Biographie Adalbert Stifter:
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Adalbert Stifter gehört gemeinsam mit Franz Grillparzer zu den bedeutensten österreichischen Erzählern des 19. Jahrhunderts.
Stifter wird am 23. Okt. 1805 im böhmischen Operplan als Sohn des Leinwebers Johann Stifter und dessen Frau Magdalena geboren.
Sein Vater kommt später durch einen Unfall ums Leben (er wird von einem umstürzenden Flachswagen erschlagen). Zu seiner Mutter hat er eine starke, liebevolle Beziehung, die er nach ihrem Tod auch in seinen Werken verewigt.
Mit sechs Jahren kommt Adalbert in die Oberplaner Dorfschule. Er ist ein Musterschüler, aber kein Musterknabe.
Nach dem Unfalltod seines Vaters muss sich nun Stifter allein um den Lebensunterhalt seiner sechsköpfigen Familie kümmern. Für Stifter beginnt ein hartes, entbehrungsreiches Leben. Er schließt sich stark seinen Großeltern an. Seinem Großvater hilft er bei der Landwirtschaft, die sein verstorbener Vater nebenbei führt.
Er besucht das Stiftsgymnasium in Kremsmünster. Dort wird in ihm die Liebe zur Literatur geweckt, ebenso wie die Neugierde des wissenschaftlich und künstlerischen Blicks auf die Natur.
(Nebenbemerkung: Stifter schwankt später lange zwischen den Berufen des Malers, des Wissenschaftlers und des Poeten. Aber hauptsächlich gilt sein Interesse der Landschaftsmalerei, Mit mehr als 160 bekannt gewordenen Zeichnungen, Aquarellen und Ölbildern war er eine begeisterter Landschaftsmaler.)
1826 verlässt er das Stiftsgymnasium mit besten Zeugnissen. Mit der Aufnahme eines nicht abgeschlossenen Jurastudiums beginnt sein 22 Jahre dauernder Aufenthalt in Wien.
Durch bohemeartige (unkonventionell, frei von Zwängen) Lebensflucht (Verweigerung von Abschluss- und Einstellungsexamina) und Unentschiedenheit (liebe zu einer Kaufmannstochter, von der er abgewiesen wird) führt er sein Leben in eine schwere Krise, welche auch durch Gerüchte über seinen starken Alkoholkonsum in den 30er Jahren bestätigt wird.
Er dichtet an Märchengestalten holde Verkörperungen, weibliche Unschuld, Schönheit und Geistesgröße. Was aber das Thema Schönheit und Geistesgröße anbelangt: er braucht nur einem Mädchen zu begegnen, dass außer einen hübschen Gesicht nichts besitzt, was einen Mann fesseln könnte und schon verliebt er sich in sie.
1837 heiratet Stifter die Tochter eines vermögenslosen, pensionierten Leutnants.
Nach zwei Pfändungen versucht Stifter als Vorleser und Hauslehrer seine finanzielle Lage zu bessern. Er verkehrt dadurch stets als sozialer Außenseiter. Nebenbei unterrichtet er den ältesten Sohn des Staatskanzlers Metternich in Mathematik und Physik.
Weiters ist Schnitzler auch als Inspektor für die österreichische Volksschule beziehungsweise als Schulrat tätig. Später gründet er eine Realschule in Linz.
1853, in der anschwellenden Denkmalsbewegung, wird er auch zum Landeskonservator von Oberösterreich ernannt.
In den nächsten Jahren vollendet er die Novellensammlung "Bunte Steine" und den Band "Erzählungen". Stifters epische Kunst gipfelte in dem Erziehungs- und Bildungsroman "der Nachsommer" und "Witiko", ein historischer Roman über die frühe Geschichte Böhmens.
Der Versuch, mit der Aufnahme der sechsjährigen Nichte seiner Frau als Pflegetochter, der Ehe neu Kraft zu geben scheitert.
Seine Stieftochter wird im April 1859 tot aus dem Wasser geborgen. Durch diesem tragischen Vorfall und unter dem Druck persönlicher und finanzieller Probleme wird Stifter zunehmend depressiv.
Sein sich verschlechternder körperlicher Zustand macht ihn noch niedergeschlagener. Seit 1863 zeigen sich Symptome einer Leberzirrhose, die sich trotz zahlreicher Kuren rasch verschlimmert.
Diese Umstände veranlassen ihn 2 Tage vor seinem "natürlichen" Tod noch einen Selbstmordversuch an sich zu verüben.
Stifter starb am 28. Januar 1868.
Zum Schriftsteller Stifter selbst:
Von der Klassik geprägt, tritt Stifter gemäß seiner Vorrede zu den Bunten Steinen dafür ein, der Vernunft und dem sanften Gesetz der Natur zu folgen. Die literaturhistorische Bedeutung seines Romanwerkes wird aber erst nach dem 1. Weltkrieg erkannt.
Weiter typisch für Stifter ist sein dichterisches Selbstverständnis sowie seine sprachlich detaillierte und wissenschaftlich-sezierende als auch poetisch verdichtende Präzision.
Inhaltsangabe:
Die Erzählung beginnt mit dem Bericht über das Weihnachtsfest als liturgische Feier und als Volksbrauch. Danach folgt eine Beschreibung der Hochgebirgslandschaft sowie eine Beschreibung seiner Sitten und Gebräuche.
Weiters werden auch Wandel der Jahreszeiten und die "Jahresgeschichte des Berges" beschrieben, bevor das eigentliche Zentrum der Erzählung erreicht ist: nämlich die Schilderung der Winterlandschaft während des Schneefalls.
Nach diesen umfassenden Schilderungen beginnt die eigentliche Geschichte:
Ein teilweise vergletscherter Berg trennt zwei Alpendörfer, Gschaid und Millsdorf.
Als Verbindung zwischen den beiden Dörfern gibt es nur einen Weg, der über den Bergkamm führt. Doch die Trennung beider Dörfer geht noch tiefer, denn die Sitten und Gewohnheiten sind in beiden Tälern sehr verschieden.
Gschaid ist das ärmere der beiden Dörfer. Zu seinen auffälligsten Bewohnern gehört, der doch recht wohlhabende Schuster. Aber dies ist nicht die einzige Auffälligkeit. Er hat nämlich eine reiche Färbertochter aus Millsdorf geheiratet, welche seit dem in Gschaid immer nur als Fremde angesehen wird.
Auch ihre Kinder, Konrad und Sanna, sind in einem kaum wahrnehmbaren Sinne praktisch Außenseiter in ihrem Heimatdorf Gschaid.
Als der Junge älter wird dürfen die beiden Geschwister schon allein über den Berg nach Millsdorf gehen, um ihre Großmutter zu besuchen. Dadurch, dass sie oft das Nachbardorf besuchen, macht sie das auch weiterhin zu Außenseitern in Gschaid.
Genau zu Weihnachten besuchen die beiden wieder ihre Großmutter, aber auf dem Rückweg werden sie von einem dichten Schneetreiben überrascht. So verfehlen sie den Weg über den Pass und geraten im Nebel in das Gletschereis.
Sie finden Unterschlupf in einer Steinhütte und übernachten darin.
In der Nacht sehen sie ein Nordlicht am Himmel und hören wie der Gletscher scheinbar kracht.
Bei Sonnenaufgang suchen sie erneut den Weg aus dem Eis. Inzwischen sind Dorfbewohner aus Gschaid und Millsdorf aufgestiegen um die Kinder zu suchen. Schließlich werden die beiden auch gefunden.
Erst dieses Erlebnis lässt weihnachtlichen Frieden im Dorf einkehren. Denn der Schuster erkennt nun seine Nachbarn als Freunde, weiters wurden die Kinder und ihre Mütter nun als Eingeborene in Gschaid betrachtet, weil man sie vom Berg heruntergeholt hat.
Die kleine Sanna erzählt schließlich vor dem Schlafen gehen noch, sie habe in der Nacht auf dem Berg "den heiligen Christ" gesehen.
Interpretation:
Stifters Begegnung mit einem Kinderpaar aus Eckerntal, das sich während eines Unwetters unter einem Felsen verkrochen hatte, war ausschlaggebend für die Entwicklung dieser Erzählung.
Weiters erfuhr er durch eine Unterhaltung mit dem zu seiner Zeit lebenden Naturforscher Friedrich Simony, dass es gelungen war mitten im Winter durch eine Eishöhle in einen Gletscher vorzudringen.
Diese zwei Geschehnisse nahm er als Anlass, für eine Weihnachtsgeschichte.
Weiters auffällig in dieser Erzählung ist ihr sorgfältiger Aufbau:
Stifter, der oft sehr religiös schreibt, beschreibt am Anfang den hohen kirchlichen Rang und die Besonderheit des Weihnachtsfestes.
Dann widmet er sich einer ausführlichen (sehr ausführlichen!!) Beschreibung der Hochgebirgslandschaft sowie der Sitten und Gebräuche, in denen sich die beiden Dörfer unterscheiden.
Nach dieser ausführlichen Vorstellung des Landes beginnt erst die Handlung.
Besonders bemerkenswert ist Stifter Landschaftsschilderung.
Man hat das Gefühl, als würde er mit Worten zeichnen.
Hier sieht man auch den Einfluss der Romantik, denn er strebt für eine neue Anschauung der Natur sowie dem Verhältnis zwischen Geist und Natur.
Dadurch, dass die Kinder immer über den Bergrücken gehen müssen um zu ihrer Familie zu kommen, bilden sie gleichzeitig auch ein Bindeglied zwischen den beiden Dörfern. Doch gleichzeitig sind sie in beiden Dörfern auch Außenseiter der Gesellschaft, was typisch für den Naturalismus ist.
Weiters beschreibt Stifter sehr gut die Gefühle der Kinder (Romantik) während sie etwas sehen oder beobachten:
Als sie Schutz in einer riesigen Höhle suchen erscheint ihnen diese Eishöhle "schreckhaft blau, so blau wie gar nichts in der Welt".
Sie verlassen darauf die Höhle und suchen Schutz unter einem breiten Felsüberhang.
Als am nächsten Morgen die Sonne aufgeht, betont Stifter wiederum die "warme, rote Farbe des Lichts". In diesem Sinne werden die Gefühle stark geschildert, was typisch für die Romantik ist.
Weiters zeigt Stifter auch Symbole und die Phantasie (Romantik) der Kinder, denn Sanna sagt als sie wieder zu Hause sind sie habe in der Nacht am Berg den heiligen Christ gesehen, was in Wirklichkeit nur das Nordlicht war. Doch für die Bewohner der beiden Dörfer hat sich tatsächlich ein Weihnachtswunder ereignet, nämlich die Bereitschaft für Verständnis und Frieden.
In Summe gesehen entspricht Bergkristall eher der Romantik und schneidet auch schon ein wenig den Naturalismus an. In dieser Hinsicht ist Stifters Bergkristall eindeutig ein Vorläufer der Romantik.
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