Bettina (Catharina Elisabetha Ludovica Magdalena) von Arnim geb. Brentano
Biografie, Erziehung:
- geboren: 4. April 1785 in Frankfurt am Main
- etablierte italienische Familie
- Mutter: Maximiliane La Roche, Vater: Großkaufmann Peter Anton Brentano
- Bruder: Clemens Brentano, Großmutter: Sophie La Roche
- Brüder: Ex- u. Importfirma, beträchtliches Erbe
- Nach Tod ihrer Mutter 1794:
- Bis 13 in Pensionat des Ursulinenklosters in Fritzlar:
- Keine Spiegel: als sie sich das erste mal seit langer zeit sieht: "ich erkannte alle, aber die eine nicht, mit feurigen Augen, glühende Wangen, mit schwarzem, fein gekräuseltem Haar; ich kenne sie nicht, aber mein Herz schlägt ihr entgegen, ein solches Gesicht habe ich schon im Traum geliebt.. diesem Wesen muss ich nachgehen"
- Will sich selbst entdecken
- Ab 1797 von Großmutter erzogen in Offenbach (Privatunterricht in Kompositionslehre, Zeichnen)
- à erste deutsche Schriftstellerin, die Briefroman veröffentlichte
- befreundet m. vielen Literaten d. damaligen Zeit
- (Herder)
- sagt zu Bettina: "Diese da scheint sehr selbständig, wenn Gott ihr diese Gabe für ein Glück zugeteilt hat, so möge sie sich ihrer ungefährdet bedienen, dass alle sich ihrem kühnen Willen fügen und niemand ihren Sinn zu brechen gedenke"
- beeindruckt
- Lernte Künstler, Gelehrte, deutsche Jakobiner, frz. Emigranten kennen
- Vielfältige Anregungen
- Eigenes Erleben, sich selbst verstehen lernen
- Von niemandem etwas vorschreiben lassen
- à unerhörte Gedanken zu dieser Zeit, Grundsatz:
- Es muss sich die ganze Erziehung der Frauen im Hinblick auf die Männer vollziehen
- Großmutter nicht der Meinung .. Einfluss
- Kein Interesse für Bälle, Modeneuheiten, Rendesvouz
- Gute Beziehung zu Bruder Clemens (Utopien d. Jenaer Romantik)
- Schreiben sich
- Clemens mahnt, droht, rügt
- Sie: "über meine Neigungen kannst du nicht disponieren" "Ich selber zu bleiben, das sei meines Lebens Gewinn und sonst gar nichts will ich von irdischen Glückgütern!"
- Clemens wünscht ihr einen Mann
- Bettine: "Ich weiß, was ich bedarf! Ich bedarf, dass ich meine Freiheit behalte!"
Goethe und Einfluss:
- mit 21:
- findet Briefe an Großmutter von Goethe in 1772-1776
- war in Sophie verliebt
- scheint ihr nähergerückt
- fester Entschluss, Goethes Mutter kennen zu lernen
- Zuneigung und Vertrauen, Aufmerksamkeit errungen
- Kennt Goethe (zu dem Zeitpunkt schon 60) noch nicht persönlich
- Hört durch Mutter neues über ihn: Erzählungen über Kindheit und Jugend
- Hält möglichst wortgetreu alles im Schreibebuch fest
- Rätin Goethe über sie nach 1 Jahr:
- "Liebe - liebe Tochter! Nenne mich ins künftige mit dem mir so teuren Namen Mutter - und du verdienst ihn so sehr, so ganz und gar - mein Sohn sei dein inniggeliebter Freund, der dich gewiss liebt und stolz auf deine Freundschaft ist"
- besuchte Goethe im Weimar, gefiel ihm sehr ... mehrere Begegnungen
- Briefwechsel mit Goethe
- Schreibt nicht häufig zurück, meistens karg
- "Eigentlich kann man dir nichts geben, weil du dir alles entweder schaffst oder nimmst"
- schreibt ihm Szenen u. Erinnerungen aus Goethes "Dichtung und Wahrheit"
- er: "Fahre fort, so lieb und anmutig zu sein!"
- Grundlage ihres ersten dichter. Werkes
Ehejahre
- sträubte sich lange gegen das Heiraten
- mit 25: Achim von Arnim à heimliche Hochzeit m. "poetischem Zauber"
- gestehen erst Tage später
- Bettine jetzt adelig, bald Mutter
- Veränderung?
- "Ich wohne hier wie im Paradies"
- lebt nach 2 Monaten in Berlin
- genügt ihr kleines Glück, scheinbare Erfüllung
- 20 Ehejahre, 7 Kinder
- Briefwechsel mit Mann à gibt Bild von Ehe
- à Alltag
- Bettine brauchte Anregungen, Menschen, Gespräche
- Ging immer wieder nach Berlin
- Führte Haushalt, weben, backen, kochen
- Kinder oft krank:
- "Arm und Bein müde, die Augen voll Schlaf, die Kehle voll Wiegenlieder, werde ich selbst zum Kind, das sich wundert, in dieser geheimnisvollen Welt zu sein"
à beschreibt sich selbst nach Geburt ihres letzten Kindes an Schwester
- ging nun 20 Jahre lang nicht mehr als Schriftstellerin hervor
- Achim v. Arnim stirbt im Januar 1831
Schaffen und "Wechseljahre":
- Beginnt neue Laufbahn
- Künstlerisch produktiv, politisch engagiert
- Empfing in ihrem Salon unter den linden 21 intellektuelle Größen
- Haus: Treffpunkt unabhängiger Geister
- Setzte sich u.a. für Wiedereinstellung der in Göttingen entlassenen Gebrüder Grimm ein
- besucht Armenviertel "Vogtland"
- Kleider, Arznei, ärztliche Hilfe, will "Dornen aus dem Pfad reißen"
- 1843: "Dieses Buch gehört dem König"
- taktisch klug:
- àdurch Widmung an König:
- sagte öffentlich all das, was sonst d. Zensur z. Opfer:
- "dass die Obrigkeit allein für das Wohl der Untertanen verantwortlich sei, die in diesem Land in oft beispiellosem Elend lebten"
- zu unrecht "Kommunistin"
- Meinung: Elend führt auf Unwissenheit u. Gleichgültigkeit d. Menschen zurück
- Wurde pol. Wirksam, stand in Verdacht d. Verschwörung m. Aufständischen
- 2 Monate Gefängnis à höchste Strafe für Adlige, Straferlass durch verwandten Minister
- wandte sich noch oft an König, wollte ihn zum Nachdenken bringen
- Unbeirrt d. äußeren Einflüsse
- Gibt "Goethes Briefwechsel mit einem Kinde" heraus
- Clemens tadelt Schwester wieder, fürchtet Skandal:
- "Wird dem ganzen dadurch irgendein Nutzen gebracht, dass alle Menschen in Europa wissen, dass du nicht wohlerzogen auf dem Sofa sitzen kannst und dich übel erzogen auf eines Mannes Schoß setzest?... Die Töchter können in schiefe Richtungen geraten oder die Achtung für dich verlieren"
- Bettines Antwort:
- "ich kann nicht auf deine Ansichten Rücksicht nehmen. Dass dieses Buch etwas außerordentliches ist, ist meine wahre Meinung - und da irre ich nicht..."
- Briefroman
- Gefühlte Korrespondenz überarbeitet, weitergedichtet
- Erinnerung u. Phantasie miteinander verwoben
- Briefe - Kunstform, von vielen Frauen ausgeübt
- Richteten sich an bestimmten Adressaten, gleichzeitig an lit. Öffentlichkeit (àTTS)
- Kampf gegen polizeiliche Bevormundung, Not, Ungerechtigkeit
- Setzte sich für Juden ein
- Wehrte sich gegen Unterdrückung
- Wurde nie geistig alt .. keine Ermüdung oder Resignation
- Starb am 20.01.1959 in Berlin
- à "alte, immer junge Bettine" (Jakob Grimm)
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