Heinrich Mann: 1871 (Lübeck, Deutschland) - 1950 (Santa Monica, Kalifornien)
Heinrich Mann begann nach dem Abgang vom Gymnasium eine Buchhandelslehre, 1891 bis 1892 volontierte er im S. Fischer Verlag, Berlin, gleichzeitig Gasthörer an der Universität; freier Schriftsteller; 1893 Parisaufenthalt, bis 1914 längere Italienaufenthalte, später München, ab 1928 Berlin; 1931 wurde er zum Präsident der Sektion Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste zu Berlin gewählt. Die Verfilmung seines Romans Professor Unrat (unter dem Titel \"Der blaue Engel\" mit Marlene Dietrich) machte ihn weltberühmt. Februar 1933 erzwungener Ausschluß aus der Akademie; Emigration nach Frankreich (Paris, Nizza), dann über Spanien und Portugal 1940 nach Kalifornien. 1949 nahm er die Berufung zum Präsident der neu zu gründenden Deutschen Akademie der Künste zu Berlin/DDR an. Heinrich Mann starb 1950 in Santa Monica/Kalifornien. Seine Urne ist auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin beigesetzt.
Heinrich Mann war der ältere Bruder von Nobelpreisträger Thomas Mann, ebenfalls Schriftsteller, aber bei uns nicht so bekannt. Er wandelt sich von einem eher konservativen Schriftsteller in seiner Frühzeit zu einem engagierten, politisch linksstehenden Autor. So wendet er sich gegen die Kriegsbegeisterung beim Ausbruch des 1. Weltkrieges und arbeitet aktiv gegen die Nationalsozialisten, in dem er mit Engagement gegen die Nazis, Militarismus und Untertanenmentalität schreibt. Mit Beginn der Nationalsozialistischen Herrschaft wurden Manns Bücher im Dritten Reich 1933 von den Nationalsozialisten verboten und der Autor zur Emigration gezwungen, aus der er nicht mehr zurückkehren sollte. Er lebte bis 1940 im französischen Exil und floh dann in die USA. Kurz vor seiner Rückkehr nach Deutschland starb er.
In der Romantrilogie \"Das Kaiserreich\" beschreibt er die Zustände im wilhelminischen Deutschland aus einer sehr kritischen Perspektive.
In der Emigration entstehen seine beiden Romane \"Die Jugend des Königs Henri Quatre\" und \"Die Vollendung des Königs Henri Quatre\"; beide kann man als Gleichnisse vom guten König bezeichnen. Aus der Frühzeit von Heinrich Mann stammt \"Professor Unrat\" (der unter dem Titel \"Der blaue Engel\" verfilmt wurde) und der neben \"Der Untertan\" zu seinen bekanntesten Romanen gehört und sich mit dem selbstgefälligen Bürgertum auseinander setzt. In seinen Memoiren \"Ein Zeitalter wird besichtigt\" läßt er die deutsche Geschichte und die eigene Biographie seit dem Ende des 19. Jahrhunderts noch einmal Revue passieren.
Wie sein Hauptfigur leidet auch der Autor an der von ihm analysierten und kritisierten Gesellschaft. Zum ersten mal in Heinrich Manns Werken steht der doppelten Negation, nämlich der Satire auf die kleinstädtisch-bürgerlichen Verhältnisse und dem Vexierbild des Menschenfeindes eine Figur gegenüber, die sich in den Rahmen ausformulierter demokratischer und sozialethischer Utopie (=Wunschtraum) fügt: In der Gestalt von Rosa Fröhlich, dem Mädchen aus dem Volk. Dem komischen Fall des Schultyrannen mit seinen unumstößlichen Grundsätzen liegt die Geschichte einer Verfallenheit zugrunde, die aus der wilhelminischen Autorität einen verkappten Anarchisten hervorholt.
Nach dem Ende des Dritten Reiches fand in der DDR eine rege Beschäftigung mit seinem Werk statt.
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