Der Roman, Berlin Alexanderplatz von Alfred Döblin erzählt die Geschichte eines Individuums in der Großstadt wobei der Hauptaugenmerk nicht unbedingt auf dem Protagonisten liegt vielmehr wird die Verwirrung in einer Großstadt zum roten Leitfaden des Romans. Es wird die Resozialisierung oder zu mindest der Versuch einer Resozialisierung eines Strafentlassenen thematisiert und kontrovers der Rolle der Stadt die sie bei diesem Versuch womöglich übernimmt gegenüber gestellt. Handlungsort ist das Berlin der 20er Jahre. (Weimarer Republik) Mit der 41 in die Stadt (S.8-12): Tegel entlassen, Wirrwarr der Stadt, Orientierungslosigkeit, Angst, verstecken und singen im Hof, roter Jude nimmt ihn mit Erzählperspektive auktorial-personal wechselt ständig, Freiheit als Strafe I: zuhause bei dem Juden, alter Jude will Franz rausschmeißen Belehrung durch das Beispiel des Zannowich (S.14-19): roter Jude erzählt von Stefan Zannowich, der ,,Augen und Beine\" hatte um auf die Welt zuzugehen (Belehrung für Franz?) anderer Jude erzählt Ende der Geschichte: Zannowichs Betrug ist aufgeflogen, er musste ins Gefängnis, hat sich dort umgebracht und seine Leiche wurde wie die eines Tieres weggekarrt.
Franz ist empört das Za. Keine Chance mehr gegeben wurde und er will seine nutzen, Besuch bei zwei Frauen: Franz versagt beim Sex Facheinschübe über Impotenz Franz vergewaltigt Minna, Schwester von Ida die er umgebracht hat (deshalb Tegel), sie ist nicht ganz abgeneigt und lässt ihn noch mehrere Male hinein, Vergewaltigung gibt Franz wieder Kraft und Glück: ,,FB ist wieder da!\" (S. 32) Schreiben von Polizei: Franz wird kontrolliert, Besuch bei den Juden: Ballgeschichte: Franz soll vorsichtig sein, nicht übertrieben; Franz aber überzeugt und glücklich Die erzählte Zeit erstreckt sich vom Ende 1927 bis Anfang 1929. Durch Rückblenden und Vorverweise erfährt man allerdings auch von Ereignissen außerhalb dieses zeitlichen Rahmens. Vielleicht der erste deutsche Großstadtroman ist in 9 Bücher untergliedert, die wiederum jeweils in 3 - 18 Kapitel unterteilt sind. Urteilende, belehrende, erklärende, warnende und skeptische Kapitelüberschriften kommentieren das Geschehen.
Unter Einbeziehung neuer Techniken (Collage und Montage) zeichnet der Arzt Döblin ein expressionistisches Gemälde einer Stadt, die quasi als Personifikation des Bösen den Einzelnen in den Strudel von Sünde und Schuld zieht. Der Strafentlassene Sein Weg ist determiniert und vorgezeichnet. Die überall und jederzeit präsenten Erinnerungen an sein Versagens begleiten ihn sowohl auf der \"realen\" Handlungsebene (einer Gaunerstory aus dem Berliner Untergrundmilieu), als auch auf der Ebene traumatisch-traumhafter Assoziationen und Phantasmagorien. Das Zusammengesetzte, Komponierte, des Romans lässt bereits die Gebrochenheit und Uneinheitlichkeit der modernen Welt sichtbar werden, der ein geordnetes und einheitliches Ganzes nicht mehr verfügbar ist. Psychologisch wird der Roman dort, wo er mit der Gewalt auktorialen Erzählens in der personalen Erzählperspektive untergeht und versinkt. Indessen illustriert der Roman zugleich die Auslöschung des Individuums und seines Strebens inmitten einer unübersichtlich gewordenen Welt.
Der Mensch hält den Belastungen der modernen Welt auf Dauer nicht stand, wenn er sich selbst bewahren möchte. Erlösung ist zuletzt ein vage erhofftes Verschwimmen der Grenzen von Realität und Fiktion. Die Handlung löst sich auf, indem der Text sich auflöst. Alfred Döblin bedient sich bei der Vermittlung seines Romans eines dauernden Wechsels der Sprachebenen: Berliner Jargon, Bibelsprache, Schlager- und Moderatorenton, Werbeslogans, Zeitungsdeutsch, ...
womit er das Chaos und die Verwirrung in der Großstadt deutlich macht. Er will die Großstadtatmosphäre aber nicht nur realistisch beschreiben. Döblins Sprachgestaltung ist sehr expressiv ,dh.sein Erleben und seine Auffassung der Welt spiegelt sich im Text wieder. Der Roman \"Berlin Alexanderplatz. Die Geschichte vom Franz Biberkopf\" hat, wie der Titel schon sagt, zwei Helden: die Stadt Berlin und Franz Biberkopf.
Beide sind keine Helden im traditionellem Sinne: Indem Döblin das Leben in Berlin in den Mittelpunkt rückt, schuf er den ersten deutschen Großstadtroman. Die Montagetechnik, die Döblin in seinem Werk häufig verwendet, dient dazu, dem Leser die im Roman dargestellte Welt unmittelbar vorzustellen. Es finden sich im Romanverlauf zum Beispiel die unterschiedlichsten Textsorten, die einfach eingeschoben werden: Nachrichten, Verwaltungsschreiben, wissenschaftliche Berichte, physikalische Formeln, Schlagzeilen, Firmenaufschriften, Werbeslogans....
Dadurch wird das Berlin der 20er Jahre recht lebhaft porträtiert. Auch die Geschichte von Franz Biberkopf wird nicht einfach chronologisch erzählt. Hier spielt die Montagetechnik ebenfalls eine wichtige Rolle. Seine Geschichte ist zu großen Teilen aus Texten im inneren Monolog und in der direkten Rede montiert. Außerdem sind die Parallel- und Kontrastgeschichten sowie die Leitmotive, die den Roman durchziehen als Montageelemente zu betrachten. Im Roman wird sehr szenisch dargestellt, Geschehnisse werden nach dem Prinzip des Kinofilms aneinandergereiht.
Dass das Buch aktuell und empfehlenswert ist, ist angesichts des Gesagten wohl nicht mehr zu begründen.
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