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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Bedeutung der fliegerei


1. Drama
2. Liebe

Allgemeine Beliebtheit von Fliegerromanen
Gern aufgegriffene Themen in der Jugendbuch-Szene ab 1933, waren unter anderem auch Berichte vom Fliegen, von der Seefahrt und von der Technik. Von diesem Lesestoff versprachen sich die Nazis, über das Interesse der Jugendlichen an modernen Technologien, ihre Begeisterung für das Militär zu wecken.
Getreu der Forderung Herrmann Görings, der selbst Kampfflieger im 1. Weltkrieg und ab 1935 Oberbefehlshaber der Luftwaffe war, "Das deutsche Volk muß ein Volk von Fliegern werden\", fanden vor allem Fliegerromane immer mehr Anklang bei den Jugendlichen. So wurde Manfred Freiherr von Richthofens Jugendroman "Der rote Kampfflieger\", allein bis 1938 420000 mal verkauft und dokumentiert damit den Enthusiasmus der deutschen Jugendlichen für die Fliegerei.
Karl-Alois Schenzingers integriert dieses Thema im letzten Abschnitt seines Jugendbuchs Der Herrgottsbacher Schülermarsch, der bezeichnenderweise mit "Himmelfahrt\" überschrieben ist.
Jugendliche geeint in Fliegerbegeisterung
Eines Tages zieht ein Flugzeug mit "donnernde(m) Getöse\" über Herrgottsbach hinweg. Die Bürger sind beeindruckt von dieser Maschine. Ihre "...Gesichter (hatten) in den hohen Himmel hinaufgestarrt, mit großen, hellen, fast erschrockenen Augen, hatten schnell den silbrigen Vogel entdeckt und mit Blicken festgehalten, solange wie es gegangen war.\"
Auch der HJ bleibt dieses Spektakel nicht verborgen. Nachdem sie erfahren, daß der Pilot Ehrenführer der Flieger-HJ ist, beschließen sie, ihn und das Flugzeug auf dessen Landeplatz im nahen Friedrichshafen zu besuchen. Auch die katholischen Jungs der Kongregation können sich dem Reiz, den das Flugzeug auf sie ausübt, nicht entziehen und folgen der HJ nach Friedrichshafen. Die eigentlich verfeindeten Gruppen der Hitlerjungen und der "Marianischen Kongregation\" treten also, geeint durch die Begeisterung für die Fliegerei, gemeinsam die Reise an. Sie werden auch tatsächlich vom Piloten, dem Major v. Schenk empfangen. Der frühere Kampfflieger erzählt den Jungs von seinen Einsätzen und erklärt ihnen die Funktionsweise des Flugzeugs. Damit zieht er sie voll in seinen Bann. Als er mit einem der Jungen an Bord von einem kleinen Rundflug zurückkehrt, gibt es für die Gruppe kein Halten mehr. "Die Jungens stürmten die Maschine, hoben den Major auf die Schultern und trugen ihn unter ohrenbetäubendem Geheul um die Maschine herum.\"
Als der Major sich verabschiedet, spannt er einen Bogen von der allgemeinen Flugbegeisterung der Gruppe hin zum gemeinschaftlichen Einsatz für eine Idee.
"Es freut mich, daß ihr gekommen seid. Es freut mich doppelt, daß ihr gemeinsam gekommen seid. Die Not einigt. Aber auch die Liebe zu einer großen Sache einigt, und ich freue mich unbändig, daß es gerade die Fliegerei ist, die euch gemeinsam hierher geführt hat. Ich nehme das, bei Gott, als ein gutes Zeichen, Jungens! Kommt bald mal zu mir nach Böblingen. Ich zeige euch dann die Fliegerschule. Heil Hitler!\"
Nach den Eindrücken dieses tollen Tages, kommen die Jungs der Einladung des Majors schon bald nach.
In Böblingen darf jeder einen Rundflug mitmachen, und die Euphorie der Jungs steigt ins Unermeßliche.
"So etwas also konnte der Mensch! Ein Druck seines Fußes, ein Griff seiner Hand, und schon sank die Last der Erde weit zurück. Kein Hindernis mehr, kein Gewicht, kein Hemmnis, kein Widerstand. Alles überwand der Mensch: Ein Druck seiner Hand: ihm gehorchte die Erde, vor ihm neigte sich die Welt.\"
Schenzinger verbindet mit der Begeisterung für die Luftfahrt auch die Verbreitung der NS-Ideologie. Durch diese Parallelschaltung will Schenzinger die moderne und befreiende Einstellung der Menschen zur Luftfahrt auch auf den neuen Staat übertragen.

Vergleichende Interpretation
Leonhard Frank und Karl-Alois Schenzinger als Träger unvereinbarer Lebenseinstellungen
Den Romanen Links wo das Herz ist von Leonhard Frank und Karl-Alois Schenzingers Der Herrgottsbacher Schülermarsch liegt ein von Grund auf verschiedenes Verständnis von Mensch und Gesellschaft zu Grunde. So ist die Lebensphilosophie des Exilautors Leonhard Frank stark von pazifistisch-sozialistischen Einschlägen geprägt, mit denen er sich in all seinen Romanen identifiziert. In seiner Novelle Die Ursache verurteilt Frank die Todesstrafe als unmenschliches Mittel zum Strafvollzug. "Der Mensch ist gut\" zeigt schonungslos die Brutalität eines Krieges auf und erteilt gewaltsamen Auseinandersetzungen jeglicher Art eine schroffe Absage. Sein Roman Die Jünger Jesu prangert die inhumanen Züge des Nationalsozialismus, wie z.B. den Antisemitismus, an.
Am Ende seiner in Links wo das Herz ist niedergeschriebenen Lebensgeschichte gibt er sich eindeutig als Anhänger der sozialistischen Staats- und Wirtschaftsform zu erkennen. Über Michaels Glaubensbekenntnis prognostiziert er, daß "... die Haben-haben-haben-Wirtschaftsordnung (...) im Jahre 2000 abgelöst sein wird durch die sozialistische Wirtschaftsordnung.\"
Ebenso intensiv glaubt Leonhard Frank an die Kraft der Liebe, die sich im Roman durch seine Beziehungen zu Frauen äußert. Im Glaubensbekenntnis definiert Michael die gegenseitige Liebe als das größte Glück im Leben: "Wer das nicht erlebt, hat nicht gelebt\".
Im Gegensatz dazu ist die Lebenseinstellung, die Schenzinger im Herrgottsbacher Schülermarsch vermittelt, von ganz anderen Wertvorstellungen geprägt. Traditionelle Werte wie Religiosität werden von ihm durchweg negativ besetzt, da sich ihre Träger der nationalsozialistischen Idee verschließen. Vor allem der Stadtpfarrer Strobel ruft die Herrgottsbacher immer wieder zu aufrechtem Katholizismus auf und warnt vor der neuen Idee. Schenzinger verurteilt dadurch das konservative Spießbürgertum, weil es nicht offen für neue Einflüsse ist. Besser als die sturen Väter verhält sich die aufgeschlossene, jüngere Generation. Der Autor bestimmt die avantgardistische Ideologie der HJ als die einzige, den Ansprüchen der Zeit genügende, Gesinnung. Der Kampf für diese Gesinnung, nicht selten mit einem Bruch bestehender Gesellschaftsnormen verbunden, nimmt eine zentrale Position im Herrgottsbacher Schülermarsch ein.
Gegensätzlichkeit bei der Bewertung und der Auswirkungen geschichtlicher Ereignisse
Aus der Gegensätzlichkeit der Lebenseinstellungen ergeben sich natürlich auch völlig unterschiedliche Bewertungen von historischen Ereignissen. Am Eindrucksvollsten läßt sich der Nachweis dieser These vor dem Hintergrund der Machtübernahme der Nazis bei Leonhard Frank führen.
Er beschreibt die Entwicklung dieser "unheilschwangeren Wirklichkeit\" in düsteren Farben. Ihren Auslöser sieht er, im Unterschied zu Schenzinger, nicht in der überragenden Eindringlichkeit der nationalsozialistischen Ideologie, sondern führt die hohe Arbeitslosigkeit und die materiell elenden Verhältnisse der Menschen während der Weltwirtschaftskrise als Grund für die Machtübernahme des "Sumpfmenschen Hitler\" an. Seine Ernennung zum Reichskanzler ist für Michael, alias Leonhard Frank, politisch nicht zu rechtfertigen. Den brennenden Reichstag wertet er als gemeinen Trick, um eine legitime Begründung für die Verhaftung von Kommunisten in der Hand zu haben. "Wenn die etwa glauben sollten, mit Gangstermethoden auch Weltpolitik machen zu können, wären sie schon jetzt zum Untergang verurteilt und würden wie Gangster enden.\" Da die Nationalsozialisten Michael schon früh als ihren Gegner fixiert hatten; es erschien " ...ein Artikel (im ), gespickt mit Drohungen und wüsten Schimpfworten (...) gegen ihn ...\", geht Michael schließlich in die Schweiz, "fliehend vor einer unsichtbaren Gefahr.\" Seine spätere Deportation ins Konzentrationslager weist ihn nachdrücklich als Nazi-Gegner aus.
Während sich die Einstellung Leonhard Franks gegenüber dem Nationalsozialismus nie ändert, durchlaufen die Bürger Herrgottsbachs einen Prozeß der allmählichen Bewußtseinsänderung. Vor 1933 beteuert jeder, zumindest nach außen, seine Abneigung gegen die Bewegung. Nachdem Hitler zum Reichskanzler ernannt wird, schlägt die Stimmung in Herrgottsbach langsam um. "Sie (die Bürger) waren wach. Da und dort loderte schon die Begeisterung...\".
Nachdem die Reichstagswahlen vom 5.3.1933 den Nazis die politische Macht beschert, bringen auch die Herrgottsbacher ihre Sympathien für den neuen Staat frei zum Ausdruck. Der tosende Beifall und das gemeinsame Singen des Horst-Wessel-Liedes nach Otto Dobels Rede auf dem Marktplatz, dokumentiert die geistige Einheit der Bürger. Als sich am Schluß auch noch der stramm konservative Kommissar Dolfinger von der NS-Ideologie beeindruckt zeigt, schließt Schenzinger den Kreis der "Bekehrten\".
Die Menschen in Herrgottsbach verwandeln sich also im Laufe der Zeit von Nazi-Gegnern zu deren Anhängern, wodurch Schenzinger die Überzeugungsmächtigkeit, die die NS-Ideologie seiner Meinung nach hat, verdeutlicht.

Gegensätzlichkeit der Lehrergestalt
Die Romane Links wo das Herz ist von Leonhard Frank und Karl-Alois Schenzingers Der Herrgottsbacher Schülermarsch, entwerfen zwei völlig unterschiedliche Bilder von der Gestalt des Lehrers.
Leonhard Franks Volksschullehrer Dürr macht seinen Schülern das Leben zur Hölle. Viel schlimmer als die brutale körperliche Züchtigung durch den Lehrer, wiegt die Angst, die er seinen Schülern einflößt.
"Seine Erziehungsmethode war, die Knaben in Angstbesessene zu verwandeln. Das Schulzimmer war mit Angst geheizt. Angst war nachts der Trauminhalt seiner Schüler. Frühere Schüler fuhren seinetwegen noch als verheiratete Männer aus Angstträumen hoch ... .\"
Vor allem die geistig Schwächeren werden vor der Klasse bloßgestellt und jegliches Selbstbewußtsein dieser Schüler wird vom Lehrer systematisch zerstört.
Während die anderen zu Untertanen erzogen wurden, "(trugen) die Empfindsameren (...) den Stempel des Irrenhauskandidaten auf der Stirn.\" Seine "überwältigende Autorität\" mißbrauchte der Lehrer, um "die Persönlichkeit des Schülers auszurotten.\"
Am schlimmsten leidet der sensible Michael unter den Erziehungsmethoden des Herrn Dürr. Er hält dem psychischen Druck, den der Lehrer ausübt, nicht stand. Michael, zuvor fließend sprechend, beginnt plötzlich zu stottern, muß zur Strafe in die letzte Bank sitzen und wird, vom Lehrer forciert, permanent ausgelacht. "Nur zur Belustigung der Klasse rief er ihn noch manchmal auf, und sie durften zusammen mit dem Lehrer über Michael lachen, wenn er seine falschen Antworten stotternd herauspreßte.\"
Ganz anders verhält sich Schenzingers Lehrer, der Professor Hahn, im Herrgottsbacher Schülermarsch.
"Professor Hahn hieß nun einmal der "Prophet\", und sie fühlten sich als seine Jünger.\" Aus dieser einführenden Bemerkung wird schon erkennbar, daß die Schüler der Herrgottsbacher Lateinschule eine besondere Beziehung zu ihrem Lehrer haben. Sie akzeptieren seine uneingeschränkte Autorität, die er sich nicht durch übertrieben harte Bestrafungen, sondern über kompetente und spannende Darstellung der Unterrichtsinhalte erwirbt. "Die Jungens horchten gespannt. Nicht einen Augenblick ließen sie diesen sprechenden Mund aus den Augen. Das war nun wieder einmal fabelhaft, was ihr Prophet da zum besten gab.\"
Auch die Vergangenheit ihres Lehrers als Divisionspfarrer imponiert den Jungs sehr. Die 12 Schüler umfassende Klasse des Propheten ist in der ganzen Schule als "Apostelklasse\" bekannt, "und sie waren - ohne zu wissen warum - nicht wenig stolz auf diesen Namen.\"
An einer Stelle des Buches wird konkret auf den Respekt und die große Achtung vor dem Lehrer Bezug genommen. Als Max Dolfinger von zu Hause ausrückt, um auf die Fliegerschule zu gehen, läßt er zwar seinen Vater ahnungslos zurück, bringt es aber nicht übers Herz, den Propheten gleichermaßen zu hintergehen.
"Ich (Max Dolfinger) kann mir nicht helfen, Otto, aber ich glaube, ich hätte doch mal mit dem "Propheten\" reden sollen, bevor ich weggehe. Er glaubt sonst am Ende, ich hätte ihn umgehen wollen, ich sei ihm ausgewichen, und das möchte ich nicht. Gerade beim "Propheten möchte ich das nicht.\"
Professor Hahn reagiert erwartungsgemäß verständnisvoll. Er redet dem jungen Max zwar ins Gewissen, hindert ihn aber nicht an seinem kühnen Plan und gibt dem bereits davonstürmenden Jungen sogar den Segen der Kirche.

Schlußbemerkung: Wachsende Begeisterung für die Fliegerei in Neu-Ulm
Die Euphorie der deutschen Jugendlichen für die Luftfahrt, auf die Schenzinger im Herrgottsbacher Schülermarsch eingeht, war das Ergebnis von gezielten Propagandaeinsätzen der Nationalsozialisten für die Luftfahrt.
Auch in Neu-Ulm läßt sich dieser Trend ab 1934 verstärkt nachweisen. Im Zuge einer großangelegten Werbewoche vom 1.6.1934 - 8.6.1934, die auf das ganze Reichsgebiet ausgedehnt war, staunten mehr als 7000 Besucher über diverse Flugschauen auf dem Schwaighofener Fluggelände. Auch die Ausstellung von Segelflugzeugen und ein Propagandamarsch lockten viele Interessierte an.
Die Werbeeinsätze verfehlten ihre Wirkung nicht. Die Fliegerei erlebte im wahrsten Sinne des Wortes einen Aufwind, dessen Bedeutung Oberbürgermeister Nuißl unterstreicht. Seiner Ansicht nach ist es die "nationale Pflicht jedes Deutschen, die eminent wichtige Flugsache zu unterstützen und zu fördern.\"
Dieser Boom wirkte sich auch zahlenmäßig aus. Neben vielen neuen Mitgliedern kann sich die Fliegerortsgruppe Neu-Ulm über die Gründung drei neuer Fliegerstützpunkte in Thannhausen, in Vöhringen und in Krumbach freuen. Mit den bereits bestehenden Stützpunkten in Weißenhorn und Illertissen, "(hat) die Fliegerortsgruppe Neu-Ulm somit ihr Gebiet voll abgedeckt.\"

 
 

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