(erste Strophe einer Minnedichtung) />
>Nemt, frowe, disen kranz:<
alsô sprach ich zeiner wol getânen maget:
>so zieret ir den tanz,
mit den schoenen bluomen, als irs ûffe traget.
het ich vil edele gesteine,
daz müest ûf iuwer houbet,
obe ir mirs geloubet.
sêt mîne triuwe, daz ichz meine.<
Übersetzung:
Nehmt, Gräfin, diesen Kranz!
So sagte ich zu einem schönen Mädchen.
Dann schmückt Ihr diesen Tanz
Katharina Fink (Deutsche Literatur im Mittelalter)
mit den schönen Blumen in Eurem Haar.
Hätte ich Gold und Edelstein,
sie müßten auf Euer Haupt!
Seht meinen Eid, es ist ganz wahr.
In dieser ersten Strophe verwendet Walther von der Vogelweide folgendes Reimschema: A,B,A,B,C,D,D,C
Er verwendet die Form des Kreuzreimes und die des umschlungenen Reimes. In der ersten, dritten, fünften und achten Zeile verwendet er einen Jambus, der mit Ausnahme der abschließenden, achten Zeile aus drei Hebungen besteht. In den Zeilen 2 und 4 verwendet er den Trochäus, der aus sechs Hebungen besteht. die sechste und die siebte Zeile, ein Reim, hat kein festes Versschema.
Wahrscheinlich hat er diese Dichtung für die Frau seines Auftraggebers geschrieben. Daher ist eindeutig zu sehen, daß die Schmeicheleien und Komplimente nicht bedeuten, daß er die angesprochene Frau liebt. Die Übergabe dieses Blumenkranzes war im Mittelalter ein Zeichen für Reinlichkeit und Jungfräulichkeit und wurde im Allgemeinen als Werbung gesehen. Der Minnesänger versetzt sich in dieser Strophe also in die Position des Werbenden.
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