In der personalen Erzählung erlebt der Leser das Erzählte im Bewußtsein einer Romanfigur. Im Extremfall dieser Literaturgattung gibt es überhaupt keinen Erzählvorgang mehr, kein Ereignis, sondern nur mehr eine Aneinanderreihung von Reflexionen in unendlich langen Satzperioden oder gar nur in kurzen Ausrufen. Einzig und allein das Seelenleben des Protagonisten wird wiedergegeben. Als bevorzugte Darstellungsform werden der innere Monolog, der Bewußtseinsstrom oder die erlebte Rede eingesetzt.
"Der innere Monolog ist eine in der Erzählkunst um die Jahrhundertwende neu entwickelte Technik der direkten Wiedergabe der stummen, den Innenraum des Bewußtsein einer Person nicht transzendierenden Gedanken- und Gefühlsprozesse in der 1. Person Singular und der Gegenwart unter totaler Eliminierung der vermittelnden Instanz eines Erzählers."
In der Epik gehört schon seit eh und je das Gedankenzitet, das durch eine sogenannte "inquit - Formel" ( wie zu Beispiel: "er sagte sich selber", "er dachte", .... ) eingeleitet wird, zum traditionellen Formenbestand. So wußten wir immer über das Ich des Protagonisten, der in einen Konflikt oder eine Entscheindungssituation geraten ist, durch Selbstgespräche in der Erzählliteratur oder durch Bühnenmonologen in dramatischen Werken Bescheid.
Der innere Monolog hingegen entwickelt sich erst viel später parallel zur aufkommenden Psychoanalyse in der Medizin. Er beschäftigt sich mit dem Inneren, dem Seelenleben des Menschen.
Dabei ist aber eine deutliche Abgrenzung der Begriffe innerer Monolog und Bewußtseinsstrom zu definieren. Die Bezeichnung Bewußtseinsstrom wurde vom Psychologen William James geprägt. Der "stream of consciousness" ist nur das Rohmaterial des Bewußtsein "für dessen Literarische Transkription es eine Reihe von Techniken gebe: Gedankenbericht ( omniscient description ), das Selbstgespräch ( soliloquy ), die freie indirekte Gedankenwiedergabe
( indirect interior monologue, free indirect speech ) und den inneren Monolog ( direct interior monologue ).
Als eines der ersten Beispiele für den inneren Monolog gilt "Les Lauriers sont coupes" von Durjadin, der auch diesen literaturwissenschaftlichen Begriff eingeführt hat.
Der innere Monolog stellt also eine Untergattung des "stream of consciuosness" dar und ist nach keinem geregelten Organisationsprinzip geordnet. Die Bewußtseinsabläufe werden nach freier Assoziation dargestellt. In der Extremform des inneren Monologes gibt es keine Satzzeichen mehr. Alles, das sich im Bewußtsein abspielt, soll ohne grammatische Einschnitte wiedergegeben werden. Die Syntax ist nicht mehr oder nur verkürzt vorhanden.
Ziel eines solchen Bewußtseinsstromes ist es, beim Leser ein Einfühlen in das Seelenleben der Monologfigur zu erreichen. Diesbezüglich wird natürlich die Erzählfunktion auf den Nullpunkt gesetzt und das Augenmerk auf die Romanfigur gerichtet. Durch das unmittelbare Verschwinden des Autors im inneren Monolog kann sich der Leser mit dem Protagonisten des Romans identifizieren. Somit wird der Erzählende ebenso wie in dramatischen Werken ausgeklammert.
Der Leser soll sich also mit dem Romanhelden identifizieren. Das ist aber nicht immer möglich, da er auch selbst eine gewisse Entfremdung und Distanz empfindet. Einerseits wird der Rezipient sicherlich nicht immer mit der moralischen Haltung der Figur einverstanden sein. Auf der anderen Seite wird er immer wieder mit dem Unterschied zwischen Realität und fiktiver Welt konfrontiert. Natürlich empfindet der Protagonist immer wieder Illusionen. Obwohl diese wirklichkeitsgetreu wiedergegeben werden, können sie trotzdem in einigen Punkten von der Wirklichkeit abweichen.
Der innerer Monolog bezieht sich nur auf das Ich, das Subjekt der Erzählung. Er ist eine "stenographische Mitschrift eines Selbstgespräches, nachträgliche Mitschrift, fiktives Tagebuch" . Durch die Verlagerung der Kommunikation auf das Ich der Monologfigur kommt es nicht selten zu einem Dialog des Ich mit sich selbst. Treten fremde Stimmen auf, so erscheinen diese in der Form einer direkter Rede.
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