amerikanischer Psychologe, gehört zu den prominentesten und wichtigsten Vertretern des (Neo)behaviorismus
* 20.03.1904, + 18.08.1990
ab 1937: Prof. an der University of Minnesota, 1945-48 an der Indiana University (Bloomington) und ab 1948 an der Harvard University
Skinner wurde stark beeinflußt durch die Ideen I. Pawlows und J. B. Watsons
Durch seine tierexperimentelle Forschung über Lernprozesse, u.a. mit der von ihm entwickelten Skinner-Box oder dem Problemkäfig, schuf er eine systematische Begründung der behavioristischen Lerntheorie.
1953 legte Skinner seine Ansichten als allgemeine Regeln für psychologische Theorienbildung vor. Danach soll ein Vorgang nur mit Begriffen aus demselben Gebiet, in dem er beobachtbar ist, erklärt werden.
Für den Behaviorist würde somit auf Grund seines physikalistischen Ansatzed eine Theorie in rein physikalischen Begriffen formulieren müssen, d.h. unter Ausschluß neurologischer und psychologischer Inhalte.
Bei seinen Versuche mittels Apparaturen stellen die mechanischen Reaktionen des Geräts einfach die sozialen Reaktionen des Versuchsleiters gegenüber dem Versuchstier dar, sozusagen als zweiter Organismus. Diese werden dann ausgeweitet auf Situationen, in denen das Verhalten von mehr als einem Organismus nicht von vornherein festgelegt ist.
Solche Versuche bewirken, daß in der Forschung über möglichst viele Variablen eine bestmögliche Kontrolle gewonnen wird.
I. Der Skinnersche Kasten (Skinner box)
... ist ein Apparat für Tierexperimente, der eine Vorrichtung enthält, mittels derer bei Druck auf einen Hebel ein Stück Futter in einen Behälter fällt.
Junge, wir haben diesen Typ vielleicht konditioniert. Jedesmal, wenn ich die Stange runterdrücke, wirft er einen Futterwürfel rein
Während das Tier gewöhnlich zunächst nur durch einen Zufall ("trial and error") die richtige Bewegung macht, zeigt es die Tendenz, sein Verhalten an die vorgegebene Belohnungsstrategie anzupassen. Dieser Versuch zeigt bei verschiedensten Tierarten und beim Menschen ähnliche Ergebnisse.
Der Lernerfolg wird als Herstellung eines bedingten Reflexes gedeutet.
II. Zusammenarbeit, Wettbewerb und Führung
a) Zusammenarbeit:
1. Aufbau und Durchführung:
· 2 Tauben werden in spiegelbildlich angeordnete Abteile, die durch eine Glaswand getrennt sind, gesetzt
· In beiden Abteilen sind 3 Scheiben und eine Futterausgabe, wobei die Futterausgabe auf das Picken auf eine der Scheiben folgte, die von Mal zu Mal wechselt
· jede Taube wird einzeln darauf trainiert, entspr. Scheibe zu lokalisieren
· beide Tauben werden in die Kammer gesetzt und werden veranlaßt, innerhalb einer best. Zeit auf die entspr. Scheibe zu picken, wobei das Zeitintervall nach und nach auf 0,1 sek. verringert wird
Þ beide Tauben müssen "gleichzeitig" auf identische Scheiben picken um Futter zu bekommen
Þ Definition für Zusammenarbeit: soz. Situation, in der Reaktionen von 2 od. mehreren Organismen nötig sind, und in der beide od. alle Organismen verstärkt werden
2. Beobachtung:
· es entwickelt sich eine Führungsbeziehung, d.h. ein Vogel führte die Suche nach der wirksamen Scheibe an
· die Führung wechselte je nach dem, welcher Vogel mehr motiviert war (d.h. mehr Futter bekam)
· nach längerer Zeit imitieren die Tauben auch Verhaltensweisen, die nicht auf die Scheiben oder die Futterausgabe gerichtet sind, z.B. trinken sie gleichzeitig, wenn mit Wasser gefüllte Näpfe bereitgestellt werden
Wenn sie in das jeweils entgegengesetzte Abteil gesetzt werden, nehmen sie die übliche, aufeinander bezogene Position ein, obwohl das das Abwenden von den Reaktionsscheiben erfordert. Sie erforschen, einander nachahmend, das neue Gebiet, indem sie nach einem vollkommen spiegelbildlichen Muster auf und ab hüpfen. In anderen, neuen Situationen fahren die Vögel also fort, ich Verhalten aufeinander abzustimmen.
b) Wettbewerb ("Taubenpingpong")
Aufbau und Durchführung
· Jede der 2 Tauben wird einzeln trainiert, auf einen Ball zu picken, sobald er auf einem speziell entworfenen Tisch auf die Seite der Taube kommt
· beide Tauben werden an entsprechenden Seiten des Tisches aufgestellt
· Wenn eine Taube den Ball verfehlt, bekommt die andere Futter.
Þ Die Tauben picken den Ball auf dem Tisch hin und her, beobachten, wie er zurückkommt, und stellen sich in eine Position, um ihn wieder picken zu können
Þ Definition für Wettbewerb: Das Verhalten beider Organismen ist für die Verstärkung jedes der beiden notwendig, aber nur ein Organismus wird in einem gegebenen Zeitpunkt verstärkt
Somit kann in Wettbewerbssituationen nicht der eine Gegenspieler ausschließlich alle Verstärkung erhalten, da sonst das Verhalten des nichtverstärkten Spielers gelöscht wird. Daher muß eine Wettbewerbssituation, wenn sie fortdauern soll, Verstärkung beider Spieler beinhalten, und sie stellt im wesentlichen eine Zusammenarbeit dar, bei der die Verteilung der Verstärkung unausgeglichen sein kann.
III. Kritik
· Spracherwerb und Sprachverwendung kann durch solche Versuche nicht erklärt werden
· Begriffe wie "Reiz", "Reaktion", "Verstärkung" verlieren außerhalb des Labors und in der Anwendung auf die menschliche Sprache jegliche Präzision; sie sind zu vage
Skinner hat stets gefordert, daß die im Labor entwickelten Prinzipien zur Planung kultureller Institutionen angewendet werden und ist davon überzeugt, daß die moderne Gesellschaft ohne wissenschaftliche Planung nicht überleben kann ("Beyond Freedom and Dignity").
So beschreibt sein Roman "Walden Two" (dt. "Futurum zwei") die Vision einer aggressionsfreien Gesellschaft dank umfassender Verhaltenskontrolle.
Wenn menschliches Verhalten im Sinne von Reaktionshäufigkeiten betrachtet werden kann, die er oft genug als grundlegende Daten des operanten Konditionierens bezeichnet hat, dann können Verhaltensdefizite wie z.B. bei einem Kind oder Retardierten als Fälle angesehen werden, in denen die Häufigkeit bestimmter Verhaltensweisen erhöht werden sollte; Exzesse des Verhaltens eines Psychotikers oder eines Kriminellen können als Fälle betrachtet werden, in denen die Verhaltenshäufigkeit gesenkt werden sollte.
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