mit ihrem bürgerlichen Werber Brackenburg.
Macchiavell:
Der Sekretär und Berater der Regentin macht einen politisch überlegenen Eindruck und weiß klug und sachlich zu urteilen. Er ist sehr tolerant und durch seinen Scharfblick hat er immer Rat für seine Herrscherin.
Regentin Magarethe:
Die Herrscherin über die Niederlande ist sehr gütig und behandelt ihre Untertanen mit Nachsicht. Ihre weiblich rührend leidenschaftliche Art ist gebändigt durch höfische Zucht. Der Grund für ihre Resignation vor Alba könnte ihre weibisch feige Art gewesen sein, die allerdings nur selten herauskommt.
Mutter von Klara:
Sie ist immer besorgt und jammernd erregt über ihre Tochter. Ihre Umgangsweise mit Egmont läßt sich auf ihre bürgerliche Erziehung zurückführen (umsorgend - freundlich)
Herzog von Alba:
Der spanische Herzog ist das Gegenbild zu Egmont. Er ist kalt berechnend und ohne jegliche ritterliche Tugend. Seine lauernde Persönlichkeit verkörpert den absoluten Despotismus. Er selbst nennt sich den "Unbezwungenen" und diesen Namen versucht er mit aller Macht gerecht zu werden. Albas Hass gegen Egmont gilt dessen menschlicher Überlegenheit und Lebensfülle.
Ferdinand:
Die Wesensverwandtschaft mit Egmont ist nicht abzustreiten, seine Charakterzüge ähneln dem Helden in vielen Belangen. Er ist ebenso leichtsinnig, froh und voller Lebenslust.
Brackenburg:
Der gebildete Bürgersohn aus gutem Haus wirbt um Klärchen, sein Werben wird von Klärchen allerdings nicht erwidert. Er ist schließlich aufgrund seines weichen, bangenden Charakters sehr niedergeschlagen und hegt Selbstmordgedanken. (Goethe Paralelle - St. und Dr.; Goethe Liebe Lili)
Das Volk:
Es ist voller Freiheitdrang und auf ihre Führer eingeschworen. Egmonts Wirkung auf das Volk ist nicht nur durch seine Taten, sondern auch durch den Zauber seiner Persönlichkeit, sehr groß. Egmont strahlt Ruhe und Sicherheit auf das "unpolitische" Volk aus und seine Reden sind eher unrevolutionär und besonnen. Mit Hilfe seiner optimistischen Rethorik fordert er Vernunft und Vertrauen. "Ein ordentlicher Bürger, der sich ehrlich und fleißig nährt, hat überall so viel Freiheit, als er braucht."; In seinen Reden weist er auch aufgrund seiner gutartigen Gesinnung "der an den Sieg des Rechtes und der Vernunft glaubt." jede reformatische Bestrebung zurück. "Steht fest gegen die fremde Lehre."
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