Bettelheim sieht in "Der Froschkönig (s.o.)" den Reifeprozess der Königstochter klar dargestellt. Zu Beginn scheint sie das kleine unschuldige Mädchen zu sein, dessen Vollkommenheit durch den Verlust der goldenen Kugel zerstört wird. Das Spielzeug symbolisiert laut Bettelheim ein noch nicht entwickeltes narzisstisches Seelenbild. Als diese Kugel in den Brunnen fällt, schwindet auch die Naivität des Kindes. Daraufhin tritt der Frosch auf, welcher für das hässliche und komplizierte Leben steht.
Die Prinzessin verspricht Dinge, die sie nicht einhalten möchte, somit versucht sie der Realität zu entfliehen. Als der Frosch jedoch später die Bedingung für das Herausholen der Kugel aus dem tiefen Brunnen einfordern möchte und ihr Vater als Sinnbild ihres "Über-Ich" (Gewissen/anwägende Instanz) eingreift, wird sie in die Wirklichkeit zurückgeholt.
Aus dem ursprünglichen Spiel wurde plötzlich Ernst, so dass die Prinzessin nun gezwungen ist ihre Verpflichtungen zu erfüllen. Als der Frosch zu ihr ins Bett möchte, empfindet sie ihm gegenüber ein starkes Ekelgefühl, welches von Zorn abgelöst wird, der in Hass endet.
Daraufhin wirft sie ihn an die Wand, womit sie nach Bettelheim die Initiative ergreift und ihr Ekelgefühl überwindet. Durch die Verwandlung des Frosches in einen schönen Prinzen, ändert sich ihr Hass in Liebe, wodurch ihr sexueller Reifungsprozess abgeschlossen wird.
Da sie den Königssohn am nächsten Tag zu seinem Schloss begleitet, wird ein weiterer Unterschied zu dem zuvor beschriebenen kleinen Mädchen deutlich. Sie trifft nun eigenständig Entscheidungen und geht dabei Risiken ein.
Ausserdem zeigt dieses Märchen der Brüder Grimm, dass erste intime Kontakte nicht immer lustvoll verlaufen müssen, da sie sehr schwierig und mit Angst behaftet sein können.
Doch durch schrittweise Annäherung kann ein Schock überwunden, vollkommene Intimität erreicht und die Schönheit der Sexualität enthüllt werden.
Auch in anderen Märchen stellt der Frosch ein Symbol für sexuelle Beziehungen dar.
Durch ihn soll gezeigt werden, dass sich ein feuchtkaltes und Ekelverursachendes Geschöpf
in etwas schönes verwandeln kann, sofern der richtige Zeitpunkt abgewartet wird.
Dieses sind nur wenige Aspekte, die Bruno Bettelheim zu diesem Märchen analysiert hat.
|